Kultur: „Angst ist ein falscher Berater“
Uwe Eric Laufenberg zur Absetzung von Idomeneo an der Deutschen Oper: Kunst muss die Stimme erheben
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Als absolut falsch bezeichnet der Intendant des Hans Otto Theaters, Uwe Eric Laufenberg, die Entscheidung der Deutschen Oper Berlin, die Inszenierung „Idomeneo“ von Hans Neuenfels abzusetzen. „Kunst ist da zu da, die Stimme zu erheben: Gegen allen Unsinn, Wahnsinn, Schwachsinn. Die Kunst ist frei und die Würde des Menschen unantastbar. An diesem Grundgesetz darf niemand rütteln“, sagte er auf PNN-Nachfrage. Angst sei ein falscher Berater. Die Entscheidung der Intendantin Kirsten Harms, die vorsichtiger als die Politik agiert, deute für ihn auf Schwäche.
Auch er selbst habe sich in seiner Inszenierung „Nathan der Weise“ mit den Religionen auseinander gesetzt und der bei Lessing positiv gestalteten Figur des Saladins bewusst eine andere Färbung gegeben. „Im Original kommt der Patriarch schlechter weg als Saladin, den Lessing als toleranten Muslim zeichnet. Damit ist es heute schwierig umzugehen. Ich habe den Sultan als potentiellen Mörder hingestellt, als Figur, die bis ins Brutale changiert.“ Laufenberg legte ihm zudem Worte von Harold Pinter in den Mund, die sich scharf gegen die Politik von Bush richten. „Ich würde von meiner Interpretation nichts zurücknehmen. Das hieße ja, Selbstzensur zu üben.“ Diese Zeiten sollten ein für allemal vorbei sein.
In der Neuenfels-Inszenierung hat König Idomeneo neben Jesus, Buddha und Poseidon auch den abgeschlagenen Kopf des Propheten Mohammed präsentiert. Wegen Sicherheitsbedenken vom Landeskriminalamt setzte Kirsten Harms die Wiederaufnahme ab. Heidi Jäger
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