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Kultur: Die hohe Kunst der Sorgenfreiheit Ausstellung „Sans souci“ im Stadthaus

Wer „Sans souci“ sehen will, muss erst einmal suchen. Leicht zu finden ist diese Ausstellung im Flur des Oberbürgermeisters nicht.

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Wer „Sans souci“ sehen will, muss erst einmal suchen. Leicht zu finden ist diese Ausstellung im Flur des Oberbürgermeisters nicht. Ein Blick auf den Fluchtplan des Potsdamer Stadthauses verrät die ungefähre Lage des Flurs: vor dem Plenarsaal rechts hinunter, dann links. Doch eine weiße Tür versperrt den Weg – also wieder die Treppen runter zur Auskunft. „Eine Ausstellung? Hier?“, fragt die Angestellte verwundert, erklärt dann aber doch bereitwillig, wie man an den gewünschten Ort gelangt. Und schon betritt man den galerieartigen Korridor, durch dessen breite Fensterfront helles Sonnenlicht strömt und ist angenehm überrascht über die Arbeiten der Gewinner des Wettbewerbs „Sans souci“, die hier zu sehen sind.

30 Bilder hängen dort, 30 Werke im Format 20 mal 20 Zentimeter, alle in einfache Holzrahmen gefasst. Die Berliner Galerie „30 Links“ hatte 57 Künstler aus Berlin und Brandenburg eingeladen, sich zum 300. Geburtstag Friedrichs II. bildlich mit dem berühmten König auseinanderzusetzen – unter dem Motto „Sans souci“.

Nachdem die ausgewählten Werke Anfang August in den Räumen von „30 Links“ in Berlin-Kreuzberg zu sehen waren, zog die Ausstellung dann weiter nach Potsdam. Seitdem begegnen einem Windhunde auf dem schmalen Flur vor dem Büro des Oberbürgermeisters, bauschen sich dort prächtige Kleider im Wind und reitet Friedrich II. bewegungslos auf seinem weißen Pferd auf und ab. Sorgenfreiheit, Kindsein, sich die Welt so gestalten zu dürfen, wie man möchte: Das inspirierte die Illustratorin Karen Runge zu ihrem farbenprächtigen Aquarell-Feder-Acryl-Bild, auf dem verkleidete Kinder zwischen elefantenförmigen Bäumen eine Teezeremonie nachspielen. Die Frage, ob politische Macht Sorgenfreiheit bedeutet, stellt sich angesichts der vierarmigen Angela Merkel, die auf Gavin Hodges Fotocollage im Schlosspark von Sanssouci residiert, während Schröder und Putin feixend zu ihr herüberschauen. Im Hintergrund erhebt sich drohend eine düstere Skyline. „Sans souci“ ist eine gelungene künstlerische Auseinandersetzung mit der Person Friedrichs II. und ein sehenswerter Beitrag zu seinem 300. Geburtstag.

Was diese Ausstellung so interessant macht, ist das breite Spektrum an Techniken, derer sich die Künstler bedienen: digitale Fotocollagen hängen neben Bleistiftzeichnungen, Kaltnadel-Radierungen neben Aquarellen. Durch das kleine Format der Bilder bleibt die Ausstellung trotz der großen Bandbreite klein und fein. Sie protzt nicht im Großformat, was den Betrachter umso mehr einlädt, genauer hinzuschauen und feine Details in den Werken zu entdecken.

Die technische Vielfalt liegt wohl in den verschiedenen Richtungen begründet, aus denen die Künstler kommen. Unter ihnen sind Mode- und Kommunikationsdesigner, Maler, Grafiker, Fotografen und Bühnenbildner. Viele davon haben an internationalen Kunsthochschulen studiert, was sich in dem künstlerischen Niveau zeigt.

Nicht zuletzt wird hier auch über die üblichen Klischees hinausgeblickt, was die Biografie des Alten Fritz betrifft. Die freischaffende Kostümbildnerin Ute Rathmann porträtierte mit feiner Technik die junge Dorothea Elisabeth Ritter. Sie wurde öffentlich ausgepeitscht, weil sie, so vermutete Friedrichs Vater Friedrich Wilhelm I., ein Verhältnis mit seinem damals 18-jährigen Sohn hatte. Auf visuellem Wege kann man in „Sans souci“ also auch weniger bekannte Episoden aus Friedrichs Leben erfahren. Linda Huke

„Sans souci“ ist noch bis zum 20. September im Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße 79-81 zu sehen. Geöffnet für Besucher ist sie von Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 16 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei

Linda Huke

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