Kultur: „... die jung im Kopf und im Herzen geblieben sind“
Hans Otto Theater stellte neue Saison vor
Stand:
Neunundvierzig Stücke werden insgesamt in der kommenden Spielzeit am Hans Otto Theater zur Aufführung kommen, davon zehn Premieren und 24 Wiederaufnahmen im neuen Theaterhaus, das ab September in die zweite Saison geht. 15 Neuinszenierungen wird es im Kinder- und Jugendtheater geben, das vorrangig in der Reithalle A spielt. Ab neuer Spielzeit präsentiert es sich unter dem Namen Junges Theater. Intendant Uwe Eric Laufenberg stellte gestern den neuen Spielplan der Presse vor.
Zum ersten Todestag der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja wird es einen inszenierten Abend für und über sie geben. Der Premierentermin ist der 7. Oktober, der Geburtstag des russischen Präsidenten Putin. Mit dem Thema Meinungsfreiheit beschäftigen sich weitere Stücke, so „Die Jüdin von Toledo“ des Österreichers Franz Grillparzer. Dieses so selten aufgeführte Schauspiel, in dem es um Rassismus geht, wird die erste Premiere der Spielzeit sein (21. September). Den Blick in den unruhigen Nahen Osten wirft „Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad, einem Autor, der im Libanon geboren wurde und heute in Kanada lebt (Premiere: 9. November). Mit Spannung wird die Inszenierung der Dramatisierung des Romans „Die satanischen Verse“ von Salman Rushdie erwartet. Premiere für dieses Stück unter der Regie Uwe Eric Laufenbergs ist am 18. April 2008.
Ein Mammutprojekt wird das Ensemble ab 15. März auf die Bühne am Tiefen See bringen. Beide Teile von Goethes „Faust“ sollen an einem Abend zur Aufführung gelangen. Jedes Stück soll aber auch an verschiedenen Tagen einzeln für sich stehen. In der Inszenierung des Intendanten spielen unter anderen Moritz Führmann, Günter Junghans und Tobias Rott. Weitere Neuproduktionen sind „Die Möwe“ von Anton Tschechow, „Filumena“ von Eduardo de Filippo, die Uraufführung von „Der Zufriedene“ von Katharina Schlender, Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ sowie „Ein Menschenfeind“ von Moliére im Schlosstheater, inszeniert von Philippe Besson, der bereits erfolgreiche Moliére-Erfahrungen aufzuweisen hat. Besson wird dann als Gast am Hans Otto Theater arbeiten. Er hat sich als Leiter des Kinder- und Jugendtheaters verabschiedet. Sein Nachfolger ist Andreas Steudtner, der seit vielen Jahren als Dramaturg und Regisseur das Theater für junge Leute mitprägt.
Das Junge Theater wird ebenfalls mit einem sehr farbigen Spielplan nicht nur für das jüngste Publikum aufwarten, sondern für alle, die „jung im Kopf und im Herzen geblieben sind“ (Laufenberg). So wird das Junge Theater verstärkt auch Stücke im Abendspielplan anbieten. Seine Hauptspielstätte Reithalle A wird sich als ein Freizeitbad als ganzjährige Kulisse für alle Stücke präsentieren. Bei jedem Stück können die Zuschauer von einer anderen Perspektive aus das „Spaßbad“ betrachten. Die Kulisse sei auch ein ironischer Fingerzeig auf die lang anhaltende Debatte um ein Spaßbad in Potsdam, so Steudtner. Zu sehen ist ab 22. September „Kamikaze Pictures“ von Jan Liedtke. Das Stück handelt von der Suche eines Jugendlichen nach der perfekten Freundin. Drei Schauspieler werden das Ensemble des Jungen Theaters verstärken: Ulla Schlegelberger, Alexander Weichbrodt und Matthias Hörnke.
Neu ins Schauspielensemble kommt Marcus Schinkel, verlassen werden es Rahel Ohm, Kay Dietrich und Hannes Wegener. Gisela Leipert, die viele Jahre am Hans Otto Theater engagiert und eine der wichtigsten Protagonistinnen war, geht aus Altersgründen aus dem Vertrag. Schauspieler, die sich auch bei Film und Fernsehen einen Namen machten, konnten für Neuinszenierungen wieder als Gäste gewonnen werden: Katharina Thalbach, und das legendäre „Paul und Paula-Paar“ Angelica Domröse und Winfried Glatzeder. Neben Uwe Eric Laufenberg wird Petra Luisa Meyer, die für zwei Jahre einen Vertrag in der Tasche hat, für die meisten Inszenierungen verantwortlich sein.
Das neue Theaterhaus, das am 22. September 2006 eröffnet wurde, bescherte dem Ensemble im vergangenen Jahr einen Besucherrekord. Das für mehr als 26 Millionen Euro errichtete Gebäude am Tiefen See wurde mit fünf Premieren eröffnet. Laufenberg betonte, trotz der noch immer nicht vollständig gelösten Akustikprobleme werde das Haus sehr gut angenommen. Bei vielen Aufführungen sei die Nachfrage nach Tickets deutlich größer gewesen als das Angebot. Die Auslastung des Hauses lag von September bis Dezember bei 98 Prozent. Für das gesamte Jahr 2006 verzeichnete das Theater 106 520 Besucher. Es wurde eine Auslastung von 92 Prozent erreicht.Klaus Büstrin
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