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Der Neue: Antonello Manacorda ist ab dieser Spielzeit Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam.

© promo

Von Klaus Büstrin: Der Charme des Südens

Antonello Manacorda gibt morgen sein Antrittskonzert bei der Kammerakademie Potsdam

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Willkommen in Potsdam. Mit Porträt-Plakaten wirbt die Kammerakademie Potsdam in der Landeshauptstadt für ihren neuen Chefdirigenten Antonello Manacorda. Wie seine Vorgänger Sergio Azzolini und Andrea Marcon kommt er aus Südtirol beziehungsweise Italien. Der Charme und die Leichtigkeit des Südens ziehen also immer wieder in den Nikolaisaal ein. Sicherlich auch beim morgigen Antrittskonzert Antonello Manacordas.

Im März dieses Jahres musizierte er bereits mit der Kammerakademie und konnte dabei bei ihren Mitgliedern sowie beim Publikum großen Erfolg verbuchen. Mit seiner sympathischen und einfühlsam deutlichen Leitung führte Antonello Manacorda seine Potsdamer Premiere auf hohem Niveau und in lebendig-freudvoller Atmosphäre. Eine Neuauflage eines Konzerts war von allen Seiten erwünscht. Und so wurde er im Frühjahr von der Kammerakademie zum Chefdirigenten gewählt.

Ab dieser Saison, es ist die zehnte des Orchesters, wird er also die künstlerische Entwicklung des Ensembles verantworten und prägen. „Die Zeit für die Vorbereitung dieser Spielzeit war für mich viel zu kurz. Aber ich konnte mich auf meine Kollegen in der Geschäftsführung bestens verlassen, so dass wir ein sehr ausgewogenes Programm dem Publikum bieten können“, sagt Antonello Manacorda am Mittwochvormittag in einem PNN-Gespräch.

In den frühen Morgenstunden ist er erst aus London nach Berlin zurückgekehrt. In der Bundeshauptstadt wohnt er seit zehn Jahren. Von Müdigkeit ist während des Gesprächs aber nichts zu spüren. Mit herzlicher Offenheit, Temperament und Leidenschaft stellt er sich den Fragen. So fallen seine Antworten völlig unprätentiös aus. Er selbst ist neugierig auf Hinweise, wie man die Kammerakademie noch besser im Land Brandenburg integrieren könnte. Einladungen zu renommierten Festivals und in wichtige Konzertsäle werden weiterhin gern angenommen, CD-Aufnahmen sollen ebenfalls auf den Markt kommen. So werden im kommenden Jahr Flötenkonzerte von Johann Joachim Quantz mit dem berühmten Flötisten Emanuel Pahud eingespielt. Die CD soll zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen 2012 erscheinen. „Und natürlich bleiben auch die Konzerte und Workshops für und mit Kindern sowie Jugendlichen ein wichtiger Baustein für die Zukunft, sie eröffnen frische Zugänge zur Klassik.“

Als der gebürtige Turiner drei Jahre alt war, soll man in der Familie schon prophezeit haben: Der Junge wird Dirigent. Wenn im Radio Musik erklang, stieg Antonello auf einen Stuhl und gab den Takt an. Doch nicht der Dirigierstab wurde sein Instrument, sondern die Geige. Und mit der hat er es schließlich weit gebracht. Nach dem Violinstudium in Mailand und in Amsterdam kam er bald mit seinem Landsmann Claudio Abbado, dem Dirigenten der Berliner Philharmoniker, in Kontakt. Abbado leitete auch das Gustav Mahler Jugendorchester. Er und eine ganze Reihe von Mitgliedern des Klangkörpers, darunter eben Manacorda, haben 1997 das Mahler Chamber Orchestra gegründet. Der heutige Chefdirigent der Kammerakademie wurde sein Konzertmeister und Vizepräsident. Acht Jahre lang saß er am ersten Pult. „Ich war gern Konzertmeister. Die Verantwortung für das Ganze hat riesengroßen Spaß gemacht.“ Manacorda hat nie die Solistenkarriere angestrebt. Aber auch nicht die Dirigentenlaufbahn. Die wurde ihm von anderen Musikern empfohlen. Vom Konzertmeisterpult musste in diesem Orchester auch der Geiger manches Konzert leiten. „Nachdem Simon Rattle ein Video von mir sah, meinte er: ,Du musst unbedingt Dirigent werden.’ Nun war ich davon überzeugt, reiste zu dem Finnen Jorma Panula und absolvierte ein Aufbaustudium.“

Antonello Manacorda widmet sich fortan nur noch der Dirigententätigkeit. Und die ist rege und erfolgreich. Ob in Mailand, Zürich, Sydney, Monte Carlo oder in Paris, überall arbeitet er mit führenden Orchestern. Eine besondere Affinität spürt er aber immer wieder zur Oper. Dabei sind Übernahmen von Aufführungen nicht seine Sache. „Ich will von Anfang an am Inszenierungsprozess beteiligt sein“, so Manacorda. Am Teatro La Fenice Venedig dirigierte er im Mai die Premiere und die Aufführungsserie von Mozarts „Don Giovanni“. Seine musikalische Leitung fand ungeteilte Zustimmung, so dass man ihm den gesamten Zyklus der Opern Mozarts und Lorenzo da Pontes anvertraute.

Morgen dirigiert er am Pult der Kammerakademie zunächst die Metamorphosen über ein Schubert-Menuett des Berliner Komponisten Aribert Reimann. Dann das Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur von Ludwig van Beethoven (Solist: Henri Sigfridsson) sowie die Sinfonie Nr. 9 in C-Dur von Franz Schubert – zwei Werke voller Schwungkraft und Optimismus. „Diese beiden Komponisten, selbstverständlich auch Haydn und Mozart, sind ganz tief in meinem Herzen verankert. Und sie gehören wie die Barockmusik, die Romantik mit ausgewählten Werken und wie die zeitgenössische Musik, die sich aber immer der Dramaturgie eines Konzertes anpassen sollte, zum Basis-Repertoire der Kammerakademie.“

Herzlich willkommen Antonello Manacorda.

Das Sinfoniekonzert morgen im Nikolaisaal ist ausverkauft.

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