Sommersinfonie im Stadtschloss-Hof: Beim Largo schwieg sogar der Wind
Die Fans machten sich gegenseitig keine Konkurrenz: Trotz des Fußball-EM- Spiels Deutschland gegen Italien wurde die Sommersinfonie im Innenhof des Stadtschlosses, das bekanntlich den Landtag beherbergt, am Samstag ein Besuchermagnet. Bei strahlend blauem Abendhimmel und etwas kühlem Wind – tagsüber war man noch skeptisch gewesen, ob das Wetter das Freiluftkonzert zulässt – konnte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) sein Programm mit Werken von Edward Grieg und Antonin Dvorak den wohl rund 500 Besuchern präsentieren.
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Die Fans machten sich gegenseitig keine Konkurrenz: Trotz des Fußball-EM- Spiels Deutschland gegen Italien wurde die Sommersinfonie im Innenhof des Stadtschlosses, das bekanntlich den Landtag beherbergt, am Samstag ein Besuchermagnet. Bei strahlend blauem Abendhimmel und etwas kühlem Wind – tagsüber war man noch skeptisch gewesen, ob das Wetter das Freiluftkonzert zulässt – konnte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) sein Programm mit Werken von Edward Grieg und Antonin Dvorak den wohl rund 500 Besuchern präsentieren. Ein Glück. Denn vor der wiedererstandenen Schlosskulisse ein Konzert zu erleben, ist ein erhabenes Gefühl.
Da konnte man als Zuhörer schon die Dankbarkeit des Dirigenten und Kantors der Nikolaikirche, Björn O. Wiede, verstehen, im Schloss-Innenhof musizieren zu können. Eine kleine Reminiszenz an den Fußball gab es dann aber doch: Wiede lud nach dem Konzert die Besucher zum gemeinsamen Singen des Deutschlandliedes ein. Doch hoffentlich wird nun nicht jede musikalische Veranstaltung mit der Nationalhymne beendet.
Björn O. Wiede ist es zu verdanken, dass die gute Tradition der Schlosshofkonzerte, die noch mitten im Zweiten Weltkrieg mit den Berliner Philharmonikern stattfanden, vor zwei Jahren wiederbelebt wurde. Im vergangenen Jahr musste das Ereignis leider wegen fehlender Finanzen entfallen. An diesem Samstagabend gab es nun wieder das Konzerthighlight, das dankbar angenommen wurde.
Vielleicht lag es auch daran, dass populäre spätromantische Werke auf dem Programm standen. Von dem Norweger Edward Grieg erklang zunächst das Klavierkonzert in a-Moll op. 16. Als Solistin konnte Wiede die Pianistin Susanne Grützmann gewinnen. Dem scheinbar totgespielten Werk versuchte sie wieder Leben einzuhauchen. So verlieh sie den wuchtigen Anfangsakkorden durch ein leichtes agogisches Zögern unerwartete Bedeutsamkeit.
Überhaupt hatte man an den expressiven Passagen, die sie kraftvoll spielte, mehr Freude als an den zarten Tönen, obwohl die Pianistin sie sicher mit einer feinen Empfindsamkeit des Anschlags und einer sprechenden Phrasierung musizierte. Doch leider bewegten sie sich teilweise am Rande des Wahrnehmbaren. In diesen Momenten hätte man sich gern eine Tonübertragung per Lautsprecher gewünscht, die eine bessere Balance zwischen den Instrumenten ermöglicht hätte.
Die Akustik der mit Plastikplanen versehenen Bühne war vor allem der Klangentfaltung der Holzbläser nicht freundlich gesonnen. Dies war auch bei der 9. Sinfonie in e-Moll op. 95 mit dem Beinamen „Aus der Neuen Welt“, die Antonin Dvorak während seiner Lehrtätigkeit in den USA schrieb, zu vernehmen. Die Zartheit des Tons hatte dennoch etwas Berührendes. Bei der tieftraurigen und doch betörenden Melodie des Largo, die vom Englischhorn angestimmt wird, wurde es ganz still, sogar der Wind verstummte.
Björn O. Wiede musizierte gemeinsam mit dem Staatsorchester das Werk, das amerikanisches Lebensgefühl und böhmische Heimatliebe miteinander verbindet, stimmungsvoll, auf gutem Niveau, mit dem Blick für das Ganze, doch ohne den ganz großen Schwung. Sicherlich lag es auch an dem oftmals dumpfen Klangbild. Der dankbare Beifall der Zuhörer galt allen Mitwirkenden, ganz besonders aber Björn O. Wiede für sein Schlosshofkonzert-Engagement. Klaus Büstrin
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