zum Hauptinhalt

Kultur: Arbeit ist weltweit schrecklich

Filmfestival im Thalia Kino

Stand:

Call-Center Agents in Bombay, die mit Amerikanern sprechen, als wären sie nur ein paar Türen weiter, Möchte-gern-Stars in Hollywood, die an ihrer eigenen Vermarktung arbeiten, Hartz-IV-Empfänger in Deutschland, Ausbeutung junger chinesischer Mädchen bei der Textilproduktion.... Das Filmfestival „über arbeiten“ wirft Schlaglichter auf die sich weltweit in gegenseitiger Abhängigkeit verändernde Arbeitswelt. Wenn in China die Arbeiter an den Maschinen ihre Gliedmaßen riskieren, wenn in Indien die Gehirnwäsche so weit gediehen ist, dass die Agenten nur noch amerikanisch sprechen, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich auch in Deutschland immer stärker spürbar wird, ist es Zeit, etwas zu tun. Zumindest aufzuklären, Zusammenhänge zu zeigen, nach Lösungen zu suchen.

Die „Aktion Mensch“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Zivilgesellschaft zu fördern und jeden Einzelnen zumindest zu einer eigenen Meinung zu bewegen. Mit der Leitfrage: „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“ aktiviert sie immer mal wieder auf andere Weise. Jetzt durch das bundesweite Filmfestival „über arbeiten“, das am Donnerstag im Thalia Kino eröffnet wurde. Wenn man heutzutage über Arbeit spricht, kann man die Weltwirtschaft und die Bedingungen der Globalisierung nicht außer Acht lassen, denn sie sind es, die weitgehend jedes individuelle Arbeitsschicksal bestimmen und noch nie gekannte Zusammenhänge schaffen. Während wir hier bei H & M den Mantel für 29 Euro einkaufen, wird in China an der Frühjahrsproduktion gearbeitet: zu Bedingungen wie zu Zeiten des Frühkapitalismus, ohne Rücksicht auf menschliche und ökologische Verluste. Doch nicht jeder kann sich hierzulande erlauben, ökologisch und menschlich korrekt einzukaufen, denn dazu bräuchte man eine einträgliche Arbeit, die durch die Verschiebung der Produktionsmärkte in Billiglohnländer ihre Opfer auch in reichen Ländern findet. Auch das thematisiert das Festival. Es will Bewusstsein schaffen, Diskussionen anzetteln, Engagement fördern. Nach jedem Film gibt es in einem Kurzreferat Informationen zu einem Thema wie „Welthandel“ oder „Arbeiten im Alter“. Am Donnerstag war das Interesse recht lau, aber vielleicht wird es ja noch. Lore Bardens

Lore Bardens

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })