Landeshauptstadt: Zwei Wege aus der Kindheit
Jugendliche haben die Wahl zwischen Jugendweihe und Konfirmation – zwei Potsdamer haben ihre Entscheidung getroffen
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Jugendweihe oder Konfirmation – das ist hier die Frage. Zwei Jugendliche aus Potsdam haben für sich die Antwort gefunden: Josephine von Hertzberg, Schülerin des Helmholtz-Gymnasiums, lässt sich konfirmieren. Constantin Konrad von der Lenné-Gesamtschule hat sich hingegen für die Jugendweihe entschieden.
Constantin ist 14 Jahre alt. Wenn er zu seiner Schule ins Zentrum-Ost fährt, führt ihn sein Weg durch die halbe Stadt, denn er wohnt in Bornim. Jeden Tag also eine kleine Reise. Für einen Achtklässler freilich locker zu meistern. Josephines Schulweg ist da bedeutend kürzer. Von der Großen Weinmeisterstraße bis zur Schule in der Kurfürstenstraße sind es zwar auch nicht nur ein paar Schritte, aber der Schulweg ist – zumal mit dem Fahrrad – schnell geschafft. Die 14-jährige Josephine lernt an der städtischen Musikschule Geige. Und sie hat noch ein ganz anderes Hobby: Sie spielt Tennis. Bei Constantin geht es ebenfalls sportlich zu. Seine Freude am Fußball ist so groß, dass er es mit seinen 14 Jahren schon zum Schiedsrichter gebracht hat. Dafür bekommt er sogar etwas Geld.
Im Urlaub auf Mauritius vor zwei Jahren hat Constantin zudem das Tauchen mit Sauerstoffflaschen gelernt. In diesem Sommer will er in Griechenland erneut tauchen und unter Wasser nach Schildkröten suchen. So genau weiß er noch nicht, ob er da auch mit Sauerstoffflaschen die Unterwasserwelt erkunden kann. Aber wenigstens schnorcheln – das sollte drin sein.
Am letzten Samstag ging es bei Constantin allerdings nicht tief hinab unter die Meeresoberfläche, sondern hoch hinaus in den Himmel. Nicht er selbst stieg in die Lüfte auf, sondern um die hundert mit Helium gefüllte Luftballons flogen in den Abendhimmel. Die Ballons waren eine Überraschung seiner Eltern und der Eltern von Freunden. Drei Freunde – ein Mädchen und zwei Jungen – feierten gemeinsam mit Constantin ihre jeweilige Jugendweihe, und zwar bei einem dieser Freunde zu Hause in Bornim. Als die Ballons aufstiegen, hatte Constantin schon einen großen Teil des anstrengenden Tages hinter sich. Der Tag begann mit einer Feierstunde im Schlosstheater. Erst kurz Stellprobe, „wie wir auflaufen“, und dann ging es auch schon bald los. Eine Band spielte, Tanzvorführungen wurden geboten und – wie es sich für eine Feierstunde gehört – eine Festrede war natürlich auch dabei. Constantin, der in Vorbereitung der Jugendweihe einen Benimmkurs besucht hatte, schätzt, dass es so etwa 30 bis 40 Jugendliche waren, die mit ihm zusammen im Schlosstheater die Jugendweihe erhielten. Eine Rose, ein Buch und eine Urkunde bekam jeder der Jugendlichen in der Feierstunde.
Josephines großer Tag steht hingegen noch bevor. Sie möchte sich am Pfingstsonntag konfirmieren lassen. Schon am Tag zuvor werden ihre Paten anreisen. Nach dem Konfirmationsgottesdienst in der Friedenskirche wollen Josephine und ihre Gäste im Schloss Golm Mittag essen. Danach soll es bei Josephine zu Hause ein gemütliches Beisammensein geben.
Josephine geht schon lange in den Konfirmandenunterricht. Dort haben sie und andere Jugendliche gerade einen Gottesdienst vorbereitet. Josephine schätzt, dass in der Gruppe knapp 30 Konfirmanden sind. Zusammen mit drei anderen Konfirmanden aus der Gruppe hat Josephine für den Gottesdienst neulich sogar die Predigt geschrieben. Die Jugendlichen haben die Predigt dann auch selbst gehalten. Das war nicht irgendein Gottesdienst, sondern speziell einer, in dem sich die Konfirmanden in der Friedenskirche der Kirchengemeinde vorgestellt haben. Solche Gottesdienste haben Tradition. Aber war es auch die Tradition, die Josephine dazu bewegt hat, sich konfirmieren lassen zu wollen? Schließlich ist die Konfirmation Tradition in ihrer Familie, erzählt Josephine. Nach der Taufe „gehört es dazu, dass man sich konfirmieren lässt“, bekennt die bereits als Baby getaufte Josephine. Und – auch darüber hat sie bereits nachgedacht – später würde Josephine gern kirchlich heiraten.
Der christliche Glaube, nun ja, sie habe über das Positive und das Negative des Glaubens nachgedacht und sich dann aber bewusst für den Glauben entschieden. Sie glaube an Gott und an die Bibel, aber vielleicht „nicht an jeden Teil der Bibel“, wie sie sagt. Den Sinn der Konfirmation sieht sie darin, dass sie damit in die Kirchengemeinde aufgenommen werde und nun selbst Patin für einen Täufling werden könne. Aber dass die Konfirmation „nochmal die Taufe bestätigt, das finde ich auch schon ganz wichtig“, ergänzt Josephine. Auf Geschenke zur Konfirmation freue sie sich zwar, aber die Konfirmation als solche sei für sie das Entscheidende: „Ich weiß auch nicht, das ist einfach schön.“
Auch wenn die Jugendweihe für Josephine nie infrage gekommen sei, so freue sie sich doch mit Freundinnen, die Jugendweihe machen, und gratuliere denen auch. Der Sinn der Jugendweihe sei ihr allerdings nicht klar. „Ich weiß nicht, warum man das macht.“ Constantin hat hierauf für sich eine Antwort gefunden: Für ihn gehöre die Jugendweihe „zum Leben einfach dazu, weil es der Abschied von der Kindheit ist.“ „Man macht sich auf den Weg zum Erwachsenwerden.“ Er wiederum wisse allerdings nicht, warum sich manche konfirmieren lassen. „Muss ich auch nicht unbedingt wissen“, fügt Constantin an.
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