zum Hauptinhalt

Kultur: Auf den Hund gekommen Preisträger lasen

im Literaturladen Wist

Stand:

Sie hatten sich gegen mehr als 240 Mitbewerber durchgesetzt und die Fachjury mit ihren Texten am meisten überzeugt: Marion Poschmann und Patrick Findeis, die Gewinner des Kunstpreises Literatur 2009, gestiftet von Lotto Brandenburg. Sie hatte den Preis vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Am Donnerstag waren Marion Poschmann und Patrick Findeis in den Literaturladen Wist gekommen, um sich lesend vorzustellen.

Eine gemütliche, fast private Atmosphäre herrschte im kleinen Obergeschoss des gut besuchten Literaturladens, als Inhaber Carsten Wist die 25 Gäste begrüßte und die beiden Preisträger noch einmal vorstellte. Zuerst gab Marion Poschmann eine halbstündige literarische Visitenkarte ab, indem sie ausgewählte Passagen aus ihrem mittlerweile bereits viertem Buch, der hoch gelobten „Hundenovelle“ las, die sie mit kurzen Worten immer wieder überbrückte und so zu einem Ganzen umspannte.

Ein herrenloser Hund, ein dunkles Zotteltier und Bote aus dem Totenreich, verfolgt die Ich-Erzählerin eines Tages von einem öden Brachland zu einer Imbissbude bis in ihre Wohnung. Sie will ihn wieder loswerden und kauft ihm dann doch ein Halsband, schleppt ihn in einen Hundesalon. Mehr und mehr ergreift das Tier Besitz von ihr. Langsam, mit gezielten Pausen, las Poschmann die Sätze mit einer ganz eigenen, tatsächlich eindringlichen Betonung. Der Hund wird zum unheimlichen Dauergast, der eine Glühbirne zerbeißt. Und als der Text schon ins Fantastische überzugehen versprach, beendete ihn die Autorin dann auf einmal ziemlich abrupt.

Zeit zum Einwirken blieb aber kaum. Denn unmittelbar darauf begann Patrick Findeis mit der Lesung aus seinem Romandebüt „Kein schöner Land“. Einer der vier Protagonisten darin, die ihrer heimatlichen Provinztristesse nicht entkommen, ist der am Ende drogenabhängige Uwe. Ihn stellte Findeis in längeren Textabschnitten vor. Dank einer sehr treffsicheren, oft bildhaften Sprache entstanden anfangs noch fast komische Kindheitsepisoden, die jedoch bald abgelöst wurden von beklemmenden Szenen einer offenkundigen Hoffnungslosigkeit, welcher der talentierte Autor leider mit der zu einschläfernden Stimmlage eines schlechten Vorlesers wieder ihren Schrecken nahm. Doch wie schon Marion Poschmann einen ergreifend guten Text präsentierte, bot auch Patrick Findeis mit seiner Prosa eine überaus reizvolle Lockspeise.

Gleich im Anschluss führte dann Carsten Wist noch ein kleines Gespräch mit den beiden in Berlin lebenden Autoren. Gefragt, wie sie auf den Hund gekommen sei, erfuhr man von Marion Poschmann, dass sie selbst zwar nie einen Hund besessen habe und ursprünglich auch eine mehr klassische Künstlernovelle schreiben wollte, dann aber über eine Hundegeschichte aus ihrer Kindheit zum Plot gelangt sei. Natürlich weise das Tier über sich hinaus. Dann verriet sie noch, dass ihr nächstes Buch, ein Gedichtband, bald bei Suhrkamp erscheine.

Patrick Findeis sagte, dass ihn die Zeit am bekannten Leipziger Literaturinstitut in seinem Schreiben erheblich weitergebracht habe. Seinen Provinzroman habe er nicht nur deshalb geschrieben, weil er selbst aus einer Provinz komme, sondern weil dort die Menschen enger beieinander lebten und es deshalb interessanter sei, etwa den Verlust von Werten und Ordnungen nachzuzeichnen.

Von den Gästen kamen bis dahin keine Fragen. Doch beim anschließenden Ausklang unten im Verkaufsraum des Literaturladens, sah man dann auch sie, bei Wein und Bier, in einem Meer aus Büchern, angeregt mit den Autoren plaudern. Daniel Flügel

Daniel Flügel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })