Kultur: Allein der Musik verpflichtet Zum Tod der Kritikerin Gerda Reinhold
Anfang 1988. Gerda Reinhold, die Konzertrezensentin der damaligen Brandenburgischen Neuesten Nachrichten, heute PNN, wird zu einem klärenden Gespräch ins Hans Otto Theater eingeladen.
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Anfang 1988. Gerda Reinhold, die Konzertrezensentin der damaligen Brandenburgischen Neuesten Nachrichten, heute PNN, wird zu einem klärenden Gespräch ins Hans Otto Theater eingeladen. Intendant Gero Hammer und Chefdirigent Gotthold Lienicke reagieren auf einen Verriss, den die Kritikerin über ein Sinfoniekonzert des Orchesters des Hans Otto Theaters schrieb. Man wollte ihr klarmachen, dass die Probebedingungen für den Klangkörper miserabel seien und diese die Qualität beeinflussen können. Die Kritikerin möge dies zukünftig, so die Herren, in ihren Rezensionen über das Orchester berücksichtigen. Doch Gerda Reinhold ließ sich nicht beirren. Ihre Antwort: Für sie zähle nur die Qualität am Veranstaltungsabend.
Gerda Reinhold, die von 1982 bis 2003 Musikkritikerin dieser Zeitung war, hat sich in ihrem Urteil von anderen Menschen nie beeinflussen lassen. Sie fühlte sich allein der Musik und dem Komponisten gegenüber verpflichtet. In ein Konzert ging sie nie unvorbereitet. Es war ihr wichtig, die jeweiligen Werke, die musiziert wurden, intensiv zu studieren. Ihre besondere Liebe galt jedoch der Kirchenmusik, die im Hause Reinhold immer zugegen war. Verheiratet war sie nämlich mit dem Potsdamer Tenor Herbert Reinhold, der vor allem in den Vierziger- bis Sechzigerjahren ein gefragter Oratorien- und Konzertsänger war. Da waren die verschiedenen Interpretationen von Werken natürlich immer ein Gesprächsgegenstand.
Die gebürtige Hamburgerin, die in Erfurt aufwuchs, die die C-Prüfung für Organisten sowie ein Privat-Musiklehrerexamen absolvierte, die im kirchlichen Dienst stand, die 1958 nach Potsdam kam, hat das Konzertleben dieser Stadt immer genau beobachtet und hat es mit großer Aufmerksamkeit und Liebe begleitet. Natürlich konnte sie sich über Misslungenes auch ärgern, umso größer war ihre Begeisterung über ein musikalisches Ereignis, das alle gleichermaßen erfreuen konnte: Zuhörer und Kritikerin.
Wie die PNN erst jetzt erfuhren, ist Gerda Reinhold am 26. Januar dieses Jahres im Alter von 88 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Potsdam verstorben. Klaus Büstrin
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