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Kultur: Die Begleitung bringt Farben

Maria Riccarda Wesseling singt heute in der „Schubertiade“

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Maria Riccarda Wesseling singt heute in der „Schubertiade“ Hin und wieder habe sie mit ihrer Familie überlegt, ob sie nicht nach Potsdam ziehen würde, erzählt die junge Mezzosopranistin Maria Riccarda Wesseling. „Während der Einstudierungen und Aufführungen von Händel-Opern – „Herkules“ und „Teseo“ – im Schlosstheater im Neuen Palais habe ich die Atmosphäre der Stadt mit ihren Parks, den Wäldern und Seen schätzen gelernt.“ Doch die Schweiz ist ihre Heimat, ist sie zu Hause. Und es ist schließlich für eine Konzert- und Opernsängerin nicht ganz unwichtig, wenn sie im nahe gelegenen Theater in Bern in jeder Spielzeit in bis zu zwei Operninszenierungen mitwirken kann. Dieser Tage ist sie wieder in Potsdam. Und viele Opern- und Konzertbesucher werden sich auf die Wiederbegegnung mit der Mezzosopranistin freuen. Heute ist sie in der Friedenskirche zu hören. Keine Barockmusik ist von ihr zu hören, sondern Lieder von Franz Schubert. Das Neue Kammerorchester Potsdam, veranstaltet um 19.30 Uhr im Gotteshaus am Rande des Parkes Sanssouci unter der Leitung von Ud Joffe eine „Schubertiade“. Musiziert werden die Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, „Deutsche Tänze“ in einer Instrumentierung von Anton Webern und Lieder, die von verschiedenen Komponisten für Orchester bearbeitet wurden. „Nur ein Lied werde ich in der originalen Fassung singen, die Romanze aus „Rosamunde“, die Schubert selbst für Orchester schrieb“, berichtet die Sängerin. Insgesamt stehen acht Lieder auf dem Programm. „Es sind zumeist Highlights: Die Forelle, Erlkönig, Die junge Nonne, Du bist die Ruh, Prometheus. Ich finde es nicht unwichtig, dass man den größten Teil der Lieder in diesem Konzert relativ gut kennt. Somit kann sich der Zuhörer intensiv auch auf die Instrumentierung konzentrieren.“ Die Begleitung gewinnt durch das Orchester an Farbigkeit, aber die Kompositionen sind keine Neuschöpfungen. Am Schubert“schen Lied selbst haben Johannes Brahms, Max Reger oder Benjamin Britten nichts geändert. Am Dienstag Nachmittag wusste Maria Ricarda Wesseling noch nicht, wie die Orchesterbearbeitungen klingen. „Es ist das erste Mal, dass ich sie singe. Ich bin schon sehr gespannt“, sagt die Sängerin in einem Gespräch, ehe sie zur Probe aufbrechen muss. „Aber ich glaube dennoch, dass das vom Klavier begleitete Sololied Franz Schuberts von höchstem Adel ist.“ Leider ist es heutzutage sehr schwer, intime Liederabende zu veranstalten. Dabei ist es unglaublich, „was für Musik in diesen (Schuberts) Liedern steckt. Kein Komponist versteht wie er richtig zu deklamieren. Bei ihm kommt aber immer das Beste so selbstverständlich heraus, als könnte es nicht anders sein“, schrieb Johannes Brahms. Maria Riccarda Wesseling ist musikalisch in verschiedenen Stilepochen zu Hause. Sie möchte sich nämlich keinesfalls auf eine festlegen. Sie singt die Carmen von Bizet genau so gern wie den Sextus aus Mozarts „Titus“. In diesem Jahr wird sie sich auch intensiv mit der genialen Musik eines Giuseppe Verdi auseinander setzen. In Bern ist sie als Fenena in „Nabucco“ zu erleben. Auch auf der CD hat die Mezzosopranistin in letzter Zeit ganz Unterschiedliches interpretiert, sie sang Lieder von Mahler, Berg, Zemlinsky und Schönberg auf der einen Platte, auf der anderen ist eine Aufnahme des „Messias“ von Händel zu vernehmen. Immer wieder wird die Sängerin gebeten, komplizierte zeitgenössische Musik zu singen. Denn sie verlangt eine große Musikalität. Und die muss ihr wohl eigen sein. Von Maria Riccarda Wesseling, die mit ihrer warmherzigen, weit gefächerten Stimme und intensiven Ausstrahlung so für sich einnimmt, wird mit Sicherheit noch viel Gutes zu hören sein, hoffentlich auch weiterhin in Potsdam. Klaus Büstrin

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