Kultur: Ausgewogen im farbigen Klangbild Konzerte von Schütz im Bürgerhaus am Schlaatz
Wolfgang Hasleder hat mit seiner Kleinen Cammermusik immer wieder Stilsicherheit, tiefe musikhistorische Kenntnis und die Fähigkeit zur farbigen Ausdeutung barocker Musik bewiesen: auch in dem neuen Programm, das den sächsischen Hofkapellmeister Heinrich Schütz in den Mittelpunkt rückt. Dessen erste seiner drei Sammlungen der Symphoniae Sacrae aus dem Jahre 1629 hat Hasleder zusammen mit Werken von venezianischen Zeitgenossen kombiniert.
Stand:
Wolfgang Hasleder hat mit seiner Kleinen Cammermusik immer wieder Stilsicherheit, tiefe musikhistorische Kenntnis und die Fähigkeit zur farbigen Ausdeutung barocker Musik bewiesen: auch in dem neuen Programm, das den sächsischen Hofkapellmeister Heinrich Schütz in den Mittelpunkt rückt. Dessen erste seiner drei Sammlungen der Symphoniae Sacrae aus dem Jahre 1629 hat Hasleder zusammen mit Werken von venezianischen Zeitgenossen kombiniert. Am Mittwochabend gab die Kleine Cammermusik im gut besuchten Bürgerhaus am Schlaatz bei freiem Eintritt traditionell den Start für das neue Programm innerhalb ihrer Konzertreihe „Harmonia mundi – Musica coelestis“. Danach geht es auf Tournee in die Marienkirche Beeskow sowie in die Friedenskirche im Park Sanssouci.
Die sorgfältig zusammengestellten zehn Stücke aus der Symphoniae Sacrae verraten viel über die musikalischen Qualitäten von Schütz. In ihnen spiegelt sich noch deutlicher als in vielen anderen seiner Werke die italienische Prägung, die er nach der zweiten Reise nach Venedig auf das Notenpapier brachte, wider. Kunstvoll sind vokale und eigenständig am Satz beteiligte instrumentale Stimmen miteinander verwoben. Die Instrumente gehen aber auch eigene Wege, manchmal sogar sehr virtuose. Die Palette des Ausdrucks reicht in den ein- bis dreistimmigen Konzerten von der vollen Entfaltung des dramatischen Potenzials bis zu lyrischen Passagen voller Intimität. Meisterliche Reife ist bestimmend, nichts wirkt vordergründig oder belehrend, der souveräne Gebrauch der musikalischen Mittel verrät den überaus erfahrenen Tonsetzer. Und vor allem beeindruckt die Bildhaftigkeit der Gestaltung des Textes. Dabei hat er von dem Venezianer Claudio Monteverdi hörbar viel gelernt.
Der Violinist Wolfgang Hasleder konnte wieder ein hervorragendes Ensemble aus Vokal- und Instrumentalsolisten um sich versammeln, die selbstverständlich in der historischen Musizierpraxis zu Hause sind. Neben Hasleder wirkten Rahel Mai als Violinistin mit, auch Carl-Philipp Kaptain, Posaune, sowie die Continuo-Gruppe mit Michelle Wendrich, Violone, Michaela Bieglerová, Dulzian, und Sabine Erdmann, Orgel. Sie interpretierten ihre Partien durchaus mit der nötigen Zurückhaltung gegenüber der textgezeugten Musik, wirken aber nicht nur als Stichwortgeber. Gemeinsam mit den drei Gesangssolisten Martina Rüping, Sopran, Peter Diebschlag, Tenor, und Jonathan de la Paz Zaens, Bass, haben die Instrumentalisten die Symphoniae Sacrae in ein ausgewogenes Klangbild integriert, das sich bei aller Direktheit und Klarheit durch eine feine farbige Mischung auszeichnete. Geradezu sinnesfreudig gestalteten die beiden Herren ihre Partien aus dem Hohelied der Liebe, Martina Rüping sang beispielsweise äußerst lebendig den Lobgsang des Psalms 107. Alles Verharren in falscher Ehrfurcht blieb draußen. Doch das Jubilate Deo, das der Bassist anstimmte, blieb erstaunlich hölzern, vor allem in der Tongebung.
Nicht minder Kunstvolles war in der Instrumentalmusik zu vernehmen: Canzonen von Giovanni Gabrieli, Giovanni Battista Riccio, Giovanni Rovetta und eine Sonata von Dario Castello. Die Kleine Cammermusik hat die Werke, die von der Emanzipation rein instrumentaler Musik künden, mit prachtvollen Tönen und Farben bedacht. Der akustisch günstige Saal im Bürgerhaus war den Werken sehr genehm. Doch wie werden sie erst am Sonntagnachmittag in der Friedenskirche klingen? In diesem wunderbaren sakralen Raum sind die Symphoniae Sacrae von Heinrich Schütz und die Musik seiner italienischen Zeitgenossen natürlich bestens aufgehoben. Klaus Büstrin
Erneut am Sonntag, 12. Mai, 17 Uhr, Friedenskirche Sanssouci, Am Grünen Gitter
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: