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Immer engagiert. Marian Unger (25) ist seit 2008 Torwart und seit zwei Wochen auch Mannschaftskapitän des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03.

© Manfred Thomas

Sport: „Zweiter will niemand werden“

Babelsbergs neuer Mannschaftskapitän Marian Unger über sein Regionalliga-Team und das neue Spieljahr

Stand:

Im Fußball ist der Torwart nach Niederlagen mitunter der einsamste Mensch. Wie einsam waren denn Sie am vergangenen Freitag nach Babelsbergs 0:1 im Pokal gegen Bayer Leverkusen, Herr Unger?

Gar nicht – wir Torleute gewinnen und verlieren gemeinsam mit der Mannschaft. Der Spruch meint weniger Niederlagen an sich als vielmehr gravierende Fehler des Torwarts, die spielentscheidend waren.

Hand aufs Herz: War Bayers Sieg-Tor durch Derdiyoks Beinschuss haltbar?

Nein, dafür war die Entfernung zu gering und die Schärfe des Balls zu groß. Aber so ein Beinschuss ist natürlich immer besonders ärgerlich.

Ihre Mannschaft erhielt nach dem knappen Pokal-Aus gegen Leverkusen viel Lob. Zurecht?

Ja, wenn man bedenkt, dass wir gegen eine Bundesliga-Mannschaft hohen Formats mit vielen Nationalspielern –, die in dieser Saison wieder ins internationale Geschäft will – gezeigt haben, dass wir auch Fußball spielen können.

Was nimmt Nulldrei aus der Pokal-Partie mit in die Regionalliga-Saison?

Dass wir uns vor keiner Mannschaft verstecken müssen. Sowohl unsere Testspiele in der Vorbereitung als auch jetzt das erste Pflichtspiel im Pokal haben uns darin bestärkt, dass wir auf unsere eigenen Stärken vertrauen können.

Ist der SV Babelsberg 03 für den Aufstiegskampf gerüstet?

Ich denke schon. Wir sind eine Mannschaft, die im Großen und Ganzen zusammengeblieben ist und sich dadurch schon größtenteils sehr gut kennt. Und unseren neuen Mitspielern wurde sofort vermittelt, dass sie alles geben müssen, damit wir unser gemeinsames Ziel auch erreichen.

Welches Ziel?

Bis zuletzt ganz oben an der Spitze mitzumischen. Und Zweiter will niemand werden.

Welche Klubs erwarten Sie im Kampf um den Sprung in die dritte Liga als stärkste Konkurrenz?

Das ist vorher schwer zu sagen. Der 1. FC Magdeburg, der Hallesche FC und der VfL Wolfsburg II werden sicher eine große Rolle spielen. Gespannt bin ich auch auf den Chemnitzer FC, der wieder ganz oben dabei sein möchte.

Sind Sie zufrieden, trotz höherklassiger Angebote bei Nulldrei geblieben zu sein?

Ja. Ich bin mit meiner Entscheidung im Reinen und freue mich auf die Saison in Babelsberg. Ich würde mir ja auch keinen Gefallen tun, wenn ich unzufrieden wäre. Dann könnte ich nicht die Leistungen bringen, die ich von mir selbst erwarte.

Worin sehen Sie den größten Unterschied zwischen der aktuellen SVB-Mannschaft und der der Vorsaison?

In der Breite der Qualität. Wir haben jetzt mehr Spieler, die in der Startelf stehen könnten. Ob das mit einem höheren Niveau über die gesamte Saison gleichzusetzen ist, muss sich noch zeigen. Unser Kader lässt jedenfalls auf einiges hoffen.

Ihr Cheftrainer Dietmar Demuth hat jetzt 24 Spieler, von denen er wöchentlich sechs aussortieren muss. Sorgt das nicht für böses Blut?

Das ist durchaus denkbar, denn schließlich wollen alle spielen. Entscheidend für unseren Saisonverlauf wird deshalb sein, dass jeder begreift, dass er für den Verein wichtig ist, ob er nun spielt oder nicht, und dass er deshalb seine Mannschaftskollegen hundertprozentig unterstützt.

Welche Rolle können Sie dabei als neuer Mannschaftskapitän spielen?

Ich sehe mich schon in der Pflicht zu erkennen, ob Stimmungen in die positive oder negative Richtung gehen, und gegebenenfalls zu helfen – durch Gespräche mit betroffenen Spielern oder dem Mannschaftsrat.

Sie selbst können als Nummer eins zwischen den Nulldrei-Pfosten beruhigt sein.

Für einen Torwart ist Vertrauen immens wichtig, und ich spüre hier dieses Vertrauen, das ich mir auch erarbeitet habe. Ein Motto von mir lautet aber: Stillstand ist Rückschritt. Dienst nach Vorschrift zu machen würde mir nichts bringen, denn schließlich habe ich noch etwas vor.

Was denn?

Ich will in den Profifußball.

Am Freitag zum Saisonstart kommt mit Hertha BSC II die Reserve eines Profiklubs nach Babelsberg. Eine machbare Aufgabe?

Ja. Wir waren in der letzten Saison die heimstärkste Mannschaft der Liga und wollen das wieder anstreben. Über die zu Hause gewonnenen Spiele bestimmst Du Deine Saison. Wir haben in der Vorbereitung viel und gut gearbeitet und müssen jetzt vom ersten Tag an Vollgas geben.

Das Interview führte Michael Meyer.

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