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Zumindest musikalisch nach Venedig. Auch am Samstag, bei der mittlerweile vierten Venezianischen Nacht, werden die Musiker, wie schon im vergangenen Jahr, wieder für südländische Stimmungen sorgen.

©  Andreas Klaer

Von Klaus Büstrin: Dem „geliebten Sachsen“

Hommage auf Händel in der IV. Venezianischen Nacht in und an der Friedenskirche

Stand:

Georg Friedrich Händel ist die vierte Venezianische Nacht in der Friedenskirche Sanssouci am Samstag gewidmet. Die folgende Tagebuchnotiz jedoch stammt von Richard Wagner von 1858, rund 150 Jahre später, nachdem der Barockkomponist in der Lagunenstadt weilte: „Auf der Fahrt den großen Kanal entlang zur Piazetta melancholischer Eindruck und ernste Stimmung: Größe, Schönheit und Verfall dicht nebeneinander.“ So sahen die Venedig-Reisenden die Stadt seit eh und je: Dichter, Maler oder Musiker. Sie ließen und lassen sich von der bleibend anziehenden Schönheit und dem unübertrefflichen Charme Venedigs immer wieder anregen. Natürlich auch von den Künsten, die sie beherbergt. Auch Händel. Seine Reise nach Italien führte ihn von 1706 bis 1709 nach Florenz, Rom, Neapel und nach Venedig. In dieser Stadt wird sein Weltruhm begründet, durch die Oper „Agrippina“, die hier ihre Uraufführung vor 300 Jahren erlebte. 27 Mal wurde das Werk hintereinander gespielt. Die Venezianer schlossen Händel ins Herz und bezeichneten ihn fortan als „Caro sassone“ – geliebter Sachse.

An diese Uraufführung will auch Wolfgang Hasleder in und an der Friedenskirche erinnern. Der leidenschaftliche Initiator der Veranstaltung berichtet, dass Händel für die Oper nur fünf Nummern tatsächlich neu komponierte, alles andere stammt aus älteren Werken. Diese Stücke waren vor allem Kammerkantaten. In der Venezianischen Nacht am Samstag kommen einige davon zur Aufführung. Unterstützt wird Hasleder dabei durch die in Potsdam sehr bekannten Sopranistinnen Christine Wolff und Doerthe-Maria Sandmann sowie die Mezzosopranistin Ann-Christin Zschunke.

Die Venezianische Nacht kann getrost als ein Mini-Festival für Alte Musik bezeichnet werden. Einen ganzen Abend und die halbe Nacht erklingt Musik vom Feinsten. Neben Werken von Händel auch solche, die um 1709 in Venedig wirkten: Antonio Vivaldi, Giovanni Bononcini, Alessandro Marcello sowie Domenico Scarlatti. Zwischen ihm und Händel kam es zu einem damals sehr beliebten Wettspiel auf dem Cembalo und der Orgel, wonach die beiden sich anfreundeten, nur dass der „Geliebte Sachse“ den größten Teil seines Lebens in London, Domenico Scarlatti hingegen in Spanien verbrachte. Von dessen meist furiosen und virtuosen 555 Cembalo-Sonaten wird eine in der Friedenskirche erklingen, gespielt von Sabine Erdmann.

Die Cembalistin gehört zum Ensemble „Die kleine Cammer-Music“, das im Jahre 2002 der Violinist Wolfgang Hasleder gründete. Vor allem bei der Auseinandersetzung mit der Interpretation von Alter Musik haben sich die Musiker einen Namen gemacht. Mit wechselnden Besetzungen vom Streichquartett bis zum Kammerorchester tritt „Die kleine Cammer-Music“ auf. Auch in der Venezianischen Nacht.Wolfgang Hasleder konnte für die Mitwirkung die Camerata Wannsee gewinnen, einen renommierten Chor, der unter der Leitung von Jan Sören Fölster singt. Die in vier „Abteilungen“ konzipierte Musik-Nacht wird durch Pausen unterbrochen, in dem es Literarisches rund um die Agrippina-Uraufführung unter anderen vom Poetenpack Potsdam zu hören gibt.

Dieses Fest der alten Musik findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Zwar ist die Kirche mit dem Campanile ganz und gar nach römischem Vorbild gebaut worden, doch Wolfgang Hasleder weiß sich in der Atmosphäre des sakralen Bauwerks und seiner Umgebung in die Lagunenstadt versetzt. „Außerdem stammt ja das berühmteste Kunstwerk der Kirche, das Mosaik aus dem 13. Jahrhundert, von der Insel Murano bei Venedig“ , sagt Hasleder.

Venezianische Nacht am 11. Juli, 19 bis ca. 1 Uhr, Friedenskirche Sanssouci. Der Eintritt kostet 18, ermäßigt 12 Euro.

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