Kultur: Der merkwürdig kernige Klang der Posaune
Stefan Schulz spielte am Sonntag mit der Kammerakademie in Potsdam
Stand:
Auch wenn die Posaune in der Barockmusik eine gewichtige Rolle spielte und auch am Siegeszug der historisch informierten Musizierpraxis im 20. Jahrhundert vernehmlich beteiligt war, wird sie als solistisches Instrument dennoch nicht recht wahrgenommen. Oft in der kompletten Besetzung von Alt-, Tenor- und Basslage gespielt, liefert sie immer wieder verlässliche Beiträge für die Klangfülle frühbarocker Instrumentalkonstellationen.
Stefan Schulz, Bassposaunist der Berliner Philharmoniker, hat es sich engagiert zur Aufgabe gemacht, das tiefste Instrument der Posaunenfamilie als solistische Größe zu präsentieren. Mit der Kammerakademie Potsdam, die unter der Leitung des österreichischen Alte-Musik-Spezialisten und Nikolaus-Harnoncourt-Konzertmeisters Erich Hörbarth musizierte, hat Stefan Schulz am Sonntag in der Friedenskirche Sanssouci in einem Barockkonzert zwei Werke präsentiert, in denen sein Instrument sich Geltung verschaffern konnte.
Da war zum einen die Sonata für zwei Violinen, Bassposaune und Basso continuo des italienisch-österreichischen Komponisten Antonio Bertali zu hören, ein kammermusikalisch dichtes Stück, in dem alle drei Melodieinstrumente gleichberechtigte Partner sind und deren Spieler die ornamentalen und artikulatorischen Anforderungen meisterlich bewerkstelligten.
Neben Stefan Schulz waren auch Erich Hörbarth und Christiane Plath an den Violinen sowie die Continuo-Spieler Christine Kessler am Cembalo, Jan-Peter Kuschel auf dem Violoncello und Tobias Lampelzammer auf dem Kontrabass beteiligt. Schulz kultivierte in der Bertali-Komposition das Weiche seines Instruments wunderbar und verstand es, die Posaune als geschmeidig verbindendes Element zu verdeutlichen.
Um die Posaunen-Konzertliteratur aus der Barockzeit aufzufüllen, bearbeitete der Münchener Kirchenmusiker und Komponist Jörg Duda die Fagottsonate TWV 41:f1 von Georg Philipp Telemann zu einem Konzert für Bassposaune und Orchester. Obwohl Stefan Schulz das im Grundsatz nicht eben agile Instrument hochvirtuos und präzise spielte, wollte sich die Posaune mit den Orchesterklang jedoch nicht durchweg verschmelzen lassen. Merkwürdigerweise nahm hierbei ihr Ton einen kernigen Klang an, der der Wärme und Dichte des Spiels der Kammerakadmie entgegengesetzt wirkte. Beim Fagott-Original wäre das Werk wohl besser aufgehoben.
Mit Erich Hörbarth, der vom Konzertmeisterpult das Orchester leitete, konnte ein Musiker für das Friedenskirchen-Konzert gewonnen werden, der in der Interpretation von barocken Kompositionen zu Hause ist. Der Violinist animierte die Formation stets zu einem leichthändigen Musizieren, das höchsten Ansprüchen gerecht wurde, auch in den beiden feierlich-festlichen Concerti grossi von Georg Muffat sowie in der fröhlichen Orchestersuite C-Dur TWW 55:C6 von Georg Philipp Telemann: Schön, dass die Kammerakdemie zwei Komponisten ins Programm nahm, die sich im Konzertleben leider noch nicht durchgesetzt haben, obwohl ihre kompositorischen Qualitäten hervorragend sind.
Eine nachhaltig musikantische Spielfreude brach sich bei den Potsdamer Musikern Bahn, die sich in energiegeladenen Phrasierungen, durchdachten Tempi und dynamischer Feinabstimmung artikulierte. Das Publikum in der Friedenskirche ließ sich gern durch die Barockmusik und ihren Interpreten verzaubern und spendete Stefan Schulz, Erich Hörbarth und der Kammerakademie herzlichen Beifall. Klaus Büstrin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: