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Auf dem Spielplatz vor dem einstigen Wohnhaus von Elias und seiner Mutter erinnerten Fotos, Kerzen und Blumen an den Jungen.

© A. Klaer

Vor Prozessbeginn gegen Silvio S. am Landgericht Potsdam: Zwei Morde, die Deutschland erschütterten

Ab dem morgigen Dienstag beginnt am Landgericht Potsdam der Prozess gegen Silvio S. – wegen der Morde an Elias und Mohamed. Ein Rückblick.

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Potsdam/Berlin - Es ist der Albtraum aller Eltern: Ein unscheinbarer Einzelgänger lockt Kinder an, entführt und missbraucht sie, um sie schließlich zu ermorden und wie Müll zu entsorgen. Der 1983 geborene Silvio S. aus dem Dörfchen Kaltenborn südwestlich von Berlin soll im vergangenen Jahr genau dies den Kindern Elias und Mohamed angetan haben. Am Dienstag beginnt vor dem Landgericht Potsdam der Mordprozess gegen den weitgehend geständigen Mann.

Der Albtraum nimmt seinen Anfang am Nachmittag des 8. Julis vergangenen Jahres. In der Potsdamer Wohnsiedlung Schlaatz geht der sechsjährige Elias vor dem Abendbrot noch einmal hinunter zum Spielplatz. Eine Stunde später ist er verschwunden. Die Mutter und ihr Lebensgefährte werden Elias nicht wiedersehen. Es nutzt nichts, dass neben der Polizei Hunderte Freiwillige über Wochen Potsdam und Umgebung durchkämmen.

Bis zum Herbst fehlt jede Spur von Elias

Elias stirbt noch am Tag seiner Entführung. Silvio S. will den Jungen laut Staatsanwaltschaft sexuell missbrauchen. Er verabreicht dem Kind Schlafmittel, knebelt seinen Mund. Der Junge wehrt sich dennoch, weshalb Silvio S. ihn schließlich erwürgt. Er vergräbt den Leichnam auf seinem Wochenendgrundstück bei Luckenwalde. Bis zum Herbst fehlt von Elias jede Spur.

Drei Monate nach Elias’ Verschwinden sucht sich Silvio S. laut den Ermittlern ein neues Opfer. Er findet es dort, wo in jenen Herbsttagen großes Chaos herrscht. Vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) stehen neu angekommene Flüchtlinge genauso Schlange wie die, die schon länger in Deutschland sind.

Unter den Wartenden ist am Nachmittag des 1. Oktobers eine schwangere Frau aus Bosnien – zusammen mit ihrer fünfjährigen Tochter und dem vierjährigen Mohamed. Als Mohamed vermisst gemeldet wird, beginnt die Berliner Polizei sofort mit Hochdruck mit der Suche. Sie befürchtet das Schlimmste: Überwachungsbilder vom Lageso-Gelände zeigen Mohamed an der Hand eines unbekannten Mannes.

Fall Mohamed: Die Ermittler haben kaum eine Chance

Wieder haben die Fahnder kaum eine Chance: Silvio S. missbraucht Mohamed laut Anklage im Obergeschoss seines Elternhauses. Aus Angst vor Entdeckung und aus Wut soll Silvio S. das Kind erst mit den Händen gewürgt und später mit einem Gürtel stranguliert haben. Mohamed ringt lange, aber vergeblich um sein junges Leben.

Erst vier Wochen später stößt die Polizei auf die hochauflösenden Überwachungsbilder eines Restaurants nahe dem Lageso. Die Eltern von Silvio S. erkennen ihren Sohn auf den Fahndungsbildern und stellen ihn zur Rede. Der herbeigerufenen Polizei übergibt Silvio S. den Leichnam von Mohamed in einer Plastikwanne voller Katzenstreu. Im Verhör gesteht er auch den Mord an Elias. Ob er vor Gericht aussagen wird, gilt laut Medienberichten als wenig wahrscheinlich.

Zunächst steht der Tod von Elias im Mittelpunkt

Die Empörung gegen Silvio S. schlägt nicht nur außerhalb der Gefängnismauern hohe Wellen: Der Untersuchungshäftling ist laut dem brandenburgischen Justizministerium zu seinem eigenen Schutz getrennt von den Mithäftlingen untergebracht. Auch der Prozess wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen geführt werden. Zunächst soll der Tod von Elias im Vordergrund stehen, zu den ersten Zeugen am Dienstag gehört seine Mutter, die auch Nebenklägerin ist.

Gut möglich ist, dass ihre Anwälte beantragen, dass Silvio S. während ihre Aussage den Saal verlassen muss – um ihr die direkte Gegenüberstellung zu ersparen. Ein Urteil in dem Mordprozess wird am 26. Juli erwartet, zwölf Verhandlungstage sind angesetzt.

Hinweis in eigener Sache:

Wir werden den Prozessauftakt mit einem Newsblog ab Dienstag, 10 Uhr, hier auf pnn.de begleiten. 

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