Kultur: Auf dem Q-Hof nah am Kuhtor Poetenpack und Burgtheater Oybin spielen zwei köstliche Einakter von Tschechow / Premiere Freitag
Von Klaus Büstrin Shakespeare und Tschechow teilen sich in diesem Sommer die Nummer 1, zumindest auf der Bühne. Spielt das Hans Otto Theater „nur“ an einem Ort, in der Orangerie im Park Sanssouci, „Was ihr wollt“ und „Onkel Wanja“, so „nistet“ sich das Poetenpack in den Hof in der Lennéstraße 37 ein bzw.
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Von Klaus Büstrin Shakespeare und Tschechow teilen sich in diesem Sommer die Nummer 1, zumindest auf der Bühne. Spielt das Hans Otto Theater „nur“ an einem Ort, in der Orangerie im Park Sanssouci, „Was ihr wollt“ und „Onkel Wanja“, so „nistet“ sich das Poetenpack in den Hof in der Lennéstraße 37 ein bzw. erobert wieder das Belvedere auf dem Pfingstberg. Dort oben, vor der imposanten Architektur, die Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gab, spielen die Schauspieler die Komödie „Maß für Maß“. Poetenpack-Chef Andreas Hueck erzählt, dass diese Inszenierung bereits die achte Produktion eines Shakespeare-Stückes der freien Theatergruppe sei. „An verschiedenen Orten Potsdams haben wir mit dem großen Engländer gastiert, im Krongut, im Pavillon am Neuen Palais, an der Friedenskirche. Und besonders gern sind wir auf dem Pfingstberg. Der dortige Verein ist uns in vielen Dingen ein hilfreicher Partner“, so Hueck. Sechs Vorstellungen sind ab Mitte August dort vorgesehen (18. und 19. , 21., 25. bis 27.8., jeweils 20 Uhr). Doch vorher, bereits ab diesem Freitag, wird Tschechow gespielt. Zwei Einakter haben die Mimen gewählt, Einakter, die an den Schauspielschulen rauf und runter probiert werden, aber mit denen sich Theater seltener beschäftigen. An Potsdams städtischem Theater standen „Ein Heiratsantrag“ und „Der Bär“ beispielsweise letztmalig in den fünfziger Jahren auf dem Spielplan. „Es sind zwei köstliche Stücke, in denen es um das große und ewige Thema Liebe geht“, so Andreas Hueck. Er lädt zu einer Probe auf den Hof in der Lennéstraße 37 ein, wo auch die Aufführungen stattfinden. Das Grundstück befindet sich gut 150 Meter vom Kuhtor entfernt, am Rande des Parkes Sanssouci. Hier lebte man einst auf dem Lande. Obst- und Gemüsegärtner bestellten am Rande der königlichen Gärten die Äcker, vor allem die alteingesessene Familie Ebert. Das Areal musste jedoch mit zusehen, wie Wohnhaus und Stallungen immer maroder wurden. Andreas Hueck und seine Familie haben jetzt die Initiative seiner Rettung ergriffen, das zur Historie der Lennéstraße gehört. Sicherungsmaßnahmen waren für die Gebäude unerlässlich, damit man hier weiterhin wohnen kann und die freie Theatergruppe „Poetenpack“ einen Anlaufpunkt hat. Theater gibt es nun auf dem einstigen Bauernhof, den Hueck als Spielort ironisch Q-Hof nennt. Die Verbindung mit dem Kuhtor soll dabei deutlich werden. Die drei Schauspieler Barbara Maria Sava, Tilmar Kuhn und Benjamin Kernen bevölkern noch allein den kleinen Hof, den sie sich aber ab Freitag und an weiteren neun Abenden im Juli und August mit 98 Zuschauern gern teilen. „Das Ambiente für die beiden Tschechow-Stücke kann fast nicht besser sein, spielen sie doch auf den Gütern von verarmten russischen Landadligen, bei denen die ,feinen’ Damen und Herren selbst zur Heugabel greifen, um zu überleben“, erzählt Benjamin Kernen, der nicht nur Schauspieler, sondern auch, wie er selbst sagt, das Burgtheater Oybin in einer Person ist. Das heißt: Er leitet die romantische Spielstätte, spielt und inszeniert Stücke und lädt Kollegen mit ihren Theaterproduktionen dorthin ein. Auch die beiden Tschechow-Farcen aus Potsdam werden in Oybin zu erleben sein. Dass die Darsteller, die schon viel am Theater, beim Fernsehen oder Film gearbeitet haben, jetzt ohne Regisseur die Tschechow’schen Einakter einstudieren, ist eine ganz bewusste Entscheidung, nicht nur aus finanziellen Gründen. „Es ist spannenend und kreativ, die Spielkonzeption gemeinsam zu finden und umzusetzen. Da muss jeder viel Fantasie freisetzen, um sich in die Person des anderen und in dessen Handlungen hinein zu versetzen. Und mangewinnt einen Überblick über das gesamte Stück “, so Tilman Kuhn. Man darf gespannt sein auf diesen Theaterabend, der eine groteske Zuspitzung des Streits von egozentrischen und kurzdenkenden Landadligen zeigt. Q-Hof, Lennestraße 37, 8.-10.7., 20 Uhr
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