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Kultur: Annäherung an Sacrow

Landschaftsaquarelle von Hans-Jürgen Gaudeck im Schloss Sacrow

Stand:

Wer einmal in Sacrow gewesen ist, kehrt ganz sicher hierher zurück. Als sich vor zwanzig Jahren die Mauer öffnete, trieb es den in Berlin-Kladow lebenden naturverbundenen Künstler Hans-Jürgen Gaudeck erstmalig in den nahe gelegenen Königswald. Die Schönheit des Ensembles von Schloss, Park und Heilandskirche zog den Aquarellmaler sofort in ihren Bann. Das erste Bild, das er damals von dort mit nach Hause nahm, zeigt eine verträumte Abenddämmerung. Für den passionierten Landschaftsmaler war die Entdeckung des Kleinods Sacrow so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Jedes der hier entstandenen Aquarelle wirkt wie eine Liebeserklärung an die Schönheit dieses ganz besonderen Orts. Zu allen Tages- und Jahreszeiten inspiriert er den Maler dazu, sich ihm und der Landschaft ringsum mit Pinsel und Aquarellfarbe zu nähern. Jedes Bild lebt von der Stimmung des Augenblicks, aus der heraus es geboren ist. Wenn nur irgend möglich, entstehen die Landschaften draußen in der Natur, unmittelbar vor dem Motiv. Ähnlich wie einst die Impressionisten bringt Hans-Jürgen Gaudeck seine Eindrücke direkt zu Papier. Er liebt es spontan zu malen, aus der unmittelbaren Empfindung heraus. Seine Malerei reagiert unmittelbar auf das, was er im Auge der Natur wahrnimmt. Daraus resultiert die große Frische und Lebendigkeit seiner Landschaftsmalerei.

Bis Anfang September sind 45 dieser Aquarelle im Schloss Sacrow ausgestellt. Hier kann man kaum anders, als zwischen den Aquarellen, die der Maler von Schloss und Park malte, und der realen Kulisse Vergleiche zu ziehen. Gaudecks Bilder erweisen sich hier als Landschaftsporträts. Mal sind sie naturalistischer, dem Vorbild im engeren Sinne verpflichtet, mal lösen sie sich ab von ihm. Abhängig vom Motiv entscheidet der Maler, ob er die Aquarellfarbe eher trocken lasierend einsetzt oder auch mal nass in nass, beispielsweise um gezielt Unschärfen zu erzielen. Manchmal kommt auch der Kohlestift zum Zug und verleiht der Komposition mehr Struktur und Konturen. Häufig zieht es Gaudeck allerdings vor, mit Andeutungen und Freiräumen zu arbeiten. So bleibt für den Bildbetrachter auch noch genügend Platz für die eigene Assoziation.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter ziehen beim Durchwandern der Ausstellung in allen Facetten an einem vorbei. Schwer zu sagen, ob den flammenden Farben des Herbstes, den Spiegelungen im Wasser oder der reduzierten Farbpalette in den Winterlandschaften der Vorzug zu geben ist. Dass Hans-Jürgen Gaudeck ein besonderes Faible für den Herbst entwickelt hat, ist den verschiedenen Variationen des „Indian Summer“ und seinen glühenden Waldbildern deutlich anzumerken. Besondere Kraft entwickeln seine Aquarelle dann, wenn der Maler seinem Anspruch gerecht wird, ein Motiv oder eine Landschaft in der Darstellung immer mehr zu reduzieren. Die Kunst besteht hier gerade darin, auf Details zu verzichten und sich darauf zu konzentrieren, was für die malerische Übersetzung einer bestimmten Stimmung wirklich wesentlich ist. Am konsequentesten hat Gaudeck diese Herangehensweise in seinen Winterbildern eingelöst. Hier setzt er sehr stark auf Klarheit, markante Linienführung und auf extrem zurückgenommene Farbigkeit.

„Annäherung an Sacrow“ beschreibt einen Prozess und ein möglicherweise nie endendes Projekt des Malers Hans-Jürgen Gaudeck, die Schönheit dieses Fleckchen Erde einzufangen und weiterzugeben. Über viele Jahre seines Lebens ist der 1941 geborene Maler in aller Herren Länder gereist. Seine Überzeugung als Künstler besteht darin festzuhalten und zu vermitteln, was uns überall auf dieser Welt an Schönheit umgibt.

Wo es am Allerschönsten ist – zu Hause – hat er ganz besonders intensiv hingeschaut. Zwanzig Jahre Malerei in Sacrow sind im Jubiläumsjahr 2009 ein versöhnliches Memorandum. Und gereicht somit dem gastgebenden Verein Ars Sacrow zu einem rundum erbaulichen „Museum für einen Sommer“ im nunmehr siebten Jahr.Almut Andreae

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. September jeweils samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr im Schloss Sacrow, Krampnitzer Str. 33, zu sehen

Almut Andreae

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