Von Kay Grimmer: Zwei Golden Globes für Babelsberg
Doppel-Erfolg von Österreicher Waltz und Haneke lässt Potsdam vom Oscar träumen
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Babelsberg - Es war eine kurze Nacht für Babelsbergs Studioverantwortliche und die X-Filme-Crew. Doch die Augenringe wurden durch Golden-Globe-Leuchten in den Augen überstrahlt. Gleich zwei der wichtigsten Filmpreise nach den Oscars, gingen in der Nacht zum Montag an Produktionen mit Potsdamer Beteiligung. Den Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film sprach die Vereinigung der ausländischen Filmkritiker in Hollywood dem Film „Das weisse Band“ zu, bei dem der in München geborene Österreicher Michael Haneke Regie führte und der vom X-Filme-Geschäftsführer und Babelsberger Stefan Arndt mitproduziert wurde. Bester Nebendarsteller wurde der Österreicher Christoph Waltz mit seinem Spiel des fies-aalglatten Nazis Hans Landa in Quentin Tarantinos Weltkriegs-Farce „Inglourious Basterds“, die vom Studio Babelsberg koproduziert wurde. Drei weitere Nominierungen konnten indes nicht in Preise umgewandelt werden. So war der Streifen als Bester Film ins Rennen gegangen, Quentin Tarantino war als Regisseur und für sein Drehbuch nominiert.
Es war gegen halb vier deutscher Zeit, als die italienische Diva Sophia Loren den goldenen Umschlag öffnete und „Meikäl Hänikki“ auf die Bühne rief. Stefan Arndt, der in letzter Minute eine Einladung zur Verleihung ergattern konnte, klopfte sichtlich erleichtert Hanekes Schulter, ehe er den 67-Jährigen zu Loren entließ. Dieser bedankte sich in charmantem Austro-Englisch vor allem bei seinen die Kinder-Darstellern. Das Drama über das Leben in einem Dorf kurz vor dem ersten Weltkrieg entstand zu großen Teilen im brandenburgischen Netzow. Produzent Arndt sagte: „Wir freuen uns sehr über die großartige Auszeichnung.“
Kurz darauf gab es in Babelsberg erneuten Grund zum Jubeln – auch wenn der Preis für Christoph Waltz fast schon zwingend war. Zu beeindruckend ist das Spiel des Österreichers in der Babelsberg-Koproduktion „Inglourious Basterds“. Waltz, der seinen Globe von Schauspielerin Halle Berry entgegennehmen durfte, bedankte sich – gewohnt amüsant-umständlich – vor allem bei Regisseur Tarantino: „Er nahm meine bescheidene kleine Welt, meinen Globus, und mit der Kraft seines Talents, seiner Worte und seiner Vision schleuderte er ihn in seinen Orbit. Eine atemberaubende Erfahrung.“ Die Freude beim Studio Babelsberg, in dem der Film zu großen Teilen entstand, war groß. „Wir gratulieren Christoph Waltz von ganzem Herzen“, sagte Christoph Fisser, Studio- Babelsberg-Vorstand und Koproduzent von „Inglourious Basterds“ in Potsdam. „Die Ehrung zeigt, dass deutschsprachige Schauspieler zunehmend international erfolgreich sind und wie wichtig internationale Koproduktionen für den Filmstandort sind. Hätte Tarantino nicht in Deutschland produziert, hätte er Christoph Waltz vermutlich nie getroffen“, so Fisser. Die Filmfördergesellschaft Medienboard Berlin Brandenburg, die beide Filme unterstützt hat, sah in den Preisen eine Bestätigung für den Standort: „Der Erfolg zeigt, dass man hier alles findet, was man braucht, um außergewöhnlich gute Filme zu drehen“, so Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus.
Die Doppelehrung unterstrich derweil eine bewährte Erfolgs-Kooperation: Wenn Potsdams und Österreichs Filmemacher zusammenarbeiten, scheinen Preise gewiss. Der Alpenländler Stefan Ruzowitzky hatte das 2008 bereits mit dem Oscar für die Babelsberg-Koproduktion „Die Fälscher“ bewiesen. Gleiches darf ohne weiteres Christoph Waltz zugetraut werden. Und auch dem Haneke- Film , „Das weisse Band“, werden Siegeschancen beim Auslands-Oscar zugetraut. Die Nominierung, die kommende Woche bekannt gegeben werden, gilt nach dem Golden Globe als sicher.
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