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Potsdam: Begeisterung für das Spiel

Die Potsdamer Schauspielerin Rita Feldmeier feiert ihren 60. Geburtstag mit einem musikalischen Abend.

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„Meinen Geburtstag feiern? Wer seid ihr, dass ihr glaubt, euch eine solche Geschmacklosigkeit anmaßen zu können?“ Mit diesen Worten ließ Rita Feldmeier den miesepetrigen preußischen König Friedrich II. in dem Theaterstück „Fritz“ sprechen. Lassen wir jedoch den König, den die Potsdamer Schauspielerin zu dessen 300. Geburtstag vor zwei Jahren in einem Spektakel am Hans Otto Theater verkörperte, ruhen. Nur so viel: Die Schauspielerin wurde von Publikum und Kritik gefeiert. „Wunderbar, wie diese mit Gesang und Spiel als Diva die Szene beherrschte“, hieß es in einer Rezension.

Verzichtete der Preußenkönig auf Geburtstagsfeiern und Gäste, so freut sich Rita Feldmeier am morgigen Sonntag in der Reithalle anlässlich ihres 60. Geburtstags und zugleich 40. Bühnenjubiläums auf zahlreichen Besuch, vor allem vom Publikum. Denn das ist ihr in den Höhen und Tiefen, die das Hans Otto Theater erlebte, treu geblieben und hat sie stets verehrt. In ihrem Geburtstagsprogramm mit dem vielsagenden Titel „Für alles kommt die Zeit“ wird sie ihre Lieblingslieder von Marlene Dietrich, Hildegard Knef und aus dem Musical „Heute Abend: Lola Blau“ zu Gehör bringen. Begleitet wird sie am Klavier von Jörg Daniel Heinzmann, mit dem sie schon seit Längerem musikalisch zusammenarbeitet.

Die Dietrich und die Knef haben Rita Feldmeier viele Jahre ihres Potsdamer Theaterengagements begleitet. „Marlene“, so heißt das Stück der englischen Autorin Pam Gems über den Mythos Marlene Dietrich, das in den 90er-Jahren unter der Regie von Achim Wolff, dem Ehemann Rita Feldmeiers, in der provisorischen „Blechbüchse“ auf dem Alten Markt auf die Bühne kam. „Die Dietrich habe ich natürlich nicht persönlich erlebt. Aber ich habe alles über sie gelesen, dessen ich habhaft wurde, die Filme, Interviews. Die Gestik und Mimik habe ich dabei genau studiert“, erzählt Rita Feldmeier. Besonderen Spaß machte ihr die Einstudierung der Marlene-Songs. Die Potsdamerin sang sie jedoch nicht so zerbrechlich wie die große Diseuse, sondern einen Tick frischer, freundlicher und beschwingter. Manchmal eher rührend als mysteriös. Mit „Marlene“ hatte sie großen Erfolg, nicht nur in Potsdam, sondern auch bei Gastspielen in vielen Städten.

Auch bei der Hommage für Hildegard Knef mit dem Titel „Ich bin den weiten Weg gegangen“ (2002) und beim Stück für eine Schauspielerin „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler, das vor 17 Jahren noch auf der Bühne in der Zimmerstraße gespielt wurde, gehörte das Singen natürlich zum wesentlichen Bestandteil der Inszenierungen. „Während meines Studiums auf der Schauspielschule Rostock und während der Engagements am Volkstheater meiner Heimatstadt und hier in Potsdam habe ich den Gesang nur mit so viel Aufmerksamkeit bedacht, wie man von mir verlangte“, so die gebürtige Rostockerin in einem Gespräch. „Erst nach und nach entdeckte ich, welch wunderbare Ausdrucksmöglichkeiten und Wirkung Songs besitzen.“

Rita Feldmeier setzte ihre erfolgreichen Soloabende mit dem Monolog „Welche Droge passt zu mir?“ fort. Er kam 2005 in der Villa Kellermann zur Aufführung. Die Geschichte einer überforderten Hausfrau, die scheinbar selbstbewusst vom Pfad des Alltags sich in die Wunderwelt der Drogen begibt, wurde von der Schauspielerin mit ihrer charismatischen Darstellung ausgefüllt. Auch diese Inszenierung wurde ein Erfolg.

Doch Rita Feldmeier fühlt sich nicht nur als Einzelkämpferin, sondern sie braucht das Ensemble. „Es ist eine Wohltat, mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsam Stücke zu hinterfragen, zu erarbeiten und auf die Bühne zu bringen. Das gegenseitige Geben und Nehmen kann doch nur fruchtbringend sein.“ Nachdem sie drei Jahre am Volkstheater Rostock arbeitete, kam die junge Schauspielerin 1976 an das Hans Otto Theater Potsdam, das in der DDR einen sehr guten Ruf hatte. Seit 38 Jahren prägt sie nun mit ihrer vielseitigen, unverwechselbaren und unroutinierten Darstellungskunst das Theaterleben der Landeshauptstadt. Sechs Intendanten hat Rita Feldmeier während dieser Zeit erlebt. Manche haben sie stark gefördert, manche weniger. Doch die Schauspielerin weiß, dass Intendanten und Regisseure bestimmte Vorstellungen von Besetzungen haben, auf die man keinen Einfluss hat. Daher blieben ihr wohl in den Anfangsjahren die großen Rollen der Klassik, von denen junge Schauspielerinnen träumen, weitgehend versagt. „Doch konnte ich mit wunderbaren Regisseuren wie Günter Rüger, Rolf Winkelgrund, mit Stephan Märki oder Ralf-Günter Krolkiewicz zusammenarbeiten. Rollen wie die Mascha in Tschechows ,Drei Schwestern‘, die Titelrolle in ,Ingeborg‘ von Curt Goetz oder Lessings Minna habe ich unter anderen gespielt.“ Rita Feldmeier fängt an aufzuzählen. Aber sie hört damit bald auf, denn nahezu 200 Rollen wären zu benennen. Und so erinnert sich der Theaterbesucher an bewegende Aufführungen, in denen sie die Sally in „Cabaret“, die Elisabeth-Rollen in Schillers „Don Carlos“ und „Maria Stuart“, an Königin Gertrud in Shakespeares „Hamlet“, an die Marthe Schwertlein in Goethes „Faust“ oder an die Frauengestalten in der „Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill spielte.

Rita Feldmeier war auch, als am Hans Otto Theater die Rollenangebote nicht so reich gesät waren, gern als Gast im Theater am Kurfürstendamm in Berlin. Neben Walfriede Schmitt, Judy Winter und Achim Wolff spielte sie in der herrlichen Kriminalkomödie „Fisch zu viert“ von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer. Und auch der Film und das Fernsehen hatten für die Schauspielerin Rollen parat. Eine der schönsten Darstellungen auf der Leinwand konnte sie bei der Defa noch 1989, im Jahr der Wende, verkörpern, in dem Film „Die Architekten“ (Regie: Peter Kahane) als Abgesang auf die DDR.

Während der Woche rund um den Geburtstag probte Rita Feldmeier vormittags für Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“, abends spielte sie die verschiedenen Rollen. „Spielen auf der Bühne, die Zuschauer zum Lachen, zum Weinen und vor allem zum Nachdenken zu bringen, ist ein wunderbares Geschenk“, sagt Rita Feldmeier am Donnerstag in der Pause der gegenwärtigen Erfolgsinszenierung „Wie im Himmel“. Doch dann ruft die Inspizientin die Darstellerinnen und Darsteller auf die Bühne. Rita Feldmeier ist mit Begeisterung dabei. Nur Freude wäre ihr zu wenig, zu behäbig.

„Für alles kommt die Zeit“: Ein musikalischer Abend zum 60. Geburtstag von Rita Feldmeier am morgigen Sonntag um 17 Uhr in der Reithalle in der Schiffbauergasse. Die Veranstaltung ist ausverkauft

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