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Kultur: Der Blick in die Arbeitsweise des Regisseurs

Filmmuseum Potsdam erhielt Nachlass von Drehbüchern und Filmtechnik von Lothar Warneke

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Wenn ein DEFA-Film am Ende der DDR-Zeit allerorten im Gespräch war, dann war es Lothar Warnekes „Einer trage des anderen Last“ im Jahre 1988. Der Film, der in einem Lungensanatorium Anfang der fünfziger Jahre spielt, zeigt das Sanatorium als einen Mikrokosmos der DDR-Gesellschaft in einer Übergangszeit. Er wurde zu einem Schlüsselfilm im damaligen aktuellen DDR-Filmschaffen. Ein anderer Streifen Warnekes, „Die Beunruhigung“, behandelt ebenfalls die Zeit der Stagnation und des Skeptizismus aus der Sicht von Vierzigjährigen. Der Film entstand 1982. Das sind zwei Filme, die in besonderer Weise den Nerv des Publikums trafen.

Lothar Warneke drehte die meisten Filme nach Szenarien bekannter Autoren, darunter Helga Schütz, Helga Schubert, Wolfgang Held oder Siegfried Pitschmann. Am Verfassen von Drehbüchern war er selbstverständlich entscheidend selbst beteiligt. So ist jedes seiner Arbeits-Drehbücher für die Forschung und für die Filmgeschichte eine Kostbarkeit, weil sie auch mit vielen handschriftlichen Bemerkungen versehen sind.

Das Filmmuseum Potsdam bewahrt insgesamt 2500 Drehbücher in seinem Archiv auf, davon 1000 Arbeitsdrehbücher aus den DEFA-Jahren. „Nun kommen also 18 Bücher von Lothar Warneke hinzu. Seine Familie hat sie dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt“, berichtet Birgit Scholz, verantwortliche Mitarbeiterin der Filmmuseums-Sammlung. „Außerdem gehören auch Filmtechnik-Geräte, so die Handkamera oder der Schmalfilmprojektor, dazu.“

Der Regisseur wäre am 15. September 70 Jahre alt geworden, doch starb er nach längerer Krankheit am 5. Juni des vergangenen Jahres. Nach einem Theologiestudium nahm Warneke 1960 ein Regiestudium an der Hochschule für Filmkunst in Babelsberg auf, das er mit der Diplomarbeit „Der dokumentarische Spielfilm“ abschloss. Auch diese Arbeit befindet sich nun in der Sammlung. In fünf Kartons wird der Warneke-Nachlass aufbewahrt. In nächster Zeit erhält jedes Drehbuch eine Inventarnummer. Dann kann man sie für wissenschaftliche Arbeiten benutzen. Das Drehbuch zu „Die Beunruhigung“ befindet sich nicht mehr im Archiv. Es liegt in der Dauerausstellung des Museums im Marstall. „Das ist das Schöne, dass sich die Filmgeschichtsausstellungen aus Originalexponaten unserer Sammlung speisen“, sagt Birgit Scholz. Ein Blick in einige Drehbücher macht mit der Arbeit des Regisseurs vor und während der Dreharbeiten bekannt. Beispielsweise bei „Einer trage des anderen Last“. Da entdeckt man in A-4-Schulheften und auf 120 einzelnen Blättern Szenenbilder, so, wie sie Warneke verwirklicht sehen wollte, mit Bleistift, Kugelschreiber oder Tinte gezeichnet. Sie sind wohl schnell und leicht, aber nicht flüchtig skizziert. Er wusste schon in diesem optischen Drehbuch genau, wie die Bilder auf der Leinwand zur Wirkung gelangen können. Optisches Drehbuch nennt man solche eine Arbeit.

Auch ein Exposé zu einem zweiteiligen Dokumentarfilm findet man in einem Karton aus dem Jahre 1995. Lothar Warneke wollte den Spuren des jüdischen Lebens in Brandenburg nachgehen. Doch nach 1990 konnte Lothar Warneke keine großen Filmprojekte mehr verwirklichen. Man hat einen Großen des deutschen Films „links“ liegen gelassen. Klaus Büstrin

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