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Kultur: An die Hand genommen

„Stille Winkel in Potsdam“: Erzählerisch-informative Spaziergänge im Ellert & Richter Verlag

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Jahr für Jahr kommen Bücher über Potsdam heraus. Neuerscheinungen und Neuauflagen. Sie müssen sich messen lassen an den Klassikern der Potsdam-Literatur, an die malerischen Betrachtungen eines Ludwig Sternaux oder an die kenntnisreichen Spaziergänge von Georg Hermann. Nun versuchen die Kulturjournalisten Michael Bienert und Elke Linda Buchholz im erzählerisch-informativen Gestus die Schönheiten der Landeshauptstadt in „Stille Winkel in Potsdam“ (Ellert & Richter Verlag Hamburg) zu beschreiben.

Stille Winkel. Doch von so manch verborgenen Orten ist die Stille gewichen. Touristen haben sie längst entdeckt und bevölkern sie zunehmend, selbst den Bornstedter Friedhof, die Friedenskirche oder den  Karl-Foerster-Garten in Bornim. Die meisten Betreiber freut’s, denn dabei fällt schließlich etwas Kleingeld ins Spenden- Töpfchen.

Erstaunlicherweise weilten die Autoren in einem der meist besuchten Orte Potsdams: im Schloss Sanssouci. Jedoch am Morgen, bevor die Reisebusse die zahlreichen Besucher in die Parkanlagen „ausladen“. In diesen Stunden erlebt man am Sommerschloss Friedrichs des Großen nur einige Spaziergänger. Sie können sich so fühlen, als ob ihnen zu dieser Zeit der Park allein gehöre. Michael Bienert und Elke Linda Buchholz schlüpfen auch in die großen Pantoffeln im Schloss, gehen von Raum zu Raum und erzählen dem Leser Altbekanntes, Geschichte und Geschichten, die in vielen Büchern nachzulesen sind. Aber vielleicht fühlen sich durch den Text Sanssouci-Neueinsteiger animiert, gerade Friedrichs Lieblingsschloss und die dazu gehörigen Weinbergterrassen in den Morgenstunden zu erleben – ein stiller „Winkel“.

Der Potsdam-Kenner besucht mit dem Buch jedoch eher Orte, die nicht so sehr im lebhaften Interesse von Touristen sind. Und da kann auch er manch neue Entdeckungen machen, so die Lennésche Feldflur um Bornim, den Botanischen Garten, die Hinterhöfe im Holländischen Viertel, den Einsteinturm oder Hermannswerder. Sogar nach Caputh führen die Autoren die Leser. Doch wenn es schon vor die Haustür Potsdams geht, dann hätte man auch gern in Geltow oder in Werder frische Luft eingeatmet.

Von den beiden Autoren fühlt man sich während der Spaziergänge sicher an die Hand genommen. Sie plaudern dabei stets gut gelaunt Doch hin und wieder fallen manch historische Auskünfte ein wenig ungenau aus. Nur ein Beispiel: Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. wurde nach seiner Überführung von der Burg Hechingen nicht in der Friedenskirche beigesetzt, sondern im Mausoleum daneben.

Mit den Schwarz-Weiß-Fotos, die im Briefmarken-Format wiedergegeben sind, macht der Spaziergang kaum Freude. Ihre Druckqualität ist wahrlich nicht die beste. Schade. Klaus Büstrin

Michael Bienert und Elke Linda Buchholz, Stille Winkel in Potsdam, Ellert & Richter Verlag, 12,95 Euro

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