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Von Almut Andreae: Auch Charlie lässt schön grüßen

Der BVBK widmet seine aktuelle Ausstellung in der Galerie M den Neumitgliedern

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Dem Zufallsgenerator sei’s gedankt: schon hebt der Schirmbemützte seine Hand zum freundlichen Gruß. Munter verharrt das Neonlicht einen Moment lang in dieser Pose, um gleich darauf einer gegenläufigen Bewegung der Acrylglas-Figur zu weichen. „Bravo Charlie“, eine Lichtinstallation des Künstlers Rainer Gottemeier, ist aktuell umringt von zwölf weiteren, gänzlich anderen künstlerischen Werken.

In der Produzentengalerie M des Brandenburgischen Berufsverbands Bildender Künstler (BVBK) widmet sich die aktuelle Ausstellung den Neumitgliedern, die sich im Jahr 2010 erfolgreich um eine Aufnahme in den Verband bewarben. Künstler, die keinen Werdegang an einer einschlägigen Hochschule für bildende Kunst vorweisen können, müssen sich einem Aufnahmegremium des Berufsverbandes stellen. Es setzt sich aus Vertretern der Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotografie und anderen künstlerischen Disziplinen aus den Reihen des BVBK zusammen. Zweimal im Jahr entscheidet das Gremium über Aufnahmeanträge. Die Neuhinzugekommenen werden dann regelmäßig in einer Ausstellung der Neumitglieder im März des darauffolgenden Jahres präsentiert. Nicht nur die interessierte Öffentlichkeit, auch die Künstler des derzeit auf 267 Mitglieder angewachsenen Verbandes erhalten im Rahmen der Ausstellung die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von den Neumitgliedern zu machen.

Somit ist „Charlie“, die munter vor sich hin blinkende Lichtinstallation, ein eingängiges Bild für den Begrüßungs-Tenor, unter dem die aktuelle Ausstellung steht. Ein größeres Pendant zum Potsdamer Charlie befindet sich übrigens am Hamburger Hafen. An der Hafeneinfahrt der Hansestadt grüßt er die ein- und ausfahrenden Schiffe.

In Potsdam stellen sich die Neumitglieder des BVBK mit jeweils einer Arbeit vor. Das Spektrum der Beiträge reicht vom realistisch gemalten Porträt in Öl auf Leinwand bis zum Wandobjekt aus Aluminium, Spiegel und Acryl. Das Verhältnis von Künstlern aus Berlin und Brandenburg – mit Schwerpunkt Potsdam – ist ziemlich ausgeglichen. Die meisten der gezeigten Werke entstanden in diesem oder im vergangenen Jahr.

Mit ihrer erfolgreichen Bewerbung um eine Aufnahme im Verband sind diese Künstler einem Trend gefolgt, der ungebrochen anhält. In der Tat spricht so einiges für eine Mitgliedschaft im Verband. Da ist vor allem die seit 2005 im Zweijahres-Turnus stattfindende Produzentenmesse „Art Brandenburg“. „Die Messe bringt uns sehr viele Mitglieder“, sagt Daniela Dietsche, langjährige Geschäftsführerin des BVBK und Mitinitiatorin der Brandenburger „Art“. Die Teilnahme von Künstlern auf dieser Messe wird durch den BVBK mit subventioniert. Auch die Möglichkeiten, sich besser zu vernetzen, in der Produzentengalerie ausstellen zu können sowie regelmäßig über Ausschreibungen und Ausstellungsmöglichkeiten informiert zu werden, machen eine Mitgliedschaft im Brandenburgischen Berufsverband attraktiv. Diese ist übrigens nicht an einen Wohnsitz in Brandenburg gebunden. Für Jacek Sztuka, der im letzten Jahr als erster polnischer Künstler neu hinzukam, war der Wunsch, mehr Kontakte in die hiesige Künstlerszene zu knüpfen, das maßgebliche Motiv. Von ihm ist in der Ausstellung ein Selbstporträt zu sehen. Der Künstler zeigt dabei von sich lediglich seinen Kopf neben dem eines Hundes, das Ganze auf nachtschwarzem Grund. Wie dieses scheinen auch andere der insgesamt dreizehn Kunstwerke in ein kleines Geheimnis gehüllt.

In einer Ecke hängt ein Leinwandbild von Sonja Blattner. Gänzlich unspektakulär zeigt es in matten Farben ein einsames Haus. Die Berliner Künstlerin, ist auf Nachfrage zu erfahren, hegt eine Vorliebe für das Haus-Motiv. Unbewohnte Häuser in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen inspirieren sie dazu, sich mit dem Thema des Weggehens auseinanderzusetzen. Für Sonja Blattner sind diese Häuser mehr als Stein auf Stein. In ihren Mauern bergen sie das Leben ehemaliger Bewohner bzw. die Erinnerung daran.

Einen thematisch ganz anderen Schwerpunkt setzt Gudrun Fischer-Bomert in ihrer zweiteiligen Arbeit „Deepwater“. Ein aus schwarzen Trinkhalmen zusammengefügter Fisch schwebt lautlos von der Decke herab und lässt sein Schuppenkleid schimmern. Unter ihm befindet sich ein Buch, in früheren Zeiten eine Umlaufmappe für Büroakten. Dort hinein hat die Künstlerin Fotos, Zeichnungen und Texte geklebt und gezeichnet, in denen es um Wasser geht: Meerwasser, Tiefsee, Gebirgsbächlein, Wasser als Ressource, als Kostbarkeit, als Lebensquell. Oft sind es Impressionen von Reisen, die Gudrun Fischer-Bomert gerne unternimmt. Entstanden ist eine Art Tagebuch, eine Hommage: „Wasser“, hat die Künstlerin auf einer Seite notiert, „hat keine eigene Form, es nimmt die Form an, von der es umgeben wird.“

Bis zum 17. April, mittwochs bis freitags, 11-17 Uhr, samstags und sonntags, 11-18 Uhr, in der Produzentengalerie M, Hermann-Elflein-Straße 18 (Luisenforum)

Almut Andreae

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