
© Andreas Klaer
Kultur: Das Leben in Liedern
Die Potsdamerin Elle Aura hat mit „flashes of a pretty face“ ihr Debütalbum veröffentlicht
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Wer Laura Kapp anruft, muss damit rechnen, dass sie nicht gleich ans Telefon geht. Oft ist sie unterwegs, im Auto auf der Autobahn, wie am vergangenen Wochenende. Da kam sie aus Polen zurück nach Potsdam. „Ich hatte gerade in Krakau ein Konzert“, sagt die 28-jährige Potsdamerin. Vor Kurzem war sie auch in ihrer Heimatstadt zu erleben, stellte ihr neues Album „flashes of a pretty face“ vor, das erste, das komplett von ihr ist, der „Singer Songwriterin“, wie sie sich selbst bezeichnet.
Ein Kraftakt – und auch eine Art von Erfüllung, wie sie sagt. Das hat mit ihrem Bühnennamen Elle Aura zu tun. So nennt sie sich, um ihre beide Rollen, die Künstlerin und die Frau, die an der Potsdamer Fachhochschule arbeitet, voneinander zu trennen. Doch Elle Aura, das Wortspiel mit ihrem richtigen Namen, habe nicht nur einen schönen Klang, sondern auch eine Bedeutung. „Auf Französisch heißt das: Sie wird haben“, aber das sei purer Zufall. Dennoch: Sie wusste, irgendwann wird sie ihre CD machen, mit vielen Songs aus den vergangenen Jahren.
Musik macht Elle Aura schon lange, schon immer, sagt sie. Mit sechs Jahren begann sie, Unterricht in der Musikschule zu nehmen, lernte Flöte und Saxofon. Die Gitarre kam später dazu, weil sie ein Begleitinstrument brauchte. Denn mit 13 Jahren begann sie, Texte und eigene Lieder zu schreiben. „Ich saß allein in meinem Zimmer und hab mir Sachen ausgedacht“, sagt Elle Aura. Die Stimmbildung kam durch jahrelanges Singen in diversen Chören. Mit 15 wurde sie Mitglied in ihrer ersten Band, zuletzt war sie Sängerin in der Potsdamer Hip-Hop-Band Zound Zero. Als sie im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes für ein Jahr nach Krakau ging, suchte sie sich auch dort eine Band. „Die hatte drei sehr gute Gitarristen, von denen hab ich mir viel für mein eigenes Gitarrenspiel abgeschaut“, sagt sie. Bis dato war die Gitarre eher Begleitinstrument gewesen. Die ersten zehn Jahre habe sie schlecht gespielt. „Dann übte und übte ich, danach klang vieles anders“, sagt sie rückblickend.
In Krakau fühlte sie sich wohl, bis jetzt ist sie häufig dort. „Das ist mein zweites Zuhause“, sagt Elle Aura, auch Polnisch hat sie gelernt. „Dort gibt es außerdem eine rege Musikszene. In Potsdam ist das anders – ich weiß, dass es eine Szene gibt, aber sie ist unsichtbar.“ Allein dass es nicht genügend Probenräume gibt, sei ein Problem. Weil sie aber nicht gern mit ihrer Musik allein ist, holt sie sich oft Gastmusiker heran, für Konzerte und eben das Album: Da waren Jan Schrecker und ihr Bruder Robert Kapp dabei, „beides Multiinstrumentalisten“, sagt Elle Aura.
Die Aufnahmen dafür entstanden teils in Wohnzimmern, im Studio wurde alles abgemischt. Dann schickten sie die Tracks zum finalen sogenannten Mastering an die Abbey Road Studios London. „Die hatten halt das beste Angebot“, sagt Elle Aura. „Und na klar, das ist das Studio der Beatles, das schreibt man dann auch gern auf das Cover.“ In Warschau wurden die CDs gepresst, 300 Stück. Das Cover mit verschwommenen Potsdam-Abbildungen gestaltete die Potsdamerin Ellen Thießen. „Wir haben da sehr viel Zeit reingesteckt“, sagt Elle Aura. Aber für die wichtigen Dinge im Leben muss man sich eben Zeit nehmen. Musik gehört dazu.
In ihren Liedern verarbeitet sie sehr persönliche Momente, Begegnungen, Beziehungen. Sie schreibt über ihre Sehnsüchte und stellt viele Fragen – alles in Englisch. „Das singt sich besser, und es ist die Sprache, in der meine Beziehungen stattfinden“, sagt die Sängerin. Viele ihrer Freunde sprechen kein Deutsch. Wer sich die Texte anschaut, sieht darin eine Frau auf der Suche nach sich selbst – und einem Partner. Musikalisch bietet Elle Aura leichtgängigen Gitarren-Pop, Singer-Songwriter-Material, eingebettet in gefälligem Soft-Rock und mal etwas Country, was alles ein bisschen an Nora Jones erinnert. „Mein Idol ist Tracy Chapman“, sagt sie. Die wisse so viel mit ihrer großartige Stimme und nur wenigen Mitteln anzufangen.
Auf die Frage, wo sie selbst gern einmal auftreten würde, lächelt Elle Aura selbstbewusst. „Wenn ich die freie Wahl hätte, dann mit dem Babelsberger Filmorchester in der Royal Albert Hall in London“, sagt sie. Ein weiterer Traum sei es, für Deutschland beim Eurovision Song Contest anzutreten. „Das ist völlig ernst gemeint, aber den ganzen Casting-Prozess dafür zu durchlaufen, darauf hab ich keine Lust.“ Da sind ihr die Abende mit „Open Mike“ im Café „11-line“ lieber. „Seit Kurzem gibt es das nur für Frauen, da würde ich mich auch hinters Mikro setzen.“ Ob sie vorerst allein weitermacht oder wieder eine Band findet, sei völlig offen. „Ich suche nicht aktiv nach einer Band“, sagt Elle Aura. „Aber ich finde es immer gut, wenn andere mit meiner Musik arbeiten und ich meine Besitzansprüche aufgebe.“
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