Kultur: Allein in der Dunkelheit
Ein Programmpreis für das „Thalia“ und eine laue „Lange Nacht der Kinos“
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Ein Programmpreis für das „Thalia“ und eine laue „Lange Nacht der Kinos“ Beim Kinderprogramm im Filmmuseum, dem Auftakt zur „Langen Nacht des Kinos“ am Sonnabend, wird gemalt und gebastelt was das Zeug hält. Das Foyer ist brechend voll und wer will, kann sich noch „Lauras Stern“ im Kino oder die Märchenlandausstellung im Obergeschoss anschauen. Besonders die „TrickboXX“ zieht die Kleinen an, weil sie ihre eigenen Filme machen können, indem sie Kartonfiguren unter einer Kamera Schritt für Schritt weiterbewegen. Doch was wären Filmemacher ohne die Kinos, die ihre Filme zeigen: Deshalb wird in der Biosphäre der Kinoprogrammpreis Berlin-Brandenburg verliehen. Als einziges festes Kino in Brandenburg wird das Thalia ausgezeichnet. Die 7500 Euro Preisgeld sind dem Haus willkommen, denn selbst an dem Babelsberger Arthouse Kino geht die Kinoflaute des Sommers nicht spurlos vorüber. Auch wenn Geschäftsführer Thomas Bastian betont, dass er angesichts der allgemeinen Lage kaum klagen möchte. Der Preis, ausgelobt von der Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Hauptverband Deutscher Filmtheater, soll Kinobetreibern Mut machen, ihr Programm nicht nur auf Zuschauerzahlen auszurichten. Bastian jedenfalls sieht sich in der Linie des Hauses, bestimmte Zielgruppen anzusprechen und konsequent auf ein anspruchsvolles Programm zu setzen, vollauf bestätigt. Nach Schulkindern und Familien sollen nun Singles angesprochen werden. Nachdem die insgesamt 120000 Euro unter den Kinobetreibern verteilt sind, sollen durch eine „Video on board-Übertragung“ die Kinos der Stadt miteinander verbunden werden. Ist nicht, weil die Technik streikt. Schade eigentlich. Wäre doch ganz interessant gewesen, was so los ist. Also ab ins UCI, wo jemand über 3D-Animationsfilme sprechen soll. Doch die einzigen die zuhören wollen, sind zwei Fernsehreporter. Dann weiter ins Thalia. Während im „Konsum“ rege Betriebsamkeit herrscht, bleibt das Foyer verwaist. Da erscheint das Fernsehteam: Der Vortrag im UCI fand tatsächlich ohne Zuhörer statt. Also erneutes Warten auf eine „Video on board-Übertragung“. Die fällt aus. Nicht schlimm, nur schade. Also zurück ins Filmmuseum, wo das Foyer mittlerweile orientalisiert ist. Musikalisch wie kulinarisch. An der Decke ein gigantisches Segeltuch, Räucherstäbchen. Hier hatte die Videoübertragung funktioniert. Sagt die Filmvorführerin. Verdammt, wäre man hier geblieben, wüsste man jetzt, wo was los ist. Derweil vermöbeln sich Edward Norton und Brad Pitt auf der Leinwand. Die Verbindung zum morgenländischen Foyer scheint etwas vage. Da könnte man ja noch mal zurück zur Biosphäre, zumal der Shuttlebus gerade bereit steht. Vierzig Minuten braucht er zum Volkspark. Also ab in die Straßenbahn. Geht schneller und beinhaltet einen Spaziergang durch den stockdunklen Park, in dem auf einer riesigen Leinwand Keanu Reeves gerade ein Hochhaus zerlegt. Selbst „Matrix“ ist nicht mehr so spannend wie in all den Jahren zuvor. In der Biosphäre wummert ein Beat-Gewitter. Wären Besucher da, würden sie sicher tanzen. Ein abschließender Abstecher ins UCI: Hier überlegt eine Band aus Cottbus, ob sie auch ohne Publikum spielen soll und entscheidet sich schließlich dafür. Einige der gar nicht wenigen Kinobesucher bleiben kurz stehen und hören zu. Die meisten aber gehen weiter. Schade eigentlich. Die Jungs machen richtig gute Musik. Moritz Reininghaus
Moritz Reininghaus
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