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Kultur: Affektvoll

Landespolizeiorchester mit Bläsersinfonischem

Stand:

Glücklicherweise wählten die Polizeimusiker als Zugabe Johann Sebastian Bachs innige Aria „Bist du bei mir“ – eine Liebeserklärung eines Menschen, der sich zum Sterben anschickt und den Liebsten zurücklassen muss. Und so bekam das 3. Bläsersinfonische Konzert des Landespolizeiorchesters Brandenburg im Nikolaisaal unter der Leitung von Peter Vierneisel noch einmal eine dichte Atmosphäre, die zuvor bei der Musik des US-Amerikaners John Williams zur Filmtrilogie „Star Wars“ verloren ging. Denn sie war laut und plakativ. Vielleicht kann sie Filmbilder besser illustrieren. Diese Komposition war der Science Fiction-Beitrag des Konzerts, das den Titel „... zwischen Himmel und Erde“ trug. Weitere „Säulen“ der Dramaturgie: Religion, Poesie und Philosophie. Für jede gab es ein Werk.

Die Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565, vielleicht das berühmteste Orgelwerk Bachs stand für die Religion, bearbeitet für ein sinfonisches Blasorchester von Siegmund Goldhammer. Die Ähnlichkeiten der Bläser zur Orgel wurden sehr deutlich. Die Affekte, also die Vielfältigkeit von Klangmöglichkeiten sowie die architektonische Prachtentfaltung, wurden von Peter Vierneisel immer wieder in eine klare Bach“sche Ordnung „gezwungen“. Das Orchester wartete hierbei mit einer wunderbar inspirierten Wiedergabe auf.

Der Rumäne Mihai Eminescu hat ein tief berührendes Gedicht über die Liebe eines Abendsterns zu einer irdischen Prinzessin geschrieben. Der Österreicher Thomas Doss ließ sich von dieser Dichtung anregen und schrieb „Luceafarul“ für Blasorchester – ein zart-trauriges Werk, durchsetzt mit dramatischen Aufwallungen. Zu tonalen Harmonien gibt es manch Atonales. In der Interpretation des Orchesters verspürte man eindrücklich Erde, Luft und Unendlichkeit. Die Poesie konnte mit diesem Werk wunderbar gefeiert werden. Mit der Philosophie beschäftigt sich die postromantische und opulente Komposition „Escape from Plato“s Cave“ des US-Amerikaners Stephen Melillo. Das Höhlengleichnis des Plato liegt ihr zugrunde, bei der die Menschen als Gefesselte in einer Höhle leben und nur wenige zum Licht geführt werden, zur Erleuchtung. Melillo schrieb kein sehr hintergründiges Stück, sondern eines, das auf Kraft und Pathos angelegt ist. Zwischendurch sprachen die Schauspieler Anka Lea Sarstedt und Moritz Führmann Texte von Ingeborg Bachmann und Pablo Neruda, die eine Verbindung zu den „Säulen“ herstellen sollten, jedoch allzu sehr im Allgemeinen blieben, außer zur Philosophie und vor der Zugabe.Klaus Büstrin

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