
© Andreas Klaer
Pferdelazarett, NS-Gericht, Stasi-Knast: Wie das Gefängnis in Potsdams Lindenstraße zur Gedenkstätte wurde
Im ehemaligen Stasigefängnis in Potsdams Zentrum befindet sich seit 1995 eine der wichtigsten Gedenkstätten der Stadt. Wie begeht sie das Jubiläum?
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Einer der wichtigsten Erinnerungsorte Potsdams feiert Geburtstag: 2025 besteht die Gedenkstätte Lindenstraße seit 30 Jahren. Der Ort koppelt die Feierlichkeiten dazu mit einem anderen Jubiläum: Vor zehn Jahren wurde die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße ins Leben gerufen, das Haus konzeptionell und personell neu aufgestellt.
Am 15. Juli findet von 17 bis 20 Uhr im Hof ein Festakt statt, mit Diskussionsrunde, Zeitzeugengesprächen, Filmvorführung und Konzert. Anmeldungen dafür werden unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de erbeten. Vom 15. bis 20. Juli gibt es zudem täglich um 14 Uhr eine kostenlose Führung. Auch Eintritt und Audioguides sind in dieser Woche kostenfrei.
Im Februar 1995 hatte sich die „Fördergemeinschaft Lindenstraße 54“ gegründet, im Oktober wurde das ehemalige Gefängnis zur Gedenkstätte erhoben. Die Erinnerung an einen Ort, wo sich NS- und DDR-Diktatur kreuzten, bekam so einen offiziellen Ort im Herzen der Stadt. Inzwischen zieht er rund 20.000 Menschen pro Jahr an.
Das Gebäude in der Lindenstraße 54 hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es war Pferdelazarett, Sitz der Stadtverordneten, Gericht. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts war es vor allem Gefängnis. Bis 1945 für politisch und ethnisch Verfolgte des NS-Regimes, später für Gefangene des sowjetischen Geheimdienstes. Noch später war hier das Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit für den Bezirk Potsdam. 35 Jahre lang.
Die Liste der Gräuel, derer es hier zu gedenken gilt, ist lang. Aber auch eine kurze, bislang nur wenig untersuchte positive Phase gab es: Ab Januar 1990 richteten sich in dem ehemaligen Gefängnis demokratische Gruppen ein, um an einer Zukunft für die untergehende DDR zu arbeiten. Das Gebäude wurde „Haus der Demokratie“.
Schon am 5. Dezember 1989 hatte sich ein Bürgerkomitee Zugang zum Untersuchungsgefängnis verschafft. Als am 20. Januar 1990 die erste öffentliche Besichtigung des ehemaligen Gefängnisses stattfand, waren Staunen und Schock der Bevölkerung groß. Viele hatten nur geahnt, mit was für einem Ort genau sie da Tür an Tür gelebt hatten.
Das Doppeljubiläum begleitet die Gedenkstätte mit rund 20 Veranstaltungen bis November, zudem erscheint eine Broschüre mit Zeitzeugenberichten, aus denen die PNN Auszüge dokumentieren. Ab 26. September ist „Das graue Elend von Potsdam“ geplant: eine Sonderausstellung über die Zeit als sowjetisches Untersuchungsgefängnis von 1945 bis 1952.
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