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Kultur: Beziehungen über den Zaun hinweg Jüdisches Filmfest geht jetzt in Berlin weiter
„Die Liebe findet immer einen Weg.“ Diesen Satz hat der israelische Anwalt Roy seinem Freund, dem palästinensischen Studenten Nimr, in die Uhr eingraviert, die er ihm in Tel Aviv als Zeichen seiner Liebe schenkt.
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„Die Liebe findet immer einen Weg.“ Diesen Satz hat der israelische Anwalt Roy seinem Freund, dem palästinensischen Studenten Nimr, in die Uhr eingraviert, die er ihm in Tel Aviv als Zeichen seiner Liebe schenkt. Auch Nimr möchte daran glauben. Doch er fühlt schnell, dass die Grenzen, die die Gegebenheiten des israelisch-palästinensische Konfliktes dieser Liebe setzen, unüberwindbar sind. Denn so wenig wie seine konservative Familie in Ramallah je seine Homosexualität – geschweige denn einen Israeli als Freund – akzeptieren wird, so wenig wird ihn Israel als Bürger akzeptieren.
Es ist die Geschichte einer grenzüberschreitenden, ebenso großen wie durch die politischen Verhältnisse schier aussichtslosen Liebe, die Michael Mayer in dem israelischen Film „Out in the dark“ erzählt, mit dem am Donnerstagabend im Kino „Thalia“ die Potsdamer Vorführungen des 19. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam 2013 endeten. Zu Recht nannte Knut Elstermann, der das anschließende Filmgespräch mit Regisseur Michael Mayer, Drehbuchautorin Yael Shafir und dem Darsteller des Nimr, Nicolas Jacob, moderierte, sie eine „Romeo-und-Romeo-Geschichte“.
Es sei ihm darum gegangen, einen Film zu machen, der berührt und bewegt, erzählt der in Israel geborene, aber die meiste Zeit in den USA lebende Michael Mayer im Gespräch. Das ist geglückt: Mit atmosphärisch dichten Bildern - auch der Stadt Tel Aviv - , einer kraftvollen physischen Präsenz seiner beiden hervorragenden Hauptdarsteller Michael Aloni und Nicolas Jacob und einer geschickten Dramaturgie entwickelt der Film einen emotionalen Sog, der lange nachklingt.
Anstoß war dem Regisseur die Geschichte eines Freundes in Los Angeles, der einen in Tel Aviv sich versteckenden Palästinenser unterstützt hatte. Sie gab den Anlass zu ausführlichen Recherchen in der Schwulenszene von Tel Aviv, in der sich auch – oftmals illegal – Palästinenser bewegen, die nur hier ihre Homosexualität leben können.
Es sei das erste Mal gewesen, so Michael Mayer auf die Frage, ob er mit diesem Film sozusagen zu seinen israelischen Wurzeln zurückgekehrt sei, dass ihn eine Geschichte so sehr berührt und bewegt habe. Das sei für ihn sehr viel ausschlaggebender gewesen, als einen Film in Israel zu machen. Recht schnell stand für ihn und Drehbuchautorin Yael Shafir auch fest, dass sie sich auf die Liebesgeschichte konzentrieren wollen: „Wir wollten keinen politischen Film machen. Je mehr Geschichten wir hörten, desto mehr fühlten wir, wie viel interessanter es war, diese persönlichen Geschichten zu erzählen. Beziehungen über beide Seiten des Zaunes hinweg, Familien, die auseinanderfallen – das sollte der Fokus des Films sein.“ Und Yael Shafir ergänzt: „Wir wollten den Leuten etwas geben, womit sie sich identifizieren können, deshalb haben wir auch einen Spielfilm gemacht und keinen Dokumentarfilm.“
Nicolas Jacob, dessen sensibles Spiel der Figur des Nimr eine große Glaubwürdigkeit verleiht, ist kein Palästinenser, sondern Israeli mit kosmopolitischem Hintergrund. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war er Laie, der durch die Vermittlung seiner Freundin zum Casting kam. Jetzt erkennt man den Schauspieler in Israel auf der Straße. „Out of the dark“ startet am 9. Mai in Deutschland: Vielleicht also auch bald im Thalia?Gabriele Zellmann
Gabriele Zellmann
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