
© Andreas Klaer
Café Kellermann in Babelsberg schließt: „Etwas Erfahrung wäre nicht schlecht gewesen“
Uwe Kellermann betreibt in Potsdam das Café Kellermann und den gegenüberliegenden Regioladen. Das Café will er nun in neue Hände geben – und sich künftig auf den Lebensmittelladen konzentrieren.
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Ein Aushang im Café Kellermann in Babelsberg macht deutlich, dass es dort nicht mehr lange so weitergeht wie bisher. Der Inhaber Uwe Kellermann ist auf der Suche nach einem neuen Betreiber für seinen „Kieztreff“ in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Nach einem „intensiven Ausflug in die Gastronomie“ hat Kellermann keinen finanziellen Spielraum mehr, das Café in seinem jetzigen Format weiter zu betreiben, sagt er gegenüber der PNN.
Das 2017 eröffnete Café war ein beliebter Treffpunkt im Kiez, sollte ein kultureller und sozialer Ort zum Verweilen sein. Viele der Stammgäste kamen zum Arbeiten, oder um sich mit Freunden zu treffen. Durch das Selbstbedienungskonzept waren die Umsätze und Trinkgelder jedoch geringer als in anderen Restaurants, der soziale Aspekt des Zusammenkommens stand im Vordergrund. Die finanzielle Situation sei für den 53-Jährigen aber nicht mehr tragbar: Nach Umsatzeinbrüchen infolge der Pandemie erschwerten Mindestlohn- und Mehrwertsteuererhöhungen sowie steigende Energiepreise und hohe Nachzahlungen das Geschäft, auch die Miete sei an dem „präsenten Standort“ nicht unerheblich, so Kellermann. Im Januar hat der Betreiber noch in der Kabel-Eins-Show „Mein Lokal, dein Lokal“ für sein Café geworben.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Er sei kein Gastronom und habe daher auch kein Interesse, das Café in einem anderen als dem ursprünglich geplanten Format zu betreiben, sagt Kellermann. Das „Konzept eines niedrigschwelligen Treffpunktes für Babelsberger“ sei mit der wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr vereinbar. In Babelsberg sei der Einzelhandel auf die Einheimischen angewiesen, zudem würden viele neue Cafés in unmittelbarer Nähe entstehen, die sich gegenseitig „das Leben schwer machen“, sagt der 53-Jährige. Auch persönlich habe ihn die Arbeit sehr gefordert und an seine persönlichen Grenzen gebracht: „Da war ich ein bisschen verrückt, muss ich im Nachgang sagen“, so Kellermann. „Etwas Erfahrung wäre nicht schlecht gewesen.“
Wehmut und Vorfreude
Daher heißt es nun Abschied nehmen – Kellermann will sich künftig auf den Regioladen konzentrieren, den er bereits seit 2007 direkt betreibt. „Nach dem intensiven Ausflug in die Gastronomie muss ich erstmal wieder ankommen“, so der Betreiber. Für das Café sucht er jetzt einen Nachfolger, wann genau Schluss ist, ist noch nicht bekannt. Die Gespräche mit potenziellen Abnehmern befinden sich laut Kellermann aber schon in der Endphase. Es wird voraussichtlich ein Restaurant „im klassischen Sinne“ in das Eckhaus einziehen, mit „mehr Service-Professionalität“, erklärt er. Um seine 18 Angestellten, die zurzeit in Teilzeitverträgen oder auf Minijob-Basis angestellt sind, mache er sich keine Sorgen. „Ich gehe davon aus, dass sie keine Probleme haben werden, mit ihrer Erfahrung etwas Neues zu finden“, so Kellermann.
Im Zuge der kommenden Schließung bedankt sich der Inhaber noch einmal für die finanzielle Unterstützung seiner Stammgäste zur Corona-Zeit. Innerhalb kürzester Zeit waren damals 30.000 Euro Spendengelder von 400 Café-Gästen zusammengekommen, um das Lokal vor einer Pleite in der Pandemie zu bewahren. Das Dankeschön soll wohl nicht nur dem Papier bleiben: Auch eine Abschlussparty stellt er in Aussicht.
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