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Von Heidi Jäger: Der Countdown läuft Laufenbergs Ära endet mit Ritt durchs Repertoire

„Im Moment spielt das Theater nicht in der Preisklasse, dass es mich bezahlen könnte“, antwortet Uwe Eric Laufenberg auf die Frage, ob er vielleicht künftig mal als Gast am Potsdamer Hans Otto Theater arbeiten werde. „Ich habe mich fünf Jahre ausgebeutet und für Peanuts gespielt.

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„Im Moment spielt das Theater nicht in der Preisklasse, dass es mich bezahlen könnte“, antwortet Uwe Eric Laufenberg auf die Frage, ob er vielleicht künftig mal als Gast am Potsdamer Hans Otto Theater arbeiten werde. „Ich habe mich fünf Jahre ausgebeutet und für Peanuts gespielt.“ Das ist nun vorbei. Zum Spielzeitende verlässt er nach fünf Jahren Potsdam, um in seiner Heimatstadt Köln als Opern-Intendant zu arbeiten.

Noch einmal schimpfte er während seiner gestrigen Abschlusspressekonferenz auf die Politik, die das Theater in seinen Möglichkeiten beschränke, obwohl sich gerade die Stadt mehr leisten könnte. Gern hätte er namhafte Regisseure wie Wolfgang Langhoff oder Jürgen Gosch ans Haus geholt, die vor Jahrzehnten als Schauspieler in Potsdam das Laufen lernten. „Doch die Notwendigkeit, über Potsdam hinaus zu strahlen, sieht hier keiner.“

Das ständige Hickhack zwischen Stadt und Land, die das Theater je zur Hälfte finanzieren, sei das größte Problem. „Die belauern sich gegenseitig.“ Ein Beispiel sei die Winteroper. „Im zweiten Jahr wollte das Land schon nicht mehr, weil die Stadt nicht wollte. Jeder fühlte sich vom anderen ausgetrickst, doch am meisten ausgetrickst war ich, weil mir die Mittel fehlten, die Sänger zu bezahlen.“

Seit dem Amtsantritt Laufenbergs haben die Zuschauerzahlen stetig zugenommen. Außer im vergangenen Jahr. Da kamen rund 120 000 Gäste und lasteten das Theater zu 79 Prozent aus, während es 2007 noch 84 Prozent waren. Warum das Interesse zurückging, konnte sich Laufenberg nicht erklären. Wenn er weiter in Potsdam geblieben wäre, hätte er sich etwas Neues einfallen lassen. Doch die Stadt hatte offensichtlich an den rührigen Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenig Interesse. Klar sei für ihn, dass größere Kulturausgaben das Theater auch konkurrenzfähiger machen würden.

Als sehr dubios bezeichnete er den Theaterverbund zwischen Potsdam, Frankfurt (Oder) und Brandenburg. „Er wurde gemacht, um das Nirwana zu verwalten. Ich kam mir anfangs vor wie bei den 12 Geschworenen und fühlte mich total allein. Man musste die Verträge erst mal ehrlich machen, und nicht Brandenburg das Musiktheater zuschreiben, das es gar nicht stemmen konnte. Jetzt kriegen wir Musiktheater aus Cottbus, und die sind gar nicht drin im Verbund.“

Nicht nur für ihn sei es jetzt ein Abschied, auch seine „Familie“, in der es „lebendig, kraftvoll und offen“ zuging, löst sich auf. Nur die drei Schauspieler Rita Feldmeier, Philipp Mauritz und Friederike Walke werden von seinem Nachfolger Tobias Wellemeyer übernommen, Das eigenständige Junge Theater wird aufgelöst. Auch Michael Philipps, „die Seele der Dramaturgie“, verabschiedet sich vom HOT, an dem er in über 40 Jahren sieben Intendanten erlebte. „Nach der Wende ging es zu wie das Brezelbacken. Mir reicht es jetzt, ich bin nicht mehr ganz so neugierig auf den nächsten Intendanten.“ Er erinnerte daran, dass 1991 das Schauspiel in Potsdam auf der Kippe stand. „Doch zu unserer Überraschung hat es das Orchester getroffen, vielleicht weil es teurer war.“ Er sei froh, dass damals für den Rohbau am Alten Markt die Abrissbirne gewählt wurde und jetzt das neue Theater am richtigen Platz stünde. Dort haben die Besucher nun sechs Wochen Zeit, mit Laufenberg und seinem Ensemble Abschied zu feiern. Fast das gesamte Repertoire der vergangenen zwei Spielzeiten sind bis 3. Juli zu sehen. Weiter machen wird indes der Förderverein unter Vorsitz von Lea Rosh. „Wir sind ja nicht für die Intendanten, sondern fürs Theater da. Doch so etwas Quirliges wie Laufenberg muss man in Deutschland erstmal suchen“ , so Lea Rosh.

Wenn er jetzt Potsdam verlasse, so Laufenberg, verlasse er einen der schönsten Orte, die es als Wohnort in Deutschland gebe. „Ich verlasse keine Kunst- und Theatermetropole, wohl aber einen Ort, der in die größte deutsche Kunst- und Theater-Metropole hineinstrahlen kann. Diese fünf Jahre sollten ein Anfang sein.“

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