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Das Gemälde Die Heilige Nacht gehört jetzt wieder zur sichtbaren Ausstattung des Gotteshauses auf dem Bassinplatz.

© Andreas Klaer

Von Klaus Büstrin: Die „berühmte Nacht“

Franz Hillners Kopie „Die Heilige Nacht“ nach Correggio im alten neuen Licht in St. Peter und Paul

Stand:

Die Heilige Nacht befand sich in der Sakristei. Viele Jahre lang. Nur für wenige Personen zugänglich. Seit gestern hat sie aber einen Ehrenplatz bekommen. Und sie wird die Besucher der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul am Heiligen Abend zum Staunen und zur stillen Andacht einladen. Das Gemälde „Die Heilige Nacht“ gehört jetzt wieder zur sichtbaren Ausstattung des Gotteshauses auf dem Bassinplatz.

Die Kopie Franz Hillners nach dem berühmten Bild des italienischen Renaissancemalers Antonio Allegri, genannt Correggio (1489-1534), erstrahlt wieder in altem neuem Glanz. Die Augen und Hände des Potsdamer Restaurators Oliver Max Wenske haben versucht, das Bild in seine ursprüngliche Fassung zu führen. Vor allem dort, wo Licht ist, werden nun die brillanten Farben des Kopisten hervor gehoben. Und der helle Schein trifft das Jesuskind und seine Mutter. Aber Correggio und natürlich auch Hillner malten vor allem die Szenerie so, als ob das Licht von dem Kind in der Krippe ausgeht: „Es gibt der Welt einen neuen Schein“, wie der Liederdichter Paul Gerhardt schreibt. Der italienische Meister hat in seinem Gemälde den damals modernen Stil der Hell-Dunkel-Malerei in beeindruckender Weise benutzt.

Fast die gesamte Personage des Weihnachtsgeschehens in Bethlehem vor 2000 Jahren findet man auf dem Gemälde. Die beglückte Maria, die staunenden Hirten und die frohlockenden Engel. Doch Joseph verschwindet, wie so oft, im Hintergrund, bleibt im Dunklen. So manches malerische Detail Correggios musste bei Franz Hillner im Ungefähren bleiben. Leider konnte er unter nicht besonders guten Lichtverhältnissen in der Dresdner Gemäldegalerie arbeiten. Nur bei Kerzenbeleuchtung.

Der sächsische Kurfürst Friedrich August II. war ein großer Kunstliebhaber. Er hat viel für den künstlerischen Glanz Dresdens getan. Das Bild „Heilige Nacht“ oder „La Notte“ oder „Anbetung der Hirten“, wie es auch genannt wird, erwarb der Monarch zusammen mit einhundert Meisterwerken 1746 aus der herzoglichen Galerie zu Modena. Zwischen 1522 und 1530 hat Correggio es für eine Kapelle in Parma geschaffen. Später kam es nach Modena.

In Dresden war man voller Stolz über den Besitz der in ganz Europa „berühmten Nacht von Correggio“. Ihr Ruhm stellte lange Zeit selbst Raffaels „Sixtinische Madonna“ in den Schatten. Prominente Persönlichkeiten sorgten mit hymnischen Beschreibungen dafür, dass dieses Bild zum Inbegriff der Wiedergabe des weihnachtlichen Geschehens sowie der künstlerischen Meisterschaft wurde. Entsprechend ist die stattliche Anzahl von Kopien und Teilkopien. In der Greifswalder Marienkirche befindet sich beispielsweise ebenfalls die „Heilige Nacht“, die Friedrich August von Klinkowström, ein Weggefährte Caspar David Friedrichs, nach dem Original anfertigte.

Franz Hillner, geboren 1745 in Breslau, war der Sohn eines Orangeriegärtners, der ab 1765 unter Friedrich dem Großen in Potsdam tätig wurde. Der künstlerisch begabte Franz konnte des Königs Sammlung in der Bildergalerie immer wieder in Augenschein nehmen. Italienische oder flämische Malerei begeisterten ihn und er beschäftigte sich autodidaktisch mit der Kunst. Unterricht nahm er bei Christian Bernhard Rode, einem damals bekannten Maler in Berlin, der so manchen Auftrag von König Friedrich II. erhielt.

Dann hieß es eines Tages: Auf in das Land das Künste, auf nach Italien! Mit dem Potsdamer Gastwirtssohn Johann Gottlieb Puhlmann machte er sich Richtung Süden auf. Man zog über Dresden, Wien, Venedig, Florenz nach Rom. Dort studierten zunächst beide bei Pompeo Batoni, einer kulturellen Institution in der „ewigen Stadt“.

Friedrich der Große mochte Batonis Malerei und bestellte bei ihm Gemälde. In Rom lernte Hillner viele deutsche Künstler kennen, die gleich ihm die große italienische Kunst der Vergangenheit und Gegenwart studierten. Auch in Paris und in Antwerpen hielt er sich zu Studienzwecken auf. Zurück in Potsdam gründete Franz Hillner eine Zeichenschule und malte selber Bilder mit vor allem mythologischen Inhalten.

Zwanzig Jahre nach dem Aufenthalt in Dresden 1773 kopierte Franz Hillner Correggios „Die Heilige Nacht“. Wie es in den Besitz der katholischen Gemeinde in Potsdam kam, ist völlig unklar. Ist es eine Schenkung von dem Künstler oder von einem anderen Potsdamer? Niemand von der Kirchengemeinde konnte während der Präsentation Auskunft geben. Die Quellenlage ist schwierig.

Wie dem auch sei, das Bild braucht nun nicht mehr in der Sakristei der Propsteikirche ein stiefmütterliches Dasein zu fristen. Mit Hilfe einer zweckgebundenen Spende von 4000 Euro der „Stiftung Preußisches Kulturerbe“ haben Oliver Max Wenske und Grit Jehmlich, die den kostbaren Rahmen restaurierte, ein weihnachtliches Glanzlicht für Potsdam zurückgeholt.

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