Kultur: Aus dem Kibbuz nach Potsdam
Matan Dagan ist Stimmführer bei der Kammerakademie /Am 30. August ist er wieder zu erleben
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Matan Dagan ist Stimmführer bei der Kammerakademie /Am 30. August ist er wieder zu erleben Zu den jungen Musikern der Kammerakademie Potsdam gehört Matan Dagan, aber er ist von Anfang an dabei. Der 1973 in Israel geborene Stimmführer der zweiten Violinen begann noch während seines Studiums an der Berliner Universität der Künste mit der Kammerakademie zusammenzuarbeiten. Damit haben sich für Matan Dagan schon einige seiner Lebenswünsche erfüllt. Die Organisation der Kammerakademie Potsdam gibt den Musikern einen besonderen Status, der Sicherheit mit Freiheit verbindet. Dass er als freischaffender Musiker an einem festen Haus – dem Nikolaisaal – mit einem festen Konzept arbeiten darf, gefällt Matan Dagan gut. Für ihn wirkt sich die beträchtliche Selbstständigkeit der Musiker direkt auf die Qualität des Zusammenspiels aus. Einerseits werden die Musiker ständig zu Höchstleistungen aufgefordert, andererseits kann sich ihr Spiel durch die in den Jahren gewachsene Vertrautheit entfalten und intensivieren. Genau das Richtige für Matan Dagan, der schon immer in einem Kammerorchester spielen wollte: „Jeder hat dort eine aktive Rolle, jeder kommt mal dran, keiner kann sich hinter einem anderen verstecken.". Lieblingskomponisten sind für den dreißigjährigen Musiker immer diejenigen, an die er im Moment des Spielens denkt, „das ist die schönste Musik überhaupt“. Moderne Musik zu spielen sei für ihn eine „angenehme Pflicht – auch wenn man fünf mittelmäßige Stücke gespielt hat und bloß ein geniales, dann hat es sich gelohnt." Mit acht Jahren hat Matan Dagan, der in einem Kibbuz in der Nähe von Tel Aviv geboren wurde, angefangen, Geige zu spielen. Als Einziger von vier Geschwistern ist der Sohn eines Hornisten auch beruflich bei der Musik geblieben. Seine musikalische Begabung zeigte sich schon früh. Natürlich musste auch er, wie bei jeder ernsthafte Musiker, besonders bei den Streichinstrumenten, immer viel und regelmäßig üben. Da war es dann eine willkommene Abwechslung, wenn er in den Sommerferien mit Gleichgesinnten bei Kursen des Jugendorchesters zusammentraf. Gleich nach dem Schulabschluss erhielt Matan Dagan ein Stipendium der America Israel Cultural Foundation. Zwar musste auch er, wie alle Israelis, drei Jahre Militärdienst leisten, allerdings kam er wegen seines Talents und mit etwas Glück auf eine von zehn Stellen für Musiker. Bei einem ziemlich ruhigen Bürojob konnte er diese lange Zeit herumbringen, durfte üben und weiterhin Konzerte geben. Nach einer Saison als Stimmführer im Israel Kibbutz Orchester, ging der junge Musiker zum Studium nach Berlin, der Geburtsstadt seines Großvaters. Hier wurde er Mitglied des Ensembles Oriol und gründete sein eigenes Ensemble, das Dagan-Streichquartett. In der Metropole lebt er seit sieben Jahren, kann sich aber auch vorstellen, in Potsdam zu wohnen. An der Landeshauptstadt reizt ihn die Mischung aus „Grün und alter, eleganter Architektur". Obwohl seine Deutschlandpläne bei seiner Familie in Israel zunächst Misstrauen ausgelöst haben, besteht dies nicht mehr, betont der freundliche junge Mann. Inzwischen kommt seine Mutter sogar jedes Jahr nach Potsdam, hört sich Konzerte der Kammerakademie an und erfreut sich an der reizvollen Potsdamer Mischung aus Kultur und Natur, etwa dann, wenn die Musiker und ihre Zuhörer bei den Konzerten im Schlosstheater anschließend noch im Park von Sanssouci spazieren gehen können. Zu hören ist Matan Dagan wieder am 30. August im Nikolaisaal: zur Eröffnung der neuen Saison der Kammerakademie. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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