
© CHRISTIAN MORGENSTERN
Der erste Runde fürs Eckige: Potsdams Rechenzentrum feiert seinen zehnten Geburtstag
Anlässlich des Jubiläums organisiert das Rechenzentrum zahlreiche Veranstaltungen. Bis zum 26. September gibt es Ausstellungen, inklusives Theater und einen Kostümball zu entdecken.
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Zum zehnten Geburtstag zeigt Potsdams Rechenzentrum die ganze Bandbreite seiner Produktivität - und nebenbei das Ausmaß seiner Vernetzung, lokal und überregional. Drei Wochen lang feiert sich der Kreativort in Potsdams Mitte, dessen Zukunft nach wie vor offen ist.
Den Auftakt machte die Ausstellung „Mosa-Icke“, die am 1. September eröffnete. Sie ist als Teil des Heimaten-Netzwerkes entstanden, zu dem auch renommierte Orte wie das Wiener Schauspielhaus, das Theaterhaus Jena oder Berlins Haus der Kulturen der Welt gehören. Das Netzwerk vertritt das, wofür auch das Rechenzentrum eintreten will: Pluralität.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
„Mosa-Icke“ knüpft an die Bildwelten rund um das denkmalgeschützte Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ an, mit dem Fritz Eisel 1972 den Erdgeschosssockel des Rechenzentrums schmückt. Die Schau besteht aus mehreren Teilen. Zum einen ist ein kollektives Wandbild von Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse einer Berliner Schule zu sehen, das die offizielle Darstellung des sozialistischen Fortschrittsglaubens mit informellen Fotos und den Erinnerungen von ehemaligen sogenannten Vertragsarbeitenden verquickt.
Porträt einer Stadt im Wandel
Zum anderen soll in der Ausstellung ein Tableau entstehen, das die Wahrnehmung und Nutzung des Mosaiks im Laufe von mehr als fünf Jahrzehnten zeigt. Einheimische und Besuchende, Weggezogene und Zugezogene sind aufgerufen, Fotos von sich, ihrer Familie oder ihren Haustieren vor dem Mosaik für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Neben diesen privaten Schnappschüssen werden Fotografien und Videomaterial aus den städtischen Archiven gezeigt. Die Idee dahinter: das Porträt einer Stadt im Wandel.
Auch in die Stadt Potsdam hinein ist das Rechenzentrum bestens vernetzt: Ab 10. September sind in der Rotunde des Potsdam Museums am Alten Markt künstlerische Positionen aus dem Rechenzentrum zu sehen – direkt unter dem goldenen Atlas, der die Weltkugel auf seinen Schultern trägt.
Alle dort gezeigten Werke sind in der letzten Dekade entstanden und sollen ein Panorama mit Gemälden, Fotografien, Objekten, Skulpturen, Film und Performance bilden. Zur Eröffnung singt das VokalEnsemble RechenZentrum (V.E.R.Z.) Songs aus der Geschichte der Datenverarbeitung.
Wenige Tage vor der Wahl des neuen Potsdamer Stadtoberhauptes, am 9. September 2025, diskutieren die Kandidierenden im Innenhof des Rechenzentrums über Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und die Zukunft der Stadt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.
Schön, schräg und sortiert
„Kunst ist so schön, schräg, seltsam und sortiert“ – so lautet das Motto des neuen Projekts von dem inklusiven Theaterlabors Hatschisi, das sein Konzeptbüro, seine Proberäume und seinen Fundus im Rechenzentrum hat. Beim Festival können Besuchende vom 12. bis 14. September 2025 erleben, wie die Kreativen mit und ohne Behinderungen arbeiten, experimentieren und feiern. Gezeigt wird ein „Zwischenstand“ des dreijährigen Projekts „KISSsss“ – mit Performances, Workshops, Ausstellungen und einem Kostümball.

© Andreas Klaer
Für den 15. September 2025 ist ab 18 Uhr ein Abend voller Musiktheater und Erzählkunst angekündigt: Den Auftakt macht „Pandoras Podcast – die Show, die die Welt jetzt braucht“, ein Live-Podcast-Format. Mit Humor, Punk und Balladen soll die Geschichte der sagenumwobenen Pandora neu erzählt werden – zwischen Wutausbrüchen und Hymnen an die radikale Hoffnung.
Ostdeutsche Wendebiografien und Vertragsarbeit
Ab 19:30 Uhr folgt am selben Abend eine poetisch-musikalische Auseinandersetzung mit ostdeutschen Wendebiografien unter dem Titel „Ich bin… Ich war… Ich wollte…“. Gestaltet wird sie von der Schauspielerin Jördis Wölk und dem Musiker Bringfried Löffler. Interviews, Lieder und persönliche Erinnerungen verweben sich zu einem Dialog über Veränderung als alltägliche Erfahrung – ein Abend, der Vergangenheit und Gegenwart ins Gespräch bringen soll und auch das Publikum einbeziehen wird.
Ein Gespräch mit Zeitzeugen und Historikerinnen spannt am 17. September 2025 um 19 Uhr den Bogen zurück zum denkmalgeschütztem Mosaik von Fritz Eisel : Unter dem Titel „Zwischen Traum und Wirklichkeit“ geht es um idealisierte Darstellungen des Menschen, aber auch um die Lebensrealität von Vertragsarbeitenden und internationalen Studierenden in der DDR. Phương Thúy Nguyễn moderiert.
Wer sehen will, woran die über 300 Kreativen im Rechenzentrum in ihren Ateliers arbeiten, kann am 19. September 2025 ab 16 Uhr zum Tag der offenen Ateliers kommen. Über 40 Ateliers laden an diesem Nachmittag zum Hausrundgang ein.
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