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Natur – oder Kunst? Die Ausstellung „Paradiesapfel“ der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten zeigt die verschiedensten Spielarten der Gartenkunst.

© Hans Bach/ SPSG

Ausstellung im Park Sanssouci: Das süße Gartenleben

Die große Open-Air-Ausstellung „Paradiesapfel“ eröffnet am 18. April im Park Sanssouci.

Von Sarah Kugler

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Über und über ist die Rasenfläche vor den Römischen Bädern im Park Sanssouci mit langen grün-weiß-rot gestrichenen Holzstäben gespickt. Kunterbunt sieht das aus. Kunterbunt und etwas durcheinander. Der Sinn erschließt sich für den Betrachter nicht so ganz. Doch das bunte Durcheinander täuscht. Hier steckt durchaus eine Absicht hinter. Denn die Stäbe, die in den Farben der italienischen Flagge gestrichen sind, sind Teil der Open-Air-Ausstellung „Paradiesapfel“, die vom 18. April bis 31. Oktober 2014 im Park Sanssouci zu sehen sein wird.

In der Ausstellung präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) auf der 300 Hektar großen Parkfläche neben Themen wie Gartenkunst, Landschaft und Architektur auch Aspekte der praktischen Gartenarbeit sowie künftiger Herausforderungen wie Naturschutz, Klimawandel und Nachhaltigkeit. Der Park wird somit zum Ort einer lebendigen Auseinandersetzung um Wert und Nutzen einer historischen Gartenanlage. Dabei werden ausgewählte Gartenbereiche, Skulpturen, Bauten, Wiesen, Pflanzen und Bäume zu Exponaten. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf die Bereiche Neues Palais, Park Charlottenhof sowie Schloss Sanssouci und unterteilt sich in die drei Themengebiete Inszenierung, Genuss und Ernte. Diese können von den Besuchern wiederum in 19 Stationen erschlossen werden.

Die italienischen Holzstäbe bei den Römischen Bädern stellen die Station „La Dolce Vita“ dar, die über südliche Nutzpflanzen informiert. Friedrich Wilhelm IV. hat hier bei den Römischen Bädern seine Italiensehnsucht ausgelebt, indem er sich ein norditalienisches Landgut angelegt hat. Anfang des 19. Jahrhunderts verschwanden diese Anlagen allerdings wieder, sodass heute von der historischen Gartenanlage nichts mehr zu sehen ist. Die Stäbe markieren nun, an welchen Stellen sich früher Gartenwege und Beete befanden. Ein Teil der Wiese ist auch zu einem tatsächlichen Beet umgegraben worden, auf dem Ende Mai Zucchini und Kürbisse angepflanzt werden sollen.

Die Station „La Dolce Vita“ ist dem Themengebiet „Genuss“ zugeordnet, mit dem sich der Bereich Park Charlottenhof auseinandersetzt. Hier geht es vor allem um die Choreografie der Landschaft, die historische Bedeutung von Wasser und Rosen und natürlich um die Italiensehnsucht Friedrich Wilhelm IV. Andere Stationen wie „Kulissenschieber“ oder „So ein Theater!“ gehören in den Themenbereich „Inszenierung“, der sich vorrangig mit den architektonischen und künstlerischen Inszenierungen Friedrich II. auseinandersetzt – die wiederum finden sich vor allem rund um das Neue Palais. Im Themengebiet „Ernte“ dreht sich dann alles um den Obstanbau, den ebenfall Friedrich II. forcierte. Hier findet sich zum Beispiel die Station „Kirschen für den König“, die von dem Kirschgarten vor den Neuen Kammern erzählt.

An jeder Station gibt es eine rote Bank mit Informationstexten. Darüber hinaus werden an den Parkeingängen Kurzführer für jeweils 2 Euro verkauft, auch die App „Schatzsuche im Paradies“ wird für Besucher der Ausstellung bereitgestellt. Außerdem werden verschiedene Führungen durch die Ausstellung angeboten.

Als Gegenentwurf zu der Freiluftausstellung „Paradiesapfel“ findet im Hofgärtnerhaus der Römischen Bäder die Ausstellung „Von Landschaftszimmern und Blumenkammern. Der Garten im Innenraum 1740-1860“ statt. Sie gibt einen Einblick in die Verbindung von Wohnraum und Garten und zeigt vor allem das Spiel zwischen Natur und Kunst. Neben blumigen Wand- und Möbelbespannungen kann man in den fünf Räumen auch eine kunstvolle Schneeballvase von 1760 und sogenannte Schaugerichte bewundern. Letztere sind aus Porzellan angefertigte Figuren, die echten Lebensmitteln, wie zum Beispiel einem Bund frischen Spargel, täuschend ähnlich sehen. In der Auseinandersetzung mit Kunst und Natur zeigt die Ausstellung auch, wie wichtig die künstliche Inszenierung von Gartenfesten war. Durch Illuminationen oder etwa den Einsatz von Wasser wurde hier das Künstliche in die Natur geholt. Für die Ausstellung werden die Römischen Bäder nun auch wieder mit farbigen Glaslämpchen in Szene gesetzt. So schließt sich der Kreis der kunterbunten Ordnung.

Die Ausstellung „Paradiesapfel“ ist im Park Sanssouci vom 18. April bis zum 31. Oktober täglich von 6 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit zu sehen, der Eintritt in den Park ist frei, Flyer kosten 2 Euro

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