GRATULANTEN: Die Gralshüter
Das Filmmuseum feierte seinen 25. Geburtstag: Der Gabentisch war reich gedeckt
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Kitty, die Filmkatze, schaut zufrieden aus der Glasvitrine. Auch ohne Moritz und ihre Litfaßsäule läuft alles rund. Ihre Herbergsmutter, Filmmuseums-Chefin Bärbel Dalichow, lässt ihren seidigen Goldrock zu den Rhythmen von DJ Peter Hartwig, der im sonstigen Leben Filmproduzent ist, rauschen. Die Anspannung vom Festakt ist offensichtlich von ihr abgefallen.
Zu den illustren Gästen der Geburtstagsparty gehören ganz zur Freude von Kitty auch ihre eigenen Erfinder: Autorin Christa Kozik und Regisseur Rolf Losansky. Ansonsten sind bekannte Film-Gesichter eher rar. Regisseur Roland Gräf ist auszumachen und pünktlich zum Tanz auch Andreas Dresen. Uwe Fleischer, einst Chef der Trickfilmwerkstatt, hat eine alte Holzsäge unterm Arm. Mit der wurden einst die herrlichsten Kulissen gestaltet, meint der Gratulant. Gestaltungskraft ist schließlich auch ein Markenzeichen des Filmmuseums in seinen 25 aufregenden, kreativen Lebensjahren. Die filmisch durchsetzte Rückschau erinnert an so manche Sternstunde, in der sich ein Zipfel der Leinwandmagie ganz authentisch packen ließ. Stars wie Wim Wenders, Hildegard Knef, Erwin Geschonneck, Armin Mueller-Stahl, Leni Riefenstahl, Ilse Werner oder der Maler Derek Jarman durchschritten den geschichtsträchtigen Ort, an dem einst Orangen blühten und königliche Pferde ihre müden Glieder betteten.
Bei all“ den Gratulationsreden fiel immer wieder auch das Wort Zuhause. Der Manager des Filmparks, Matthias Voß, sprach vom Filmmuseum als Gralshüter der Geschichte: „Hier findet der Cineast Tiefe und Inhalt. Wenn man wertvolle Dinge hat, gibt man sie Bärbel Dalichow.“
Überhaupt waren an diesem Abend die Geldleute in der Überzahl. Dazu gehörte auch Finanzvorstand Marius Schwarz der Studios Babelsberg, dessen Vorstandsvorsitzenden derzeit in Los Angeles unterwegs sind, um Filme an Land zu ziehen. Viel habe sich in den vergangenen Jahren in den Studios verändert, das Filmmuseum sei da eine wichtige Konstante.
Als ein Haus, das Unmögliches möglich macht, lobt Knut Elstermann in seiner launigen Rede, den Jubilar. „Ein richtiges Frauenhaus mit nur wenigen Männern. Aber nur starke Männer können auch starke Frauen aushalten“, so „Kino-Knut“. Er hatte eines der originellsten Geschenke dabei: einen Original-Nasenspüler von Prof. Schmidt. „Hilft garantiert gegen jede Erkältung“ – verspricht der Hersteller, der einst als Kleiner Muck die Filmwelt eroberte.
Vier dicke Bücher mit allen von 1946 bis 1992 in Babelsberg produzierten Kino- und Fernsehfilme überreicht Ulrich Kling, Leiter des Studio- und Atelierbetriebs. An die 1000 Filme mit Drehstab sind darin handschriftlich notiert. Diese „Kladden“ sollten im Container landen: „Eine Mitarbeiterin rettete sie und übergab sie mir 1997. Ich habe sie bewusst bis zu dieser Geburtstagsfeier aufgehoben.“
Und da zum guten Ton eines Films auch die Musik gehört, überreicht schließlich Musikschuldirektor Wolfgang Thiel mit einem lachenden und einem weinenden Auge ein ganzes Paket alter Schallplatten aus seinem Privatbesitz. Musikalisch mischte sich auch Katrin Sass in den erinnerungsbeladenen Abend. Anfangs quäkte sie bewusst schräg „Unsere Heimat“ ins Mikro, um sich schließlich munter persiflierend durch ihre persönlich gefärbte Ost-West-Schlager-Parade zu singen. Die technisch übersteuerte, etwas ohrenbetäubende, aber die Stimmung anheizende Show war der rechte Übergang, um schließlich in der „Lounge“ das Tanzbein zu schwingen – wohlwollend beäugt von Kittys durchdringendem Blick.
Die Ministerin kam zwar nicht selbst, dafür übergab Staatssekretär Johann Komusiewicz einen Schokosessel, und
50 000 Euro obendrein für richtige, neue Kinosessel. Christa Kozik
überreichte die Handschrift ihres HölderlinSzenariums „Hälfte des Lebens“, und Rolf Losansky hatte ein Video von seinem „Schneemann für Afrika“ dabei.
Trickfilmmann Uwe Fleischer überraschte mit einer alten Säge.
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