
© Andreas Klaer
RBB-Serie „Geheimnisvolle Orte“: Film gibt Einblicke in ehemaliges Gefängnis in Potsdamer Lindenstraße
Mehrere Diktaturen nutzten die heutige Gedenkstätte als Gerichts- und Gefängnisort. Ein Film beleuchtet Schicksale von Menschen, die dort inhaftiert waren.
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Erst die NS-Justiz, dann der sowjetische Geheimdienst und die Stasi: Jahrzehntelang herrschten in der heutigen Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße Unrecht und Terror. Nun macht ein Film die Schicksale der in dem Gerichts- und Gefängniskomplex inhaftierten Menschen sichtbar. Das Werk ist Teil der RBB-Dokureihe „Geheimnisvolle Orte“. Der Film von Eva Thron läuft am 7. Mai um 20.15 Uhr erstmals im RBB und ist im Anschluss in der Mediathek verfügbar.
In der NS-Zeit wurden in dem Gefängnisbau im Hof politische Gegner und „rassisch“ Verfolgte inhaftiert. Seit 1934 tagte das Potsdamer „Erbgesundheitsgericht“ im Vorderhaus. Nachdem das Deutsche Reich den Krieg 1939 begonnen hatte, wurden vor allem Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten, in der Lindenstraße eingesperrt. Ab 1943 diente das Gefängnis auch als Untersuchungsgefängnis des Volksgerichtshofs, der mindestens 55 Menschen zum Tode verurteilte.
Nach dem Ende des Krieges nutzte der sowjetische Geheimdienst (NKWD/MGB) die Einrichtung als zentrales Untersuchungsgefängnis für das Land Brandenburg. In der DDR war der Gebäudekomplex ein Untersuchungsgefängnis der Stasi für den Bezirk Potsdam. Nach 1990 wurde es für kurze Zeit zum „Haus der Demokratie“. Seit 1995 ist der Ort eine Gedenkstätte.
„Der Film ist ein wichtiges Zeugnis, das die Erfahrungen und Schicksale der in der Lindenstraße inhaftierten Menschen sichtbar macht. Über das filmische Mittel wird zudem ein breiterer Zugang zum Thema Haft- und Gerichtsort geschaffen“, sagte Stiftungsvorstand Maria Schultz.
In diesem Jahr jährt sich nicht nur zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Gedenkstätte Lindenstraße feiert zudem ihr 30-jähriges Bestehen. Am 15. Juli ist eine Jubiläumsfeier geplant. Noch bis zum 15. Juni läuft die Ausstellung „Er ist als Ausländer fluchtverdächtig.“ – Zwangsarbeit und NS-Justiz in Potsdam (1940-1945). Ab dem 26. September ist unter dem Titel „Das graue Elend von Potsdam“ eine Sonderausstellung über die Zeit als sowjetisches Untersuchungsgefängnis zu sehen. Zudem befasst sich eine Dauerausstellung mit der Geschichte des Gebäudekomplexes.
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