
© Detlev Steinberg
Kultur: Bevor sie verschwanden
Die Ausstellung „Lebe wohl Deutschland“
Stand:
20 Jahre nach dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte verwaltet Brandenburg noch 161 militärische Liegenschaften. Von einst rund 100 000 Hektar Fläche sind damit nach Angaben des Finanzministeriums rund 11 600 Hektar übrig. Während sich deren Umwandlung als kompliziert gestaltet und wohl noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird, bietet eine Ausstellung in Potsdam seltene Einblicke. Unter dem Titel „Lebe wohl Deutschland“ zeigt die Landeszentrale für politische Bildung vom heutigen Dienstag an Werke der Fotografen Detlev Steinberg und Andreas Frank. Ihre Fotos dokumentieren den Alltag der Soldaten Anfang der 1990er-Jahre – und verlassene Kasernen.
Zu DDR-Zeiten wären derartige Aufnahmen nicht möglich gewesen: Die Kasernen wurden streng bewacht, die Soldaten lebten abgeschottet. „Auch Bemühungen um die deutsch-sowjetische Freundschaft gingen eher von den Deutschen aus“, sagt Martina Schellhorn, Kuratorin der Ausstellung. Nach dem Mauerfall habe der langjährige ADN-Fotograf Steinberg jedoch die Chance gehabt, hinter die Kulissen zu schauen. Von 1992 bis 1994 begleitete er die Soldaten, während sie die Rückkehr in die Heimat vorbereiteten. „Wir haben eine große Menge von Fotos, die eine ganz besondere Nähe zu den Soldaten zeigen“, so Martina Schellhorn. Selbst schlafend habe der 1944 geborene Fotograf die Soldaten ablichten dürfen. Ergänzt werden die Bilder Steinbergs durch Fotos des deutlich jüngeren Kollegen Andreas Franke. Der 1976 geborene Fotograf hat etwa zehn Jahre nach dem Abzug der Streitkräfte deren verlassene Kasernen und Wohnungen in Wünsdorf abgelichtet. Mehr als 70 Werke werden insgesamt gezeigt, so Schellhorn.
Nach dem Mauerfall wurden mehr als 500 000 russische Streitkräfte aus Deutschland abgezogen. Vielerorts sind die Spuren der Besatzung bis heute zu sehen und zu spüren: Leer stehende Gebäude verfallen. Alte Munition auf brachliegenden Flächen birgt bei Hitze besondere Gefahren und löst Feuerwehreinsätze aus. Mehr als 90 Prozent früherer militärischer Flächen werden inzwischen jedoch zivil genutzt: Vor allem Solar- und Windenergie-Parks sind in Brandenburg entstanden. Oder aber Naturlandschaften wie im ehemaligen Truppenübungsplatz Bombodrom Wittstock in Nordbrandenburg. Kasernen sind teils zu Wohnhäusern umgebaut worden. Marion van der Kraats
„Lebe wohl Deutschland“ wird am heutigen Dienstag, 19 Uhr, in der Landeszentrale für politische Bildung in der Heinrich-Mann-Allee 107 (Haus 17) eröffnet und ist bis zum 18. Juni, montags bis mittwochs, 9-18 Uhr, donnerstags und freitags, 9-15 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei
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