Kultur: Der unterschätzte König
Brigitte Meier veröffentlichte im Verlag Friedrich Pustet eine Biografie über Friedrich Wilhelm II.
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König Friedrich II. hatte kein Vertrauen in die Regierungsfähigkeit seines Neffen und designierten Nachfolgers, Kronprinz Friedrich Wilhelm. Ein Jahr vor seinem Tod bemerkte er gegenüber dem Grafen Hoym: „Ich will ihm sagen, wie es nach meinem Tode gehen wird. Es wird ein lustiges Leben bei Hofe werden. Mein Neffe wird den Staatsschatz verschwenden, die Armee ausarten lassen. Die Weiber regieren, der Staat wird zugrunde gehen.“ Diese negative Meinung setzte sich im Laufe der Geschichtsschreibung über Friedrich Wilhelm II. weiter fort. Die „glorreiche“ Zeit seines Onkels noch vor Augen, haben die Historiker Friedrich den Großen kritiklos gewürdigt, den Nachfolger bedachten sie dagegen mit beißendem Spott und bösartigem Gerede.
Die in Neuruppin geborene und heute an der Viadrina in Frankfurt an der Oder lehrende Historikerin Brigitte Meier will mit dem Buch „Friedrich Wilhelm II. König von Preußen – Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution“ den Monarchen in ein anderes, in ein differenziertes Licht rücken. Herausgekommen ist eine lebendig geschriebene Biografie – leider nur mit Schwarz-Weiß- Bildern – im Verlag Friedrich Pustet Regensburg, ein Unternehmen, der das Preußen-Bild bereits mit einer Reihe von Büchern bereichert hat. Nun also mit Brigitte Meiers Arbeit über Friedrich Wilhelm II. Natürlich hat die Autorin eine Unmenge von Quellenmaterial gesichtet, so dass sie befähigt wurde, dem König Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Friedrich II. wird jedoch in ihrem Buch nicht so gut behandelt, ein wenig undifferenziert. Bereits die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg veranstaltete Ausstellung anlässlich des 200. Todestages Friedrich Wilhelm im Marmorpalais warf ebenfalls ein neues Licht auf Friedrich Wilhelm II.
Die Historikerin gibt spannende Einblicke in die Familienbeziehungen zwischen Friedrich und seinem Bruder August Wilhelm, der ein Lieblingskind des Vaters, König Friedrich Wilhelm I., war. Friedrich entwickelte großes Misstrauen ihm gegenüber, vor allem in Sachen Politik und Militär. August Wilhelm schürte das Unbehagen, da er während des Siebenjährigen Krieges als Oberbefehlshaber einen schweren Fehler beging, der zur Folge hatte, dass er in Unehren aus der Armee entlassen wurde. August Wilhelm starb kurz vor seinem 36. Geburtstag im Jahre 1758, ohne sich mit Friedrich versöhnen zu können.
Der kinderlose König sorgte nun für die Bildung seines Neffen Friedrich Wilhelm, dem Sohn August Wilhelms, der sein künftiger Nachfolger auf dem Thron werden sollte. Sie war jedoch unzureichend, um ihn auf die umfangreichen Aufgaben, die ihn erwarteten,, gut vorzubereiten. Auch ihm gegenüber hegte Friedrich Skepsis. Brigitte Meier meint sogar, dass Friedrich vor Rufmord nicht zurückschreckte. Dies hinterließ Spuren, als 1796 der neue König den Thron betrat. Prinz Heinrich, der Bruder Friedrichs, schrieb: „Wenn seine Freunde mit ihm in die neue Regierung kommen, werde ich mich in Rheinsberg einschließen und keinen Fuß mehr nach Berlin setzen“.
Die Regierungspolitik Friedrich Wilhelms II., so Historiker, wurde zumeist von dessen Mätressen – vornehmlich von der Gräfin Lichtenau – und von Ministern, die okkulte Treffen organisierten, bestimmt. Brigitte Meier macht deutlich,dass der König Reformen beim Militär, in der Verwaltung und in der Wirtschaft anstrebte. Auch die Globalisierung des Handels hatte man im Auge. „Handel und Wandel ist die goldene Kelle welche Nationen und Völkerschaften unter einander verbindet, und denen Millionen Menschen des bewohnten Erd Kreises ihre mannigfaltigen Bedürfnisse zuführet ...“, meinte Minister Wöllner.
Wie ein Blitzschlag erhellten im Juni 1789 die Nachrichten vom Ausbruch der Französischen Revolution. Den „Geist der Empörung“, der auch in Preußen hin und wieder zu spüren war, wollte der König mit verschärfter Zensur unterdrücken. Und von „unvermeidlichen Kriegen“, die der König führen musste, spricht die Autorin, aber auch von diplomatischen Schachzügen in der Außenpolitik. Das Urteil von Historikern oder die sich selbst dazu ernannten, dass er der unbedeutendste Regent Preußens gewesen sein soll, kann man nicht hinnehmen. Schon allein, was er für die Kultur und Kunst in Potsdam, geschaffen hat, spricht Bände. Brigitte Meier gibt auch darüber ein farbiges Bild und eine kluge Deutung. Klaus Büstrin
Brigitte Meier, Friedrich Wilhelm II. König von Preußen – ein Leben zwischen Rokoko und Revolution, Verlag Friedrich Pustet Regensburg
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