Landeshauptstadt: Zwischen Normalität und Abseits
Potsdam muss sich Gedanken über seinen „ländliche Raum“ machen – nicht überall fühlt man sich wohl
Stand:
Potsdam muss sich Gedanken über seinen „ländliche Raum“ machen – nicht überall fühlt man sich wohl Im Jahre 2002 befragten wir die Potsdamer in einer großen PNN-Serie dazu, wie wohl sie sich in ihrem Stadtteil fühlen. Zu dieser Zeit liefen bereits die Vorbereitungen für die Eingemeindung der neuen Ortsteile. Im Oktober 2003 wurden die Ortsbeirate gewählt. Was hat sich seitdem in Fahrland, Golm, Groß Glienicke, Neu Fahrland, Marquardt, Satzkorn und Uetz-Paaren geändert? Sind sie angekommen in der Landeshauptstadt? Die Golmer hatten sich zwar bereits im Februar 2001 mit großer Mehrheit gegen Potsdam entschieden, doch agiert der neue Ortsbeirat heute pragmatisch. So setzt Golm auf den internationalen Ruf des Wissenschaftsparks – daran müsse sich nun die Entwicklung der Infrastruktur im Ortsteil messen lassen, sagt der Stadtverordnete Horst Heinzel (CDU). Die Ansiedlungen des neuen Fraunhoferinstituts und des Innovationszentrums und die Erweiterung des Uni-Komplexes seien ein positives Zeichen. Golm möchte aber seinen dörflichen Charakter behalten, denn man lebt dort eben gern ländlich. Auch Uetz-Paaren war von Anbeginn gegen die Aufgabe seiner Selbstständigkeit. Und auch nach 16 Monaten Zugehörigkeit zur Landeshauptstadt sind noch wenig Gemeinsamkeiten zu spüren. Potsdam müsse sich ernsthaft Gedanken über seinen ländlichen Raum machen, sagt Ortsbürgermeister Hans Becker. Durch die Übertragung der städtischen Gebühren-Satzungen auf das „flache Land“ seien viele irritiert. Dadurch sei jetzt viel von dem weggefallen, was ein Dorf zum Wohnen attraktiv mache. In Marquardt sieht man sich nicht nur geografisch abseits von Potsdam. Zwar war auch diese Gemeinde strikt gegen den Anschluss, doch kam bei Ortsbürgermeister Dietrich Menzer im vergangenen Sommer nach dem Besuch von Oberbürgermeister Jann Jakobs etwas Hoffnung auf Verständnis für sein Dorf auf. Über die strikte Ablehnung des Parkplatz-Baus am Dorfeingang ist man jedoch ziemlich verärgert. Ebenso verdrecke der Ort, weil heute dafür „x Ämter zuständig“ seien, so Ortsbürgermeister Menzer. Früher haben zwei Gemeindearbeiter das ganze Dorf komplett in Ordnung gehalten. Bei den Nachbarn in Satzkorn denkt man vor allem an das neue Ortszentrum. Für Ortsbürgermeister André Haufe ist die Zusammenarbeit mit der Stadt ein Stück Normalität geworden. Wichtig wäre, dass Satzkorn im Landesprogramm für ländlichen Wegebau berücksichtigt würde. Das beträfe den Schulweg nach Fahrland genauso wie die Straße zum früheren Bahnhof Satzkorn, deren Öffnung wünschenswert wäre, sagt Haufe. Auch Satzkorn hatte sich gegen die Eingemeindung entschieden, dann aber trotzdem einen Vertrag mit Potsdam unterzeichnet. Mit Fahrland wollte sich seinerzeit wegen der hohen Schulden keiner zusammenschließen, auch Potsdam nicht. Daran erinnert sich Ortsbürgermeister Claus Wartenberg jetzt. Und genauso fühle man sich behandelt. Es gäbe so gut wie keine finanziellen Zuwendungen von der Stadt. Trotz Haushaltssicherungskonzept habe die Gemeinde früher immerhin noch 30 000 Euro jährlich für Investitionen aufbringen können, dadurch sei die Infrastruktur jetzt auf dem Laufenden. Jedoch sollte die Kita-Frage bald geklärt werden, die alte Einrichtung platzt aus den Nähten. Für Groß Glienicke stand zunächst die Bildung einer Großgemeinde zusammen mit Dallgow-Döberitz und Seeburg auf dem Programm. Das scheiterte im Januar 2002 am Votum der Bürger, erst im Nachgang entschied man sich für das kleinere Übel: die Eingemeindung in die Landeshauptstadt. Auch heute sind die Meinungen noch sehr unterschiedlich im Ort, aber immerhin garantiert ein Vertrag mit Potsdam Investitionen von mehr als anderthalb Millionen Euro im laufenden Jahr. Man sei unterm Strich von den Vorteilen der Eingemeindung überzeugt, sagt Ortsbürgermeisterin Doris Langenhoff. Neu Fahrland kam als einzige Gemeinde mit „fliegenden Fahnen“ nach Potsdam. Das habe man bisher auch nicht bereut, stellt Ortsbürgermeister Hartmut Reiter fest. Gerade bei der aktuellen Planung für die Birnenplantage als Sport- und Freizeitzentrum sei die Stadt sehr hilfreich, zumal die neue Rettungswache der Feuerwehr das Gebiet zusätzlich aufwerte. Auch beim Bau des Gutsparks Nedlitz gehe es voran, der könnte noch in diesem Jahr fertig werden. Reiter meint, dass die Neu Fahrländer gut in Potsdam angekommen sind.
- CDU
- Groß Glienicke
- Hochschulen
- Potsdam: Fahrland
- Potsdam: Golm
- Potsdam: Neu Fahrland
- Potsdam: Satzkorn
- Potsdam: Uetz-Paaren
- Schule und Kita in Potsdam
- Wohnen in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: