Kultur: 300 Taler „zum Zwecke einer Kunstreise“
In der Sonderausstellung des Potsdam-Museums „Königliche Visionen“ im Kutschstall: Der Rompreis Ernst Zillers
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In der Sonderausstellung des Potsdam-Museums „Königliche Visionen“ im Kutschstall: Der Rompreis Ernst Zillers Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall am Neuen Markt die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas“. Dazu veröffentlichen die PNN eine Folge von Beiträgen, die herausragende Exponate beschreiben. Heute: Der Rompreis Ernst Zillers. Die 300 Taler klimperten verheißungsvoll in seiner Geldbörse, als Ernst Ziller im Frühjahr 1862 die badische Eisenbahn in Richtung Süden bestieg. „Zum Zwecke einer Kunstreise“ war dem jungen Bauführer dieser Schatz ausgehändigt worden. Wie andere Bauakademien dieser Zeit auch, ermöglichte die „Technische Bau-Deputation Berlin“ mit einem solchen Rompreis ihren Absolventen eine Studienreise nach Italien. Die Hingabe an die Architektur war dem Sohn des Potsdamer Regierungsbauinspektors Christian Heinrich Ziller bereits in die Wiege gelegt. In Italien suchte er künstlerische Vervollkommnung und Inspiration. Seine Eindrücke hielt er in einem Skizzen- und einem Reisetagebuch fest. Sie dokumentieren auf eindringliche Weise die Erwartungen und Hoffnungen des Stipendiaten an seine „Grand Tour“ und spiegeln zugleich die Sehnsüchte des Bildungsbürgertums des 19. Jahrhunderts wider. In Rom notiert Ziller in sein Tagebuch: „Während meiner fast 8 wöchigen Anwesenheit in dieser Weltstadt hatte ich ausreichend Zeit u. Muße mich dem Studium der unendlich vielen Denkmäler der Architektur, Sculptur, Malerei etc. widmen zu können“ Von der Ewigen Stadt aus machte er sich auf, die antiken Stätten Pompejis und Paestums zu erkunden, immer auf der Suche nach dem Licht und den Farben des Südens, die bereits Generationen von Künstlern hierher gelockt hatten. Ernst Ziller hatte nicht nur Augen für die Erhabenheit klassischer Bauwerke und antiker Ruinen. Seine Skizzen sind Momentaufnahmen, halten beiläufig das Leben fest: Geschäftiges Treiben auf den Straßen oder wie hier, einen jungen Mann, die Säulen der Tempelanlage von Paestum zeichnend. Hat sich Ernst Ziller wie ein Renaissancemaler heimlich selbst ins Bild geschlichen? Was ist aus dem Bauführer Ernst Ziller geworden? Ging er wirklich nach Athen und baute dort das Nationalmuseum? Näheres hierzu im Vortrag von Gerhild Martens: „Eine Reise nach Italien. Skizzen des Potsdamer Ernst Ziller aus dem Sommer 1862“, der am 16. März um 19 Uhr im Kutschstall in Potsdam stattfinden wird. Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“, Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18, Mittwoch bis 20 Uhr; Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mittwoch 18 bis 20 Uhr. Heute findet um 19 Uhr im Kutschstall ein Vortrag mit Saskia Hüneke zu den Erwerbungen Friedrichs II. statt.
Silke Kamp
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