Kultur: Der Blick auf „Hebe und Ganymed“
Zur Ausstellung in den Römischen Bädern: Ein Aquarell von August Wilhelm Ferdinand Schirmer / Von Evelyn Zimmermann
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Im Jahr der Graphik 2009 beteiligt sich auch die Graphische Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) mit der Ausstellung „Die Römischen Bäder in Bleistift, Feder und Wasserfarbe“ bis zum 26. Juli in den Römischen Bädern im Park Sanssouci an den vielfältigen Aktivitäten graphischer Sammlungen deutschlandweit. In einer losen Artikelfolge wollen wir gemeinsam einige ausgestellte Arbeiten vorstellen. Heute: August Wilhelm Ferdinand Schirmer, Blick durch das Römische Bad von 1837.
Zwei Aquarelle Schirmers können zur Zeit in der Ausstellung in den Römischen Bädern bewundert werden. Es handelt sich um eine Aussicht vom Dach der Arkadenhalle auf das Gärtnerhaus sowie um einen Einblick in das Innere des eigentlichen Römischen Bades. Beide Blätter sind 1837 entstanden. Der Innenansicht gebührt besondere Aufmerksamkeit, da sich nur wenige Darstellungen davon erhalten haben. Interessant wird das Aquarell jedoch vor allem dadurch, dass die Ausmalung der abgebildeten Räume erst nach seiner Entstehung begann und sich über mehrere Jahre hinzog.
Schirmers malerische Aufnahme diente vermutlich der Ideenfindung. Man kann davon ausgehen, dass sie dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. als Bauherrn zur Entscheidung über Farben und Form der Innendekoration vorgelegt wurde. Schirmer stellte eine Sichtachse durch mehrere Räume des Römischen Bades dar. Man blickt vom sogenannten Apodyterium (Ankleideraum in römischen Thermen) durch das Atrium (Hauptraum eines römischen Hauses) und die Arkadenhalle in den großen Gartenhof mit seinem Springbrunnen. Am Ende der Perspektive ist seitlich der Säulenportikus des Pavillons am See zu erkennen. Den Mittelpunkt des Aquarells bildet eine heute verschollene Marmorgruppe, „Hebe und Ganymed“, von Emil Wolff. Hinter ihr das von Säulen umstandene Becken, in dem das einfallende Regenwasser gesammelt wurde.
Auch der Lebensweg des 1802 in Berlin geborenen August Wilhelm Ferdinand Schirmer begann als Porzellanmaler. Er war durch die Tätigkeit seines Vaters als Blumen- und Früchtemaler in der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) vorgezeichnet. Im Jahre 1816 begann er dort eine Lehre, verdingte sich zunächst als Vorlagenmaler und bildete seine Zeichenkunst ab 1821 an der Akademie der Künste in Berlin weiter aus. Eingeengt durch den Manufakturbetrieb und durch Fürsprache des Schinkels dazu befähigt, verließ er die KPM 1825 und ging zwei Jahre später zur Vervollkommnung seiner Fähigkeiten erstmals nach Italien. Dort hatte er sein Atelier in der Villa Malta und verkehrte während seines vierjährigen Aufenthaltes unter anderem mit den Landschaftsmalern Joseph Anton Koch und Johann Christian Reinhardt. Ende 1828 traf auch der preußische Kronprinz anlässlich seiner ersten großen Italienreise in Rom ein. Dessen dortiges Zusammentreffen mit Schirmer war insofern fruchtbar, als sich die Bestellung eines Ölbildes für ihn daraus ergab. In der Aquarellsammlung der SPSG haben sich neben den beiden in den Römischen Bädern ausgestellten Aquarellen einige Ölskizzen von Schirmer mit italienischen Motiven erhalten.
Evelyn Zimmermann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Graphischen Sammlung der SPSG.
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