Von Hella Dittfeld: Zweimal die Lieblingsfarbe Blau
Seenparadies zwischen Potsdam und Schwerin wird gemeinsam beworben
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Potsdam - Zusammengewachsen ist es schon in der Eiszeit als die rutschenden Gletscher die Rinnen für Flüsse und Seen schufen und die mecklenburgisch-brandenburgische Seenplatte entstand. Mit der gemeinsamen Lobpreisung des „blauen Paradieses“ hat es allerdings bis in die Neuzeit gedauert. Die Broschüre, die Europas größtes Wassersportrevier mit all seinen Facetten, aber doch als großes Ganzes beschreibt, ist ganz neu. Die Tourismusverbände Mecklenburgs und Brandenburgs haben sie in erster Auflage 2008 herausgegeben. Beschrieben werden alle Wasserwanderwege und die Extras rechts und links. Wer die Probe aufs Exempel macht, der kann – wie versprochen – ganz schnell seensüchtig werden. Das blaue Band zwischen den beiden Landeshauptstädten Schwerin und Potsdam – Berlin liegt als dritte im Bunde sozusagen auf dem Wege – bietet so ziemlich alles, was das Herz begehrt, vor allem aber Ruhe, Entspannung und blaue Weite. Eine Einschränkung gibt es allerdings: die Strecke ist leider nicht ganz führerscheinfrei zu bewältigen. Man braucht ihn auf allen stark von der Berufsschifffahrt befahrenen Wasserwegen, zum Beispiel auf der Havel-Oder-Wasserstraße, dem Havelkanal und in Berlin (siehe Grafik). Auf das entspannende Tempo von sechs bis neun km/h angewiesen, kann man aber ohnehin keine Kilometer schrubben und es sind zudem noch 24 Schleusen zu überwinden. Für die 306 Wasserkilometer zwischen den Hauptstädten müssen mindestens zehn Tage eingeplant werden, Ausflüge oder Badeaufenthalte nicht eingerechnet.
Die Berührungspunkte zwischen Anfangsstation und Endpunkt sind vielfältig: Schwerin wie Potsdam gehören zu den kleinen Landeshauptstädten, beide sind sie geschichtsträchtig und verfügen (Potsdam voraussichtlich ab 2012) über Landtagsschlösser. Die Schweriner mussten allerdings weder Bombenschäden noch DDR-Abrisse bewältigen und entschlossen sich, gleich nach der Wende dem Landtag einen Platz im Schloss einzuräumen. Zu dessen Füßen tut sich im Moment gerade einiges, denn Schwerin wird Bundesgartenschau-Stadt 2009 und im Anklang an die Zahl der Seen soll es sieben Buga-Gärten geben. Der Garten des 21. Jahrhunderts entsteht direkt am Schloss und man kann jetzt schon seine neugepflanzten Robinien, die Uferanlage und die schwimmende Wiese bewundern, die noch mit „Apfelsinenscheiben“ als Beete bestückt werden soll. Die Schweriner sind übrigens stolz darauf, den drittgrößten Binnensee Deutschlands ihr eigen zu nennen. Noch attraktiver ist es, dass man bis zum Plauer See und auf der Müritz nach dreistündiger Einweisung ein geradezu grenzenloses Freizeitkapitänsrevier vorfindet. Über dem Plauer See kann man es sogar aus der Luft bewundern. Rundflüge mit dem Wasserflugzeug machen es möglich. Das Städtchen Plau hat sich vom Industriestandort zu einem Urlauberparadies entwickelt. und es bietet gleich in drei Kliniken Genesung an.
Um sich im blauen Paradies zu tummeln, muss man kein eigenes Boot haben. Man kann sich eines ausleihen, zum Beispiel bei Kuhnle-Tours mit Charterbasen in Stralsund, an der Müritz, in Zeuthen und sogar in Frankreich. Dadurch werden auch zielgerichtete Fahrten möglich mit einer Rücktour per Bahn oder Bus. Dass drei Einführungsstunden ausreichen, um sich dann in eine der vielen Schleusen zu zwängen, beschwören zwar die Bootsverleiher. Doch wer es einmal versucht hat, dem steht nachträglich noch der Angstschweiß auf der Stirn, so manche Schramme am Boot inclusive. Die Kuhnleschen Hausboote sind gut ausgerüstet und wer eine Frühjahrs- oder Herbstausfahrt plant, kann per Heizung Wärme nachlegen wenn den Urlauber die Sonne im Stich lässt.
An den Ufern des blauen Paradieses ist gerade in den letzten Jahren eine Menge geschehen, neue Marinas, Gaststätten, Hotels und Freizeitangebote entstanden. Das Städtchen Malchow zum Beispiel hat gerade seinen Stadthafen in Betrieb genommen, das 10-Millionen-Euro-Projekt wurde gefördert durch EU- und Landesmittel. Mit den Liegeplätzen und neuem Restaurant entstand ein Bereich, der zum Verweilen einlädt. Zuvor habe sich dort ein etwas trostloser Parkplatz befunden, meint Bürgermeister Joachim Stein (Grüne). Dass ausgerechnet den einige Bürger behalten wollten, nötigt ihm immer noch ein Kopfschütteln ab.
Die Potsdamer haben, was den Stadthafen betrifft, noch einigen Nachholbedarf. Die Seerose als Strandbar dürfte nicht jedermanns Sache sein. Vor allem ältere Besucher vermissen traditionell Gastronomie. Die Hafenmeisterei, die Armin Burchardi an seinen privat betriebenen Anlegestegen versprochen hat, wird wohl auch noch länger auf sich warten lassen. Bei Burchardi-Tochter Andrea in der Marina „Just-for-fun“ an der Schiffbauergasse kann man sich aber schon richtig wohlfühlen. Die beiden Wassertaxis der Weissen Flotte haben sich als echter „Renner“ von Anlegesteg zu Anlegesteg erwiesen. Und es hat sich langsam herumgesprochen, dass die Stadt neben Schlössern und Gärten eben auch ein blaues Paradies zu bieten hat.
Weiteres unter www.das-blaue-paradies.de oder über Tourismus Marketing Brandenburg, Tel. (0331) 200 47 47 und Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (0381)40 30 500
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