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Kultur: Die Bilder hören nicht am Rahmen auf Hans-Jürgen Diehls

beeindruckende Bilderwelt im Kunsthaus Potsdam

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beeindruckende Bilderwelt im Kunsthaus Potsdam Von Klaus Büstrin Zehn oder elf Bilder von wandartiger Größe hängen in diesen Tagen im Kunsthaus Potsdam im Ulanenweg. Die meisten von ihnen sind in diesem Jahr entstanden. Vier Bilder stammen jedoch aus dem Jahre 1965. Doch man geht an ihnen leider vorbei, denn Aufmerksamkeit erheischen nur diejenigen, die 2005 entstanden sind. Hans-Jürgen Diehl ist ihr Maler. Der heute 65-Jährige, in aller Welt bekannte Künstler, gehört zu den wichtigsten Kunstprofessoren an der Universität der Künste Berlin. Schon seit 1977. Und zeitweise lebt und arbeitet Diehl auch in New York City. Neben der Größe der Gemälde imponiert auch deren Farbigkeit. Mutig in ihrer Zusammenstellung beeindrucken sie durch ein intensives „großflächiges Leuchten und Strahlen“ (Karlheinz Nowald). Nicht sofort wird der Betrachter die Bilderwelt des Hans-Jürgen Diehl durchdringen. Man hat den Eindruck, dass der Maler auf alle akademischen Konventionen verzichtet, dass er kompromisslos auf die Freiheit der Kunst fast ohne Regeln setzt. Und Chaos ist der erste Eindruck. Gleich einem Puzzlespiel muss man die Bilder entziffern. Denn ohne zu zögern, stellt er Menschen, Bäume, Landschaften einfach auf den Kopf, lässt sie so wie sie sich da finden, gemeinsam unsere Welt erleben. Figuren und Strukturen kommen zusammen. „Es ist keine ausgedachte Welt, die ich male, sondern ich schöpfe aus der wirklichen“, sagt Hans-Jürgen Diehl gegenüber dieser Zeitung. Es geht bei seiner Kunst um die „Wiederherstellung des Menschen im Kosmos, also um des Menschen Weltbezug“ (Karlheinz Nowald). Und dennoch wird der Künstler von seinen eigenen Einfällen beflügelt. Oftmals ist Diehls Malerei poetisch verklärt, tänzerisch leicht und auch dramatisch. Sie reagiert oft auf spontane Empfindungen. Aber die Fantasie wird von ihm diszipliniert, weil er seine Kunst nicht einem Zufall oder einer Laune überlassen möchte. Ihn beschäftigt seit Jahren die Frage: Wie lässt sich der Mensch in die Natur integrieren. „Neue Wege muss man finden, um sich mit ihr auszusöhnen. Es muss ein Gleichgewicht zwischen uns und der Natur wieder hergestellt werden.“ Keiner politischen Partei oder Organisation ist er bei der Beschäftigung mit diesem Thema und dem künstlerischen Verarbeiten verpflichtet, sondern er schöpft ganz aus seinen Erlebnissen und Einsichten. „Bei meinen Reisen, beispielsweise, nach Alaska, habe ich viel unberührte Natur kennen gelernt. Ich spürte, dass der Mensch dort nicht das dominante Wesen ist“, erzählt Hans-Jürgen Diehl. Aber warum wählte er gerade New York als Wohnsitz, eine Stadt, die doch voller Menschen ist und scheinbarem Kontrast zur Natur steht? „Dort erlebe ich eine Verdichtung von Menschen wie nirgends sonst auf unserer Erde. Aus allen Kulturen und Orten der Welt kommt man dort zusammen. Und wir Menschen sind doch schließlich auch Teil der Natur.“ Diehls räumliche Bildkonzeption will nichts anderes als den Freiraum der Bildfläche mit klarer künstlerischer Verantwortung nutzen, sie zu einem „Bild“ machen, das nicht am Bildrahmen aufhört, sondern im Betrachter fortwirkt. Malerei von Hans-Jürgen Diehl, Kunsthaus Potsdam, Ulanenweg 9 Mi-Fr. 15-18 Uhr, Sa- So11-18 Uhr.

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