Kultur: „Das Brett“l“ – neuer Ort für die große Kleinkunst
Am Sonnabend Start mit den „Mimosen“ im Alten Stadtwächter
Stand:
Am Sonnabend Start mit den „Mimosen“ im Alten Stadtwächter Potsdam hat eine neue Kulturadresse: Das „Brettl“ unterm Dach des „Alten Stadtwächters“. Ab Sonnabend soll sich dort bei gemütlichem Kerzenschein „Große Kleinkunst“ in die Herzen des Publikums spielen. Der die Fäden für diese das Chanson und Kabarett hofierende Offerte in den Händen hält, ist ein alter Bekannter in Sachen Kunst: Gerhard Wruck. Er zog mit seinem etwa 50-köpfigen namhaften Künstler-„Clan“ bereits quer durch die Stadt. Den Anfang machte 1997 die „Bierstange“ des Hotels Voltaire, in deren geselliger Enge die Zuschauer fast übereinander saßen und dennoch immer wieder gern zurück kehrten. Doch mit neuem Hotel-Betreiber wurde dieses Kapitel der kleinen Erfolgsgeschichte zu Ende geschrieben. Wruck sattelte auf den Nikolaisaal auf, versuchte im Foyer an die schönen Erinnerungen anzuknüpfen und sie wiederzubeleben. Drei weitere Jahre setzte er seine Große Kleinkunst-Reihe fort. „Die über 50 Veranstaltungen waren zwar immer ausverkauft, aber es fehlte dennoch das nötige Flair. Der Raum blieb trotz ständig neuer Ausgestaltungsversuche einfach zu weiträumig.“ Als dann von der Leitung des Hauses das Aus für die Reihe kam, war er dennoch enttäuscht. Trotz aller Widrigkeiten floss sein Herzblut in die Veranstaltungen, zu denen er von der Spielplangestaltung über das Engagement der Künstler bis zur Kalkulation und Plakatierung alles selbst in die Hand genommen hatte. Nachdem der erste Schock verflogen war, schaute sich Gerhard Wruck in aller Ruhe in Potsdams Innenstadt nach einer neuen Bleibe für seine „Ziehkinder“ um. In Carla Villwock, der Geschäftsführerin des Brandenburgischen Kulturbundes, fand er eine gute Partnerin. Als ständige Besucherin seiner Reihe wollte sie sich nicht mit dem Ende der Großen Kleinkunst abfinden und regte zur Wiederbelebung eine Kooperation an. Im Potsdamer Umfeld – wie in der Fahrländer Mühlenbaude und der Kartzower Kirche – hat der Verein bereits beste Erfahrungen als Mitveranstalter in Sachen Kunst. In dieser Rücken stärkenden Liaison schlägt Gerhard Wruck nun hoffnungsvoll im „Alten Stadtwächter“ sein „Brettl“ auf. Der Chef des Hauses, Werner Pichler, zeigte sich bislang ebenfalls als aufgeschlossener Mitstreiter, der zu vielem bereit sei. „Ich halte durch, auch wenn mal etwas schief geht“, so sein Versprechen. Er ließ Worten Taten folgen und baute eine kleine drei mal vier Meter große Bühne ein, besorgte Tonanlage, farbiges Licht und ein Klavier. Nun kann Gerhard Wruck schalten und walten. Erfahrungen im Kulturbereich hat er zur Genüge. Zehn Jahre war er Intendant am Brandenburger Theater, führte zwei Mal im Jahr auch Regie – vom Schauspiel bis zur Oper. Danach leitete er die Öffentlichkeitsarbeit der DEFA. Bis die Wende und damit die Arbeitslosigkeit kam. 60-jährig ging er vor vier Jahren in Rente – und fühlte sich noch lange nicht alt. „Man muss schon ein bisschen in Bewegung bleiben.“ Es reize ihn nach wie vor, gutes Amüsement, bei dem neben der Kultur auch das Drumherum mit Bewirtung und wohligem Ambiente stimmen muss, zu managen. „Ich finde es spannend, ob die Leute am Ende sagen: Es war schön oder mies.“ Er weiß auch, dass man die Potsdamer hofieren muss, will man sie für sich vereinnahmen. Das Kulturangebot ist groß. Deshalb nimmt Gerhard Wruck seine Gäste gern an die Hand, versorgt sie mit persönlichen Einladungen, auch wenn das Geld fürs Porto knapp ist. Doch die Resonanz zeigt, dass das der richtige Weg sei. So läuft auch der Vorverkauf für die neu eingeführte Adresse am Lusienplatz bereits sehr gut. Zum Auftakt am Sonnabend um 20 Uhr werden die Mimosen, eine sangeskräftige Vierer-Bande aus Berlin „Die wahre Schönheit“ verkünden. Skurriles Entertainment, emfindsam, aber nicht empfindlich, verspricht die Werbung. Der Oktober steht dann ganz im Zeichen von Georg Kreisler, der gleich von zwei Mannen geknackt werden soll: Wolf Amadeus Fröhling und Hans Marqurdt vereinen sich beim „Taubenvergiften im Park“. Den Glanz des Schlagers der 20er und 30er Jahre wollen Bidla Buh aus Hamburg – ebenfalls ein Männerduo – frisch und satirisch im November aufpolieren. Ausgeläutet wird das vorerst viermonatige „Jahres“-Programm dann aber ganz weiblich, auch wenn die Kempendorff immer wieder gern zum Anzug á la Marlene greift. Die Berliner Chansonette setzt am Vorabend des dritten Advent mit einem Galaabend dem neuen „Brett“l“ ihr ganz eigenes Glanzlicht auf. Heidi Jäger Vorbestellungen für alle Veranstaltungen unter 0331-903741, Eintritt 14 €.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: