ATLAS: Zwei Meter tief
Sabine Schicketanz sorgt sich um die Historie unterm Schloss
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Was unter dem Alten Markt verborgen liegt, ist in Ostdeutschland wohl einmalig: Ein Grundriss der mittelalterlichen Stadt, die später einmal Potsdam werden sollte. Er ist offenbar außergewöhnlich gut erhalten, denn das Areal wurde außer mit dem Stadtschloss nicht bebaut – und das Schloss hatte bekanntlich einen großen Hof, der ebenfalls frei von Neubauten blieb. Bis jetzt. Nun soll der neue Landtag an dem Ort entstehen, an dem schon 3500 Jahre vor Christus Menschen siedelten. Das erscheint folgerichtig, das Landesparlament kehrt zurück zur Wiege Brandenburgs. Am Vorgehen rund um die archäologischen Grabungen bleiben allerdings Zweifel: Können tatsächlich in zwei Jahren alle Schätze dokumentiert werden – besonders, da Teile der Bodendenkmale durch den Bau der Tiefgarage zerstört werden? Sind die Grabungen tatsächlich dem Bedarf nach geplant worden – oder ist in der „denkmalrechtlichen Erlaubnis“ nur das vorgegeben, was bezahlbar ist? Wer wie das Land Brandenburg die Entscheidung trifft, an einem solch historischen Ort wie der Potsdamer Mitte zu bauen, der muss auch der Historie gerecht werden. Diese manifestiert sich nicht nur im Grundriss des Stadtschlosses – sondern auch in den zwei Metern Erde darunter.
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