Landeshauptstadt: „Zweckoptimismus“
Wie sich die neuen Chefs in Babelsberg vorstellten
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Wie sich die neuen Chefs in Babelsberg vorstellten Babelsberg - Die neuen Chefs wirken ziemlich nervös. Christoph Fisser, der Filmunternehmer aus München, steht leicht versteift vor dem Mikrophon – und überlässt das Reden lieber seinem Geschäftspartner Carl Woebcken. Der verliest der Presse einen wohl ausformulierten Text, in dem alles steht, was neue Eigentümer eines Unternehmens so sagen müssen. Fisser und Woebcken haben vergangene Woche Studio Babelsberg gekauft – für einen Euro, Verkäufer Vivendi gab ihnen noch 18 Millionen Euro Anschubfinanzierung dazu. An diesem Mittwochnachmittag wollen die neuen Chefs endlich öffentlich machen, was sie mit dem Traditionsbetrieb, der als Wiege des deutschen Films gilt, vorhaben. Mehr als eine Woche lang hatten sie vor allem die 220 Mitarbeiter des Studios im Unklaren darüber gelassen, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Ein Vakum, in dem Spekulationen bestens gedeihen. Mit einigen davon räumt Woebcken auf: Babelsberg soll weiter Kino machen, mehr Fernsehen werde nur für eine bessere Auslastung gebraucht. Das sei „das einzige Konzept, das funktioniert“, wird Betriebsratschef Jan-Peter Schmarje später dazu sagen. Er hatte befürchtet, wenn die neuen Chefs mit Babelsberg Kurs aufs TV-Geschäft nehmen, würden die vielen Filmhandwerker nicht mehr gebraucht. Dass Woebcken und Fisser jedoch genügend Geld haben, um das Studio tatsächlich wieder auf „Erfolgskurs“ zu bringen, bezweifeln die Beobachter. 18 Millionen Euro von Vivendi – doch wie hoch sind die Schulden, die noch auf dem Studio lasten? Zwei bis drei Millionen Euro für Investitionen – doch warum spricht eine Mc Kinsey-Studie dann von 40 bis 50 Millionen Euro Investitionsbedarf? Sie hätten nicht geplant, dass ihnen das Geld ausgehe, sagt Woebcken. Außerdem wollten sie sich diese Frage erst in zwei bis drei Jahren stellen. Überraschend gelassen reagiert vor allem Betriebsrat Schmarje auf das Ganze. In den vergangenen Tagen hatte er noch mit einem Brief an den Bundeskanzler Druck gemacht und darin den Verkauf an Fisser und Woebcken als „schlechteste Variante“ bezeichnet – gilt jetzt ein Friedensabkommen. Sein Stellvertreter jedoch, Daniel Klappenbach, mag nur von „Zweckoptimismus“ sprechen, der jetzt in Babelsberg herrscht. Die neuen Eigentümer hätten doch selbst vor der Presse „nur rumgeeiert“. Wenn die 18 Millionen Euro von Vivendi alle seien, „ist nichts mehr da“. Er habe den Eindruck, Fisser und Woebcken seien „nur guten Mutes, aber sie haben nichts dahinter“. Hoffentlich waren sie nicht deshalb so nervös. Sabine Schicketanz
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