Kultur: Bunter Reigen der Landschaften
Farben trumpfen auf: Neue Ausstellung in der Sternkirche von Ilona Döhl
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Farben trumpfen auf: Neue Ausstellung in der Sternkirche von Ilona Döhl Von Babette Kaiserkern Pinien und Linien, Zypressen und Farbfelder - in ihrer Ausstellung „Im Wandel der vier Jahreszeiten“ zeigt die Potsdamerin Ilona Döhl Landschaften zwischen expressiv und dekorativ. Farbenfrohe Ansichten aus Italien, Portugal und Frankreich sowie aus Potsdam und vom Ostseebodden werden malerisch effektvoll in Szene gesetzt. Im lichtdurchfluteten Raum der Sternkirche fällt zunächst die ungebremste Farbigkeit der siebzehn Acrylgemälde ins Auge. Auf dem Gemälde „Rapsfelder“ scheinen die Farben zu explodieren, vor einem feurigen Himmel erheben sich dunkle Pappeln, auch die untere, kleinere Bildhälfte zerbirst beinahe im heftigen Gestus der Malerei. Ähnlich experimentell geht es im „Pont du Gard“ zu, wo die Farbe noch dicker und mit breitem Strich aufgetragen wird, so dass der malerische Gestus die Darstellung beinahe überlagert, aber zumindest gleichwertig wird. Auch die Farben trumpfen selbstbewusst in rot, blau, grün, gelb auf, als wollten sie auf ihre Grundwerte, die vornehmlich als Buntwerte auftreten, aufmerksam machen. Ruhiger und recht beschaulich erscheint die „Kapelle bei Rom“, wo sich hinter Pinienstämmen eine kleine Kapelle in sattes Grün schmiegt. Die kräftig opake Malweise setzt anziehende Akzente. Das Prunkstück der Austellung mit dem Titel „Toskana“ zeigt sich farblich und kompositorisch am ausgewogensten. Die geschwungenen Linien von Landschaft und Horizont stehen in gelungenen ausbalanciertem Kontrast zu den senkrechten Zypressen, die Farbwahl erscheint stimmig und bewusst reduziert. Fast ganz auf die Farbe grün beschränkt sich ein unwirkliches Nachtbild vom „Ostseebodden“ im Mondschein. Leider ist dies Gemälde so sehr in eine dunkle Ecke gehängt, dass es kaum zur Geltung kommt. Zwei Herbstbilder aus Potsdam runden den Reigen der Landschaften ab: Die Glienicker Brücke zeigt sich in schräger Perspektive, lockerer Pinselführung vor herbstlichen Bäumen. Das Belvedere vom Klausberg erbebt sich mit goldener Kuppel am Ende der Allee, Bäume und Boden erglühen in den kräftigen Farben. Dies ist die zweite Einzelausstellung von Ilona Döhl, die erst seit sechs Jahren intensiv malt. Die 1954 geborene Potsdamerin arbeitete zunächst als Diplom-Kunsterzieherin sowie nach einem Zweitstudium der Betriebswirtschaft zehn Jahre lang als Berufsschullehrerin. Sehr lange beschäftigte sie sich mit Druckgrafik und auch beim Malen bevorzugt sie reine, klare Farben, die sie „wie der Maler Hundertwasser“ gegeneinandersetzt. Die beiden Winterbilder zeigen grafische Gestaltung und wirken sehr dekorativ. Wie es scheint, bewirkt der Ruhezustand der Natur auch eine Beschränkung auf einige wenige Farben und Motive. Felder, Bäume, Himmel und Horizont geben klare Verbindungen ein. Da ist kein Platz mehr für malerische Ausschweifungen vorhanden. Auch die drei „Lilienstudien“ verbinden auf ihre kräftige Weise das grafische Element mit den intensiven Tönen der Acrylfarben. Neben den Landschaften zeigt Ilona Döhl zur Zeit in einer zweiten Ausstellung in Werder eine Reihe von Stilleben, ein weiteres Thema, das die Potsdamerin gerne bearbeitet.
Babette Kaiserkern
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