Entdeckungen im Funkloch: Claus-Dieter Steyer stellt neue „Geheime Orte“ vor
Richtig geheim ist natürlich keiner dieser Orte, schon gar nicht, wenn er sogar im Ausflugsführer „Geheime Orte in Brandenburg“ gelistet ist. Jetzt hat der Autor und Tagesspiegel-Journalist Claus-Dieter Steyer schon den zweiten geschrieben.
Stand:
Richtig geheim ist natürlich keiner dieser Orte, schon gar nicht, wenn er sogar im Ausflugsführer „Geheime Orte in Brandenburg“ gelistet ist. Jetzt hat der Autor und Tagesspiegel-Journalist Claus-Dieter Steyer schon den zweiten geschrieben. Am morgigen Mittwoch um 19 Uhr stellt er sein neues Buch bei einer Lesung und Bilderschau in der Buchhandlung am Neuen Palais vor. Insgesamt 25 Ziele abseits von Mainstream und Hauptstraße quer durch Brandenburg hat Steyer in dem handlichen Paperback gesammelt.
Seine Lust am Erkunden der wenig ausgetretenen Pfade begann eher zufällig, schreibt er auf seiner Webseite. „Immer wieder kam es damals vor, dass aktuelle Texte und Fotos für den Tagesspiegel wegen vieler weißer Flecke im Handy-Funknetz nicht gesendet werden konnten. Also wurde mit dem Auto kreuz und quer gefahren, bis der Laptop auf dem Beifahrersitz endlich Funkwellen anzeigte. Erst nach der Aufregung blieb Zeit für eine genaue Betrachtung der Umgebung. Dort standen dann große und offenbar lange Zeit nicht mehr genutzte Villen oder ausgediente Flugzeughangers. An anderen Orten führten Treppenstufen in die Tiefe, versperrten mächtige Eisentüren die Eingänge zu einem unterirdischen Labyrinth oder wiesen Schilder auf Gefahren mitten im Wald. Das weckte die journalistische Neugierde.“ Bei aller Euphorie arbeite er mit Vorsicht: eventuell einsturzgefährdete Gebäude oder unwegsames, unbekanntes Gelände erkunde er nur zu zweit, damit notfalls einer Hilfe holen kann.
Orte zum Erkunden gibt es genügend. Auf Funklöcher ist Steyer heute allerdings kaum noch angewiesen. Hinweise auf mögliche Ziele bekommt er von Lesern oder findet sie in Foren von Fotografen. Wenn der Tipp Substanz hat, der Ort auf legalem Wege erreichbar und die Geschichte dazu wiedererlebbar ist, dann schafft sie es auf die Liste der „Geheimen Orte“. Er habe noch viele Ideen, sagt der Autor, er plant bereits einen Band „Geheime Orte in Berlin für Kinder“.
Im zweiten Band für Brandenburg geht Steyer ausführlicher als im ersten auf die Ziele ein. Die Geschichten, ein unterhaltsamer Mix aus Historie und persönlichen Eindrücken, ersetzen aber noch lange nicht den Besuch vor Ort. Darauf machen nicht zuletzt die Fotos Lust. Dazu liefert Steyer einen Service-Steckbrief zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Einkehr und ergänzenden Zielen in der Nachbarschaft.
Die vorgestellten Orte illustrieren Landesgeschichte, oftmals im authentischen Zustand der Verfalls, bevor alles zur Vermarktung aufpoliert wird. Steyer listet Geheimes unter der Erde, Bunker vorzugsweise, oberirdisches Gebäude, Fahrzeuge, Denkmale und Landmarken wie die Halbinsel Meedehorn bei Sacrow, der man die Historie der Gartenanlage nicht mehr ansieht – oder nur, wenn man weiß, worauf man achten muss. Immerhin ist hier quasi täglich geöffnet, während die Großfunkstelle Nauen, die älteste noch bestehende Sendeanlage der Welt aus dem Jahr 1920, nur am Tag des offenen Denkmals geöffnet ist – und wenn hier Konzerte im Rahmen des Havelländischen Musiksommers stattfinden. Der rote Klinkerbau von Muthesius sei aber einfach ein architektonischer Schatz, sagt Steyer. Steffi Pyanoe
Lesung am heutigen Mittwoch um 19 Uhr in der Buchhandlung am Neuen Pailais, Am Neuen Palais 10, Eintritt 5 Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: