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Kultur: Der ewige Melancholiker

Musik von John Dowland an zwei Tagen im Q-Hof

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Reputation ist alles. Das wusste schon der große Komponist und Lautenist John Dowland und war zeitlebens um eine entsprechende Stellung am englischen Hofe bemüht. Königlicher Hoflautenist, das war eine Anstellung nach dem Geschmack des Künstlers. Doch jahrelang blieb ihm dieses so begehrte Amt verwehrt. Erst im Jahr 1612, im Alter von 49 Jahren, wurde John Dowland zum „Musician for the lute“ am königlichen Hof zu England ernannt. Doch die wiederholten Zurückweisungen hatten längst ihre Spuren hinterlassen.

„Semper Dowland, semper dolens“ ist eine Pavane aus dem berühmten Lachrimae-Zyklus von Dowland überschrieben. Eine Selbstbeschreibung, die treffender kaum sein kann: „Immer Dowland, immer betrübt“. Einen größeren Melancholiker auf der Laute hat es wohl kaum gegeben. Etwa 100 Kompositionen hat John Dowland für dieses Saiteninstrument geschrieben, die wegen ihres spieltechnischen Anspruchs, ihrer Klangschönheit und Durchdachtheit bis heute zum Größten für die Laute gehört. Zuletzt hatte der Weltstar Sting vor zwei Jahren zusammen mit dem Lautenisten Edin Karamazov mit seiner CD „Songs from the labyrinth“ dafür gesorgt, den Meister der Melancholie einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Am Montag und Dienstag wird die musikalische Kunst von John Dowland unter dem Titel „Come, when I call“ im Q-Hof, der Spielstätte des freien Theaters Poetenpack, in der Lennéstraße 37, kurz vor dem Kuhtor am Park Sanssouci zu erleben sein. Für das Konzert hat der Berliner Gambist und Sänger Niklas Trüstedt Musiker aus Potsdam und Berlin zusammengebracht. Die ganze musikalische Bandbreite Dowlands soll mit vier Sängern, zwei Lautenisten, einer Flötistin und sechs Gambisten präsentiert werden.

Ausgewählt haben die Musiker, die sich derzeit für eine Probenwoche in das Künstlerhaus auf Schloss Kannawurf in Thüringen zurückgezogen haben, Lieder aus Dowlands bekannten „Books of Songs or Ayres, of 2, 4 and 5 parts“. Neben dem großen Engländer soll Consort-Musik von Matthias Mercker, aus seinen „Neuen Padovanen und Galliard / so zuvor niemahls in Truck kommen / auf allen Musikalischen Instrumenten lieblich zu gebrauchen / mit 5 Stimmen componiert“ zu hören sein. Ein Programm mit Musik und Tanz, Lieder und Dialogen.

Zwei Abende mit viel Melancholie. Doch in der musikalischen Form, in die Dowland sie gehüllt hat, kann man von ihr nicht genug bekommen. Dirk Becker

„Come, when I call“ am Montag, 21. Juli, und am Dienstag, 22. Juli, jeweils um 20 Uhr im Q-Hof Potsdam, Lennéstraße 37. Der Eintritt kostet 12, ermäßigt 8 Euro. Karten können bestellt werden unter Tel.: (0331) 979 12 91

Dirk Becker

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