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Kultur: Bei Dora Lux fürs Leben gelernt Hilde Schramm liest in Potsdam

Geschichte und Gesellschaft schreiben sie vor: Grenzen und Regeln, die oft genug menschenverachtend, menschenfeindlich sind. Und immer wieder gibt es Menschen, die sie niederreißen.

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Geschichte und Gesellschaft schreiben sie vor: Grenzen und Regeln, die oft genug menschenverachtend, menschenfeindlich sind. Und immer wieder gibt es Menschen, die sie niederreißen. Für Dora Lux etwa waren Grenzen keine Kategorie: 1882 in Polen als Tochter einer jüdischen Familie geboren, gehörte sie zu den ersten 50 Frauen, die in Deutschland Abitur machten. Zog dann nach München, wo Frauen damals – anders als in Berlin, schon zur Immatrikulation zugelassen waren. Promovierte in Altphilologie und wurde einer der ersten Gymnasiallehrerinnen Deutschlands – bis sie, mit der Machtergreifung der Nazis 1933, Berufsverbot bekam. Bald darauf wurde sie aufgefordert, sich als Jüdin bei der Polizei zu melden. Das tat sie nicht – und weil sie als Atheistin auch nicht in der jüdischen Gemeinde registriert war, entging sie mit Glück der Deportation. Nach dem Krieg arbeitete sie wieder als Lehrerin und beeindruckte ihre Schüler immer wieder mit ihrem Unterricht gegen den Zeitgeist – unter anderem Hilde Schramm, die spätere Vize-Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses.

Die rekonstruierte später die biografischen Spuren ihrer früheren Geschichtslehrerin Dora Lux. Am Donnerstag, den 12. Juni, liest Hilde Schramm im Literaturladen Wist aus ihrem Buch „Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux“. Im anschließenden Gespräche wird es nicht nur um die Lehrerin Lux, sondern auch um ihre Schülerin Schramm selbst gehen. Denn auch sie hat eine bewegte Geschichte – mit ganz anderem Hintergrund aber vielleicht nicht weniger Widerständigkeit als ihre Lehrerin. Hilde Schramm, Tochter des während der NS-Zeit führenden Nazi-Architekten, Rüstungsministers und Kriegsverbrechers Albert Speer, ist Mitglied der Grünen und war unter anderem Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses. Nach der Wende baute sie die Regiomale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Brandenburg auf und war deren Leiterin bis 1999. 2004 erhielt sie den Moses-Mendelssohn-Preis des Landes Berlin für ihr Lebenswerk. alm

Hilde Schramm liest am Donnerstag, dem 12. Juni, im Literaturladen Wist, Dortustraße 17. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei, es wird aber um Spenden für die „Stiftung Zurückgeben“, die jüdische Frauen aus Kunst und Wissenschaft in Deutschland fördert, gebeten

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