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Mit dem Leihrad zur Arbeit? Bei der Bewerbung um Bundes-Fördermittel für einen öffentlichen Radverleih bekommt die Stadtverwaltung Konkurrenz. Das Berliner Plakatwand-Unternehmen Wall will den Rad-Service auch für Potsdam anbieten.

© Manfred Thomas

ÖFFENTLICHE RÄDER ANDERSWO: Zweimal Zweirad Drei Stunden kostenlos, Radhelm inbegriffen

Die Stadt will sich um Bundesmodellprojekt zum Radverleih bewerben / Konzept der Wall AG steht bereits

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Innenstadt – Bus, Tram oder Rad: Fahrräder könnten in Potsdam bald zum Öffentlichen Personennahverkehr gehören. Nach PNN-Recherchen gibt es für die Ausschreibung zum bundesweiten Modellversuch „Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme“ gleich zwei Bewerber für die Landeshauptstadt: Demnach arbeiten die Verkehrsbetriebe (ViP) gemeinsam mit der Stadt und der Deutschen Bahn an einem Konzept.

Gleichzeitig hat das Berliner Plakatwand-Imperium Wall AG sein Bewerbungskonzept für ein stadtweites Radverleihsystem in Berlin und Potsdam bereits bekannt gegeben. Einsendeschluss für die Bewerbungen beim Bundesverkehrsministerium ist der 17. Juni 2009.

Mit insgesamt zehn Millionen Euro will das Bundesministerium den klimafreundlichen und energieeffizienten Radverkehr bundesweit fördern: Von dem jetzt ausgeschriebenen Modellvorhaben, das im Oktober 2009 starten und bis Ende 2012 laufen soll, erhofft sich das Ministerium „einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Lärmreduzierung“, wie es im Ausschreibungstext heißt. Außerdem soll die Mobilität von Bürgern ohne Auto erhöht werden.

Zum Mietpreis von einem Euro pro Stunde will die Wall AG die Fahrräder in Potsdam und Berlin ausleihen. Das ist im europäischen Vergleich relativ teuer. Für den Service hat das Berliner Unternehmen einen Kooperationspartner mit Erfahrung gefunden: Die „nextbike GmbH“ betreibt bereits Radverleihe in mehr als 20 deutschen Städten, darunter Berlin, Dresden, Düsseldorf, Leipzig und Nürnberg. Kommunale Zuschüsse sieht das Wall-Konzept nicht vor: Das System finanziert sich den Angaben zufolge allein über die Verleihgebühren und Werbeflächen an den Rädern.

Auch die Potsdamer Stadtverwaltung arbeitet an einem Radverleih-Konzept zur Bewerbung beim Bundesverkehrsministerium, bestätigte Stadtsprecherin Regina Thielemann den PNN auf Anfrage. Details konnte sie allerdings nicht nennen: „Die Gespräche laufen noch.“ Beteiligt ist neben den Verkehrsbetrieben nach Auskunft von ViP-Sprecher Stefan Klotz auch die Deutsche Bahn. Sie betreibt Radverleihe in mehreren deutschen Städten und arbeitet in Stuttgart bereits mit der dortigen Stadtverwaltung zusammen.

Bei etablierten Radverleihern in Potsdam sieht man die drohende Konkurrenz gelassen: „Wir haben eher ein touristisches Zielpublikum“, erklärte Tom Sehrer, Chef des Radverleihs „Potsdam per Pedales“, auf PNN-Anfrage. An den Ausleihstationen am Hauptbahnhof und am Bahnhof Griebnitzsee können Räder je nach Ausstattung zum Tagespreis ab 10,50 Euro gemietet werden.

In Stockholm funktioniert der Radverleih als öffentlich-private Zusammenarbeit, finanziert über Reklame: An mehr als 70 Stationen kann man in der schwedischen Hauptstadt ohne Extrakosten ein Rad leihen, das man innerhalb von drei Stunden an einer beliebigen Station wieder abgeben muss. Voraussetzung ist eine Leihkarte, die pro Saison (April bis Oktober) etwa 25 Euro kostet – Radhelm inbegriffen.

Die Stadt Wien hält bereits seit 2003 öffentliche Räder an 60 Stationen vor: Nur 1 Euro kostet die Jahreskarte in Österreichs Hauptstadt. Leihgebühren fallen erst ab der zweiten Stunde jeder Fahrt an. Gibt man das Rad innerhalb einer Stunde zurück, ist der Service kostenlos. In Deutschland bietet die Deutsche Bahn unter anderem in Berlin und Stuttgart einen Radverleih an. Voraussetzung dafür ist ein Kundenkonto für einmalig 5 Euro. Abgerechnet wird nach Minuten: Pro Minute fallen 8 Cent an, pro Tag berechnet die Bahn maximal 9 Euro. In Stuttgart ist der Radverleih in der ersten halben Stunde gratis: Die Kosten dafür trägt die Stadt.JaHa

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